Wohl drei Femizide in einer Woche: Frauenrechtlerin fordert mehr Schutz
In Niedersachsen gab es jüngst mehrere mutmaßliche Femizide - zuletzt in Varel und Nienburg. Um Frauen besser zu schützen, müssen laut der Frauenrechtsorganisation Terre des Femmes mehrere Maßnahmen umgesetzt werden.
"Es muss vieles gleichzeitig passieren", sagte die Bereichsleiterin Referate, Sina Tonk aus Berlin, im Gespräch mit NDR Niedersachsen. Die Prävention müsse unter anderem in der Schule ansetzen, um Rollenstereotype zu thematisieren. "Wir leben im Jahr 2025 und Frauen sind auch heute noch nicht gleichberechtigt", so die Frauenrechtlerin. Bei vielen Männern herrsche noch ein sehr patriarchales Rollenverständnis vor. "Es ist sogar so, dass wir teilweise auch einen Rückwärtstrend beobachten", sagte Tonk. Es benötige zudem Prävention bei den Tätern, zum Beispiel in Form von verpflichtenden Anti-Gewalt-Trainings, damit die Gewalt nicht weiter eskaliere, so Tonk.
Tonk: Umsetzung von elektronischer Fußfessel dauert zu lange

"Wir brauchen aber auch mehr Frauenhausplätze - das Gewalthilfegesetz muss schnell umgesetzt werden", sagte die Frauenrechtlerin am Dienstag. Um Frauen besser schützen zu können, wären Mittel wie die elektronische Fußfessel, um Annäherungsverbote zu überwachen, nötig. Zwar soll die elektronische Fußfessel in Niedersachsen kommen, allerdings verlaufe die Umsetzung zu schleppend, sagte Tonk.
Terre des Femmes fordert bei Gewalt Aussetzung von Umgangsrecht
Ein anderer Punkt ist laut der Frauenrechtlerin das Umgangs- und Sorgerecht bei gemeinsamen Kindern. Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wird demnach thematisiert, dass dies bei häuslicher Gewalt zulasten des Gewalttäters berücksichtigt werden muss. Hier sieht Terre des Femmes weiteren Handlungsbedarf: Die Frauenrechtsorganisation beobachtet ihren Angaben zufolge in den polizeilichen Statistiken bei häuslicher Gewalt einen Anstieg geschlechtsspezifischer Taten. Bestehendes Umgangsrecht müsse daher für gewalttätige Männer ausgesetzt werden, damit keine weitere Gewalt an Frauen ausgeübt werden kann, sagte Tonk.
