Dorf in Niedersachsen ist unabhängig von russischem Gas
Im niedersächsischen Ellringen sind alle Haushalte dank einer Biogas-Anlage unabhängig vom russischen Gas. Auch die Samtgemeinde Dahlenburg hat vorgesorgt.
Werden die Menschen in Deutschland in diesem Winter mit genug Wärme versorgt sein? Mit jedem weiteren Kriegstag in der Ukraine wächst die Angst vor Engpässen bei Gaslieferungen. Doch auch in Deutschland gibt es Orte, die sich mit innovativen Modellen vom russischen Gas unabhängig gemacht haben, wie das niedersächsische Ellringen.
Nahwärme von der Biogasanlage
Das rund 25 Autominuten von Lüneburg entfernt gelegene Dorf blickt auf eine über 650 Jahre alte Geschichte zurück. In Sachen Wärmeversorgung erlebte Ellringen 2011 einen entscheidenden Umbruch: Der Landwirt und Unternehmer Thomas Koch übernahm die bereits existierende Biogasanlage im Dorf. "Wir wollten von Anfang an etwas an die Bevölkerung zurückgeben", sagt Koch im Bewusstsein, dass Anwohner sich auch am Geruch und am erhöhten Verkehrsaufkommen rund um eine Anlage stören könnten.
Doch Koch überzeugte fast das gesamte 250-Seelen-Dorf von seiner Idee: Nicht nur Strom sollte die Anlage produzieren, sondern über ein Wärmenetz auch das Dorf mit günstiger Nahwärme versorgen. Fast alle der rund 50 Haushalte Ellringens ließen sich an das Netz anschließen und sind seither unabhängig von Gaslieferungen. Zudem profitieren die Landwirte in der Umgebung, die ihre Gülle in Kochs Anlage entsorgen können. "Das war eben ein wichtiger Punkt - dezentral und vor Ort, unabhängig von anderen Lieferanten und dann auch regenerativ, das heißt CO2-neutral und nährstoffneutral - die Anlage zu betreiben", sagt Koch.
Weitere Interessenten seit Kriegsbeginn
Der Erfolg des Modells und der Krieg in der Ukraine habe zudem auch diejenigen, die noch nicht ans Wärmenetz angeschlossen sind, zum Umdenken gebracht. "Die können und werden wir anschließen", sagt Koch, der gleichzeitig mit den Bestandskunden über Preiserhöhungen reden muss. Dies liege an den extremen Preissteigerungen für die Landwirte, die mit ihrer Gülle den Rohstoff für die Anlage liefern. Koch geht davon aus, dass der Preis pro Kilowattstunde Nahwärme ab Januar 2023 je nach Abnahmemenge dann bei 7 bis 7,5 Cent liege. Der Durchschnittspreis für Erdgas lag im Frühjahr 2022 laut Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bei 13,77 Cent pro Kilowattstunde.
Auch Samtgemeinde Dahlenburg setzt auf erneuerbare Energien
Ellringen gehört zur Samtgemeinde Dahlenburg. Schon vor 20 Jahren hat Dahlenburg auf erneuerbare Energien gesetzt. 18 Windräder und eine Biogasanlage erzeugen nun mehr Strom, als die Gemeinde braucht. Der Weg dahin war nicht immer leicht, sagt die Bürgermeisterin der Samtgemeinde, Uta Kraake: "Es wurde im Landkreis Lüneburg oft so gesehen, dass es nicht so schön ist, dass wir hier so viele Windkraftanlagen haben, aber es zeigt sich jetzt, dass es auch ein Riesenvorteil sein kann."
Bürgermeisterin will mit gutem Beispiel vorangehen
Obwohl Dahlenburg gut auf die kommenden Monate vorbereitet ist, ruft Bürgermeisterin Kraake Bevölkerung dennoch zur Sparsamkeit auf: "Ich würde aber schon die Bürger gerne dazu aufrufen, Energie einzusparen, wo man kann und sich bewusst zu werden, wie viel Energie man verbraucht." Das Rathaus möchte hierbei mit gutem Beispiel vorangehen und die Temperatur in öffentlichen Gebäuden senken und jene Gebäude optimieren, die noch beheizt sind. Auch in Sachen Energie ist die Samtgemeinde noch nicht am Ende angelangt: Ein Photovoltaik-Freiflächenkonzept steht auf der Agenda der Bürgermeisterin.