Windkraft-Ausbau: Niedersachsen 2021 bundesweit vorn
Der Ausbau der Windenergie lief im Norden 2021 sehr unterschiedlich: Niedersachsen und Schleswig-Holstein bauten mehr Anlagen als 2020, Mecklenburg-Vorpommern weniger. In Hamburg änderte sich nichts.
Nach einer Flaute in den vergangenen Jahren beim Bau neuer Windkraftanlagen legte Niedersachsen 2021 deutlich zu - und eroberte im bundesweiten Vergleich den Spitzenplatz. Das geht aus Angaben des Bundesverbands Windenergie und VDMA Power Systems hervor. Bei Letzterem handelt es sich um einen Fachverband, der unter anderem die Interessen von Windenergie-Herstellern vertritt. Insgesamt wurden 104 neue Windkraftanlagen an Land errichtet, ein Jahr zuvor waren es lediglich 48. Bei der Zahl neuer Anlagen liegt Brandenburg zwar gleich auf, doch war die zugehörige Leistung mit 421 Megawatt (MW) in Niedersachsen etwas höher als beim Zweitplatzierten (412 MW). Insgesamt liegt der niedersächsische Anteil am deutschlandweiten Brutto-Leistungszubau bei mehr als 20 Prozent.
Zahlen von 2017 liegen in weiter Ferne
Da allerdings nicht nur neue Anlagen gebaut, sondern auch alte stillgelegt werden, ist die Differenz - der Netto-Zubau - eine wichtige Größe. Auch dabei nahm Niedersachsen im vergangenen Jahr mit 403 MW den ersten Platz unter allen Bundesländern ein, knapp vor Brandenburg mit 396 MW. Verglichen mit dem Windkraft-Ausbau im Jahr 2017 bleibt es allerdings auch in Niedersachsen bei einem merklichen Minus. In dem Jahr waren allein in Niedersachsen 485 Windkraftanlagen gebaut worden - und damit eine mehr als 2021 bundesweit neu in Betrieb gegangen sind.
2018 und 2019 Flaute beim Neubau
In den Jahren 2018 und 2019 herrschte Flaute. Vor allem langwierige Planungsverfahren, aber auch Widerstand vieler lokaler Initiativen und Unsicherheit der Betreibenden über staatliche Anschlussförderung auch älterer Anlagen hatten die Windkraft nach Angaben des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE) stark ausgebremst.
SH: Höchste Leistungsdichte der Flächenländer
2021 ging es auch in Schleswig-Holstein wieder aufwärts. 67 Windräder mit einer Gesamtleistung von 269 MW wurden neu gebaut. Unter den Flächenländern hat Schleswig-Holstein mit 444 Kilowatt je Quadratkilometer die mit Abstand höchste Leistungsdichte. Auch bei der Erneuerung und Aufstockung älterer Anlagen, dem sogenannten Repowering, war das nördlichste Bundesland 2021 Spitzenreiter mit einer Leistung von 71 MW.
MV: Deutlich weniger neue Windräder als 2020
In Mecklenburg-Vorpommern wurden 2021 fast genauso viele Anlagen zurückgebaut wie neue hinzukamen. 19 Windräder wurden installiert, 18 gingen vom Netz. Der Netto-Zubau lag damit nach Angaben des Bundesverbands Windenergie und VDMA Power Systems bei 61 Megawatt. Im Vorjahr waren in Mecklenburg-Vorpommern noch 33 neue Anlagen errichtet worden. Der Zubau hatte 110 Megawatt betragen - sowohl Brutto als auch Netto. Der Anteil von Mecklenburg-Vorpommern am bundesweiten Brutto-Zubau liegt bei vier Prozent.
In Hamburg bleibt es bei 65 Anlagen
In Hamburg blieb 2021 im Vergleich zum Vorjahr alles gleich. Weder wurden neue Windkraftanlagen installiert noch alte stillgelegt. Zum Jahresende standen in der Hansestadt 65 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 119 Megawatt.
Experte: Klimaziele mit diesem Tempo nicht erreichbar
Die neue Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Ausbau der Windenergie wegen der zentralen Rolle für die Klimaziele entschiedener voranzutreiben. Laut dem Geschäftsführer VDMA Power Systems, Dennis Rendschmidt, reicht der aktuelle Zubau dafür jedoch nicht aus. Bis 2030 will die Bundesregierung 80 Prozent der deutschen Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien decken.
