Komponist und Dirigent Claus Bantzer feiert 80. Geburtstag
Claus Bantzer hat mit seinen Orgelimprovisationen und seinen Choraufführungen dem Musikleben im Norden wichtige Impulse gegeben. Nun feiert der Dirigent und Komponist seinen 80. Geburtstag. Ein Hausbesuch.
Claus Bantzer sitzt am Klavier und spielt Musik, die ihm selbst spontan zum Thema "80 Jahre Claus Bantzer" einfällt, in seiner schönen Altbauwohnung, nur ein paar Fußminuten von St. Johannis Harvestehude entfernt.
Musik aus dem Moment heraus zu gestalten, und sich dabei von einer bestimmten Idee anregen zu lassen: Das ist eine besondere Stärke von Bantzer, der schon als Kind frei Klavier gespielt hat: "Meine Eltern waren ja beide Kunstmaler. Da lag so ein großes wunderschönes Buch von Corot, Landschaftsmalereien. Das habe ich mir aufs Klavier gestellt. Ein schweres Buch. Danach habe ich dann improvisiert."
Bantzer überschreitet Grenzen zwischen Klassik, Jazz und Moderne
Claus Bantzer, ein feingliedriger, fast ein bisschen ätherisch wirkender Mensch, ist in einem Klima geistiger Offenheit aufgewachsen - inspiriert vom breiten Interesse seiner alleinerziehenden Mutter, einer Kriegswitwe: "Meine Mutter hatte einen interessanten Gesprächskreis, wo die neuesten Bücher in den 50er-, 60er-Jahren besprochen wurden, auch politisch wurde viel diskutiert." Diese Offenheit und Neugier haben ihn und die vier Geschwister entscheidend geprägt. Sein älterer Bruder Christoph ist ein renommierter Schauspieler geworden, Claus Bantzer selbst ein faszinierender Allroundmusiker.
Ob am Klavier, an der Orgel oder am Dirigentenpult: Die traditionellen Stilgrenzen zwischen Klassik, Jazz und Moderne haben für ihn keine Bedeutung: "Es gab nie eine Trennung in meinem Kopf. Das kannte ich irgendwie nicht." Bantzer hat schon Crossover gemacht, als es das Wort noch gar nicht gab. Mit der Begegnung von Chor und Saxofon, lange vor dem Erfolg von Jan Garbarek und dem Hilliard Ensemble. Oder mit seiner Jazz-Messe aus dem Jahr 1980: "Ja, das ist schon sehr früh alles gewesen."
Filmkomponist unter anderem für "Männer" und "Kirschblüten"
Musik und Dichtung ist in den 80er-Jahren noch etwas ziemlich Neues. Mit etwas Vermarktungssinn hätte Bantzer sicher noch mehr Ruhm abschöpfen können. Aber sich selbst anzupreisen, seine Ideen offensiv zu bewerben, ist so gar nicht sein Ding: "Das lag mir komischerweise immer nicht, ich habe es immer auf mich zukommen lassen."
Das gilt auch für seine preisgekrönte Karriere als Filmmusikkomponist, die sich eher zufällig ergeben hat. Als Folge einer Bühnenmusik zu Shakespeares "Was ihr wollt", die Bantzer für das Deutsche Schauspielhaus geschrieben hatte: "Davon gab es eine kleine Singleplatte. Die war insofern erfolgreich, als dass der Filmregisseur Peter Lilienthal das hörte." Lilienthal hat Bantzer dann für einige Filmmusiken engagiert, ebenso wie später die Regisseurin Doris Dörrie, unter anderem für den Kultfilm "Männer" von 1985 oder "Kirschblüten - Hanami" aus dem Jahr 2008.
Claus Bantzer, ein vielseitig interessierter Grenzüberschreiter
Die Arbeiten für den Film gehören für Bantzer zu den Höhepunkten seines Musikerlebens - ebenso wie viele Aufführungen mit dem von ihm gegründeten Harvestehuder Kammerchor und dem großen Chor von St. Johannis.
Claus Bantzer denkt spürbar gern zurück, aber auch nach vorn. Aktuell komponiert er gerade ein Stück im Auftrag der Freien Akademie der Künste für einen Hanns Henny Jahn-Abend. Literatur trifft Musik - da ist der vielseitig interessierte Grenzüberschreiter wieder ganz in seinem Element.