Innovation aus Niedersachsen: Kohlensäure aus der Biogasanlage
Biogasanlagen produzieren normalerweise Wärme und Strom. In Kirchgellersen bei Lüneburg kann ein Betrieb noch mehr: Dort wird zusätzlich Kohlensäure in Lebensmittelqualität aus der Anlage gewonnen.
Seit 2013 Jahren betreibt Carsten Hövermann zusammen mit zehn weiteren Landwirten im niedersächsischen Kirchgellersen eine Biogasanlage. Sie produzieren Gas, indem Bakterien landwirtschaftliche Abfälle wie Pflanzenreste, Gülle oder Mist zersetzen. Das Endprodukt wird als Biomethan ins örtliche Erdgasnetz eingespeist.
Bei dem chemischen Prozess entsteht Kohlendioxid (CO2). Eigentlich ein klimaschädliches Abfallprodukt, doch das hat sich seit kurzem geändert. Landwirt Hövermann: "Bislang war es so, dass wir das CO2 in die Umwelt abgelassen haben. Aber wir wollten damit etwas Sinnvolles tun. Deshalb haben wir seit letztem Sommer eine CO2-Verflüssigung im Betrieb, mit der wir flüssiges, lebensmittelechtes CO2 erzeugen."
Abfallprodukt wird Sprudelquelle
In zwei großen Tanks wird das CO2 auf rund 140 Grad erhitzt, mit Aktivkohle gereinigt, nach weiteren Prozessen unter Druck gesetzt und abgekühlt. "Wenn wir es dann bei Minus 30 Grad haben, wird es flüssig", erklärt Hövermann. Und wenn dieses flüssige Kohlendioxid in Wasser gelöst wird, entsteht Kohlensäure, die zum Beispiel für das Zischen und Sprudeln in Getränken sorgt.
Die Firma CARBO vermarktet die Kohlensäure aus der Biogasanlage in Kirchgellersen. Vertriebler Karsten Keuters erläutert, dass die biogene Kohlensäure in vielen Branchen zum Einsatz kommt. Zum Beispiel in Gärtnereien, wo das CO2 in Gewächshäusern genutzt wird, um das Pflanzenwachstum zu erhöhen sowie der Einsatz beim Kühlen und Verpacken in der Lebensmittelindustrie. "Wird das CO2 als Trockeneis weiterverarbeitet, findet sie Verwendung in der Gastronomie, im Catering und in der Industrie zur Oberflächenreinigung", so Keuters.
CO2-Jahresproduktion reicht für 600 Millionen Liter Mineralwasser
Die Technik, Kohlensäure aus Biogasanlagen zu gewinnen, ist noch recht neu. In Niedersachsen soll es mittlerweile knapp ein Dutzend Anlagen geben. Und Carsten Hövermann ist stolz, dabei Pionierarbeit geleistet zu haben.
Er rechnet vor: "Wenn man unsere 5.000 Tonnen flüssiges CO2, die wir hier im Jahr produzieren, nimmt, und man weiß, dass eine Flasche Mineralwasser klassisch ungefähr 6-8 Gramm Kohlensäure enthält, dann reden wir über 600 Millionen Liter Mineralwasser, die von unserem CO2 gesprudelt werden können. Da kann jeder Deutsche rund acht Liter Wasser trinken."
Lob kommt auch vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Dort heißt es: Kohlensäure aus Biogasanlagen sei "eine Innovation, die die Wertschöpfung der Biogasanlagen erweitern kann".
Schlagwörter zu diesem Artikel
Landwirtschaft
