Hilfe für Flutopfer noch immer nötig - auch der Norden unterstützt
Vor einem Jahr sorgten sintflutartige Regenfälle in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für ein verheerendes Hochwasser. 189 Menschen starben bei der Flutkatastrophe. Der Verwüstung folgte eine große Welle der Hilfsbereitschaft. Auch aus Norddeutschland packten viele Menschen mit an, einige unterstützen die betroffenen Regionen noch immer.
"Der Industriestaubsauger ist ja super! Da weiß ich, dass eine Zahnarztpraxis den dringend braucht", freut sich Marlene Connot. Die 65-Jährige steht in Hamburg in der Lagerhalle des Vereins "Der Hafen Hilft" und stöbert durch die Sachspenden, die zuletzt abgegeben worden sind - unter anderem Kühlschränke, Waschmaschinen, Bürostühle, Kaffeekannen und Eierkocher. Seit der Flut vor einem Jahr engagiert sich die Rentnerin für ihre alte Heimat: Ursprünglich stammt sie aus dem Ahrtal, inzwischen lebt sie seit 20 Jahren an der Elbe.
Allein in Rheinland-Pfalz starben bei der Flut mehr als 130 Menschen, im besonders betroffenen Ahrtal wurden etwa 9.000 Gebäude beschädigt, viele Gemeinden großflächig zerstört.
Marlene Connot: Seit einem Jahr Hilfe für die Heimat

"Am schlimmsten war es damals vor dem Fernseher zu sitzen und die Bilder zu sehen. Ich kannte die Straßennamen, die Dörfer, die genannt wurden und dennoch erkannte ich nichts wieder", erinnert sich Marlene Connot. Seitdem koordiniert die Rentnerin aus Hamburg Sachspenden, steht mit den Menschen im Ahrtal in Kontakt und schaut immer wieder, was noch benötigt wird. "Gerade suchen wir nach Sonnenschirmen für einen Koch, dessen Betrieb noch immer zerstört ist, der nun aber wenigsten mit der Außengastronomie etwas Geld verdienen will. Außerdem kommen viele Familien erst jetzt in ihre renovierten Wohnungen zurück und die brauchen alles: Vom Glas bis zum Kochtopf."
Spendenrekord für Flutopfer
Als eine von vielen Organisationen rief auch die "Aktion Deutschland hilft" direkt nach der Flut zu Spenden auf. Insgesamt sammelte die Bündnisorganisation 282 Millionen Euro - ein Spendenrekord. Von diesem Geld wurden unter anderem 35 Millionen Euro als Soforthilfen ausgezahlt, 322 beheizte Mobilheime und Wohncontainer installiert und 250 Institutionen wie Kitas, Jugendherbergen oder Sport- und Musikvereine unterstützt. Doch laut "Aktion Deutschland hilft" ist die Hälfte der Spendengelder noch immer übrig.
Hälfte der Spendengelder noch nicht verteilt
Manuela Roßbach vom Vorstand der Organisation erklärt, dass die Gelder für langfristige Hilfe vorgesehen sind und über die Fluthilfe-Büros vor Ort beantragt werden können. Sie vermutet, dass viele Geschädigte bisher zu sehr mit dem Aufbau beschäftigt gewesen seien, um sich um Zuschüsse zu kümmern. Außerdem dürften Spenden erst nach Versicherungsleistungen und staatlicher Unterstützung ausgezahlt werden. Da es aber zu wenige Gutachter gibt, um Schäden zu beziffern, verzögern sich auch die Auszahlung von Spenden.
Gefriertruhe für Gastronomen von Hamburg ins Ahrtal
Drei Mal war "Ahrtal-Marlene", wie sie inzwischen genannt wird, selbst in der Hochwasserregion. In zwei Wochen wird wieder ein Transporter von Hamburg nach Rheinland-Pfalz fahren. "Dann bringen wir unter anderem einem Gastronomen ein Gefrierschrank mit, weil sein Restaurant noch immer eine Ruine ist. Aus einem Container heraus will er nun aber dennoch einen neuen Verkaufsstart wagen, einfach, weil er wieder anfangen will", erklärt die Helferin.
Und solange die Menschen in Rheinland-Pfalz ihre Heimat weiterhin aufbauen, will auch Marlene Connot dabei bleiben und aus Hamburg helfen.
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