NDR Info im Dialog: Pluralität im Programm

Unsere Gesellschaft ist vielfältig - dabei geht es nicht nur um verschiedene Meinungen, sondern auch um unterschiedliche Bedürfnisse und Hintergründe: kulturell, sozial, demografisch. Aber wird diese Vielfalt auch ausreichend im Programm des NDR abgebildet? Was wünschen sich die Hörerinnen und Hörer und welche Grenzen sind dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesetzt? Um diese Fragestellungen ging es in der dritten Gesprächsrunde im Rahmen von NDR Info im Dialog.
Ist der NDR so divers wie er sein könnte?
Hörerin Ilga Kahl kommt gleich zu Anfang zur Sache: Sie wünscht sich ein Radio für Kinder und Jugendliche, nicht nur eine Sendung. Bei fast 14 Millionen Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sei das angebracht. Wenn man die Inhalte dafür gleich multikulturell denke, wäre das sehr bereichernd und könne verbindend wirken:
"Radio und Fernsehen wird ja eigentlich nur für Deutsche gemacht."
Auch Hörerin Aysun Lehmann findet, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen müssten besser eingebunden werden. Auch diejenigen, die sich nicht so gut artikulieren können, sollten zu Wort kommen. Sie erwähnt eine redaktionelle "Bubble" und stellt ganz allgemein die Frage:
"Wie kommen Sie eigentlich an Themen, auf die sie selber gar nicht kommen können?"
Christiane Uebing, stellvertretende Programmchefin von NDR Info Radio, räumt ein, dass der NDR nicht so heterogen aufgestellt ist, wie es wünschenswert wäre. Die Notwendigkeit sei aber im NDR bekannt und es werde großer Wert darauf gelegt, unterschiedliche Perspektiven abzubilden und das auch auszubauen.
Brauchen bestimmte Inhalte eine bessere Einordnung?
Hörer Hayo Zimmermann erwähnt den Umgang mit der AfD und wünscht sich, dass ein Interview, etwa mit einem Landesvorsitzenden, im Anschluss eingeordnet wird. Hörer Michael Bittner-Benende geht noch einen Schritt weiter:
"Die AfD ist demokratiefeindlich, homophob und ausländerfeindlich."
Als Fall für den Verfassungsschutz bekomme diese Partei zu viel Aufmerksamkeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zumindest müssten deren Aussagen im Anschluss kommentiert werden. Hörer Matthias Lorch will sich lieber seine eigene Meinung bilden. Das Einordnen sei auch gefährlich:
"Ich möchte lieber Informationen von allen Beteiligten hören und so mehr unterschiedliche Standpunkte unterbringen."
Christiane Uebing erklärt, dass die AfD bis vor Kurzem noch die größte Oppositionspartei im Bundestag war und demnach auch zu Wort kommen müsse - im Namen der Pluralität. Problematisch sei es erst, wenn der demokratisch, freiheitliche Rahmen verlassen werde. Marcus Bensemann, Leiter des Bereichs Aktuelles/Online und Social Media, betont, dass es vielmehr darum gehe, Kontrapunkte zu setzen und zum Nachdenken anzuregen, statt eine Meinung vorzugeben:
"Wichtig ist auch die Differenzierung zwischen Kommentar und Einordnung. Meinungen werden bei uns immer als solche gekennzeichnet."
Wo sind eigentlich die Frauen im Sport?
Zwei Punkte sind den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch wichtig: Themen sollen über einen längeren Zeitraum verfolgt und auch erneut aufgegriffen werden und die Sichtbarkeit von Frauen im Sport. Redakteurin Bettina Less erzählt von einem Format, bei dem ukrainische Flüchtlinge interviewt und dann für einen längeren Zeitraum begleitet werden. Das Wiederaufgreifen von Themen und das Dranbleiben liegt ihr am Herzen. Zum Sport äußert sich Redakteurin Doreen Strasdas:
"Dass Frauen unterrepräsentiert sind, ist uns seit vielen Jahren bewusst."
Sie ist froh, dass das Thema nun gesamtgesellschaftlich mehr Aufmerksamkeit bekommt. NDR-intern beteilige man sich an der 50/50 Challenge, ein Projekt, dass Frauen zu gleicher Sichtbarkeit im Programm verhelfen will. Ein kontinuierlicher Anstieg sei das Ziel, doch der Wandel brauche Zeit.
Die Runde ist schließlich sehr dankbar für den regen Austausch. Von allen Seiten wünscht man sich mehr davon. Die Mitarbeiter*innen des NDR freuen sich vor allem über den wertvollen Input und die vielen Anregungen der Hörerinnen und Hörer.
