Fünf Jahre Elbphilharmonie: Ein Konzerthaus von Weltrang
Vor fünf Jahren hat die Elbphilharmonie eröffnet. Das künstlerische Niveau ist sehr hoch - die herausragenden Momente fast selbstverständlich. Genau das macht ein Konzerthaus von Weltformat aus. Eine Bilanz.
Der 11. Januar 2017 markiert einen wichtigen Einschnitt im deutschen Kulturleben. Mit der Eröffnung der Elbphilharmonie hat Hamburg einen Konzertsaal von internationaler Strahlkraft. Die Zahl der Konzertbesucher hat sich seither verdreifacht, nur die Corona-Pandemie hat den Andrang gebremst. Auch die künstlerische Bilanz ist ein Erfolg.
Qualitätssprung mit der Elbphilharmonie
Das Concertgebouw Orchester unter Klaus Mäkelä, die Berliner Philharmoniker mit ihrem Chef Kirill Petrenko und dazu noch das Mahler Chamber Orchestra und das Budapest Festival Orchestra. Das alles innerhalb von nur zwei Wochen im November. Diese Dichte an Gastspielen internationaler Spitzenorchester ist einer von vielen Belegen für den Qualitätssprung, der vor fünf Jahren begonnen hat. Seit Eröffnung der Elbphilharmonie im Januar 2017 gehört Hamburg zu den Topadressen der Klassik-Szene. Auch für Anne-Sophie Mutter. "Ich kann Hamburg nur zu diesem wunderbaren Saal gratulieren, Deutschland dazu gratulieren, denn Hamburg ist ja so eine Art 'Lighthouse' geworden für die Musik", sagt die Geigerin, die sich ausdrücklich als Fan bezeichnet.
Mit dieser Einschätzung steht Anne-Sophie Mutter nicht allein. Trotz einzelner kritischer Stimmen ist das Echo insgesamt positiv bis begeistert. Aber Intendant Christoph Lieben-Seutter beschränkt sich nicht darauf, die Stars der Szene nach Hamburg einzuladen. Er und sein Team setzen spannende dramaturgische Akzente. Etwa in der Neuen und der zeitgenössischen Musik.
Viele Höhepunkte und Koproduktionen
Das Stück "The Red Death" von Francesco Filidei ist nur drei Tage nach der Uraufführung bei den Donaueschinger Musiktagen auch in der Elbphilharmonie zu erleben. Ein Höhepunkt, ebenso wie die szenische Aufführung von György Ligetis Oper "Le Grand Macabre" im Mai 2019 unter Leitung von Alan Gilbert. Eine von vielen Koproduktionen des Konzerthauses mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester als wichtigstes Residenzensemble.
Neben dem weiten Repertoire der Klassik präsentiert die Elbphilharmonie auch ganz andere Musikfarben. Unvergessen etwa der Schwerpunkt Kaukasus im April 2018 mit Ensembles aus Georgien, Armenien und Aserbaidschan. Oder das Festival Salam Syria im März 2017, kuratiert vom Klarinettisten Kinan Azmeh: "Salam Syriah war eine Feier von Heimat. In einem Saal, der die Heimat erweitert hat. Ich fühle mich jetzt sehr zu Hause, wenn ich in der Elbphilharmonie spiele."
Herausragende Momente fast selbstverständlich
Die Offenheit für Stile und Künstler aus aller Welt ist ein Markenzeichen der Elbphilharmonie. In der Reihe "Reflektor" bekommen Interpreten freie Hand, um das Programm zu gestalten und Gäste ihrer Wahl einzuladen. Diesen Spielraum hat die Avantgardekünstlerin Laurie Anderson im Februar 2019 mit einem multimedialen Festival gefüllt; im November 2021 hat ihn die Sitarvirtuosin Anoushka Shankar genutzt, um nach Indien zu schauen: "Ich möchte, dass die Menschen entdecken, dass indische Musik so viel mehr ist als das, was einem als erstes in den Sinn kommt. Ich möchte die Bandbreite dieser Musik zeigen."
Mit ihrer großen Bandbreite erfüllt die Elbphilharmonie den Anspruch, ein Haus für alle zu sein. Natürlich gibt es auch hier mal schwächere Abende, bei rund 380 Konzerten pro Jahr allein im Großen Saal bleibt das nicht aus. Aber insgesamt ist das künstlerische Niveau sehr hoch, sind die herausragenden Momente fast selbstverständlich geworden. Genau das macht ein Konzerthaus von Weltformat aus. Man muss kein Lokalpatriot sein, um das anzuerkennen.
