Ein Wegweiser steht vor der Erdgasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 2 im vorpommerschen Lubmin. (Themenbild) © dpa-Bildfunk Foto: Jens Büttner
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AUDIO: Nord Stream 2: Vorerst kein Konkurs (1 Min)

Nord Stream 2: Insolvenz erneut vorläufig abgewendet

Stand: 09.05.2025 13:17 Uhr

Der Betreiber der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 hat nach Verhandlungen mit seinen Gläubigern eine Pleite vorerst abgewendet. Ein Schweizer Kantonsgericht bestätigte am Freitag einen zwischen den Parteien geschlossenen Nachlassvertrag.

Der hoch verschuldete russische Pipeline-Betreiber Nord Stream 2 AG kann weiter nach einem neuen Investor suchen. Das Gericht im Schweizer Kanton Zug genehmigte nun den Nachlassvertrag, der die Sanierung durch einen Schuldenschnitt möglich macht. Andernfalls wäre nach Schweizer Recht der Konkurs verhängt worden - was einem deutschen Insolvenzverfahren entspricht. Nord Stream 2 gehört dem russischen Staatskonzern Gazprom und hat seinen Sitz im Kanton Zug. Großgläubiger wie die westeuropäischen Energiekonzerne ENGIE, OMV, Shell, Uniper und Wintershall einigten sich am 30. April auf einen Nachlassvertrag, wie das Gericht mitteilte. Weil dagegen noch Beschwerde eingelegt werden kann, erteile es keine weiteren Auskünfte. 

Gläubiger hatten Milliardenbeträge investiert

Um den Nachlassvertrag wurde zweieinhalb Jahre gerungen. Die Großgläubiger dürften dabei erhebliche Abschläge auf ihre Investitionen in Kauf genommen haben. Sie hatten jeweils Milliardenbeträge investiert, der Bau der Pipeline kostete knapp zehn Milliarden Euro. Die Forderungen der Kleingläubiger hingegen -darunter zahlreiche Baufirmen in Mecklenburg-Vorpommern - sollten gemäß Weisung des Gerichts von Januar voll entschädigt werden. Zumindest einige haben zuletzt bestätigt, dass ihre Rechnungen beglichen wurden. 

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Steigen US-Investoren in das Geschäft ein?

In Medien wurde zuletzt über den Einstieg von US-Investoren spekuliert. Genannt wird etwa der wohlhabende US-Geschäftsmann und Unterstützer von US-Präsident Donald Trump, Stephen P. Lynch. Dem "Wall Street Journal" sagte er, der Kauf sei eine einmalige Gelegenheit, die Energieversorgung Europas unter amerikanische und europäische Kontrolle zu bringen. Die Idee ist, russisches Gas durch eine dann amerikanische Pipeline nach Europa zu pumpen. Der Pipeline-Betrieb könnte Teil einer amerikanisch-russischen Vereinbarung zur Beilegung des Ukraine-Kriegs werden. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte im März im staatlichen Fernsehen gesagt: "Über Nord Stream wird gesprochen". Gasmarkt-Analyst Heiko Lohmann sagte, er würde so ein Szenario nicht ausschließen, da es bisher keine Sanktionen gegen russisches Gas gebe. Allerdings hat die EU gerade erst Pläne vorgelegt, wie der Import von russischem Gas bis 2027 gänzlich gestoppt werden soll.

Experte: "Gaswirtschaftlich keine Zukunft für Nord Stream 2"

Die Pipeline Nord Stream 2 sollte Erdgas aus Russland durch zwei 1.200 Kilometer lange Stränge in der Ostsee nach Deutschland bringen. Die Pipeline wurde fertig gebaut, ging aber nie in Betrieb. Kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 stoppte die deutsche Regierung das Projekt. Einer der Röhrenstränge wurde bei einem Anschlag im September 2022 und beide Stränge der bereits in Betrieb genommenen Nord-Stream-1-Pipeline zerstört. Analyst Heiko Lohmann ist allerdings skeptisch, was die Weiterverwendung der Pipeline angeht. "Gaswirtschaftlich gesehen sehe ich keine Zukunft für die Nord Stream 2, als Erdgaspipeline."

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 09.05.2025 | 13:00 Uhr

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Landkreis Vorpommern-Rügen

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