65 Jahre Orgelwerkstatt Ahrend
Keine andere Orgelwerkstatt hat so viele Erfahrungen mit Schnitger-Orgeln sammeln können wie die Orgelwerkstatt Ahrend in Leer-Loga (Ostfriesland). Am 16. November 2019 fand hier ein großes Orgelfest statt, das viele Gäste und Wegbegleiter mit Jürgen Ahrend und seinem Sohn Hendrik zusammenführte.
Vor 65 Jahren wurde die Orgelwerkstatt Ahrend in Leer gegründet und hat seither einen großen Einfluss auf den Orgelbau in aller Welt ausgeübt. Das betrifft die Restaurierungspraxis ebenso wie den zeitgenössischen Orgelstil. Seit 2005 wird die Werkstatt von Hendrik Ahrend geführt, der wie sein Vater allein für die Intonation zuständig ist. Die Werkliste umfasst inzwischen 218 Instrumente. Der Standort in der an historischen Orgeln besonders reichen Region Ostfriesland erwies sich dabei als besonderer Glücksfall.
Regional und international
Bereits in den ersten Jahren wurden Instrumente auch in die Niederlande geliefert. Das war erstaunlich, da die Kriegsereignisse in den Niederlanden lange nicht vergessen waren und die deutschen Erzeugnisse des Billigorgelbaus keinen guten Ruf genossen. Später wurden Instrumente auch in andere europäische Länder, in die USA sowie nach Kanada, Japan und Australien geliefert. Es entstand ein globales Netzwerk von modernen Orgeln mit den klanglichen Qualitäten historischer Werke und einer sicheren Funktion auch unter extremen klimatischen Bedingungen. Die Instrumente im Musée des Augustins in Toulouse, in der Reid-Concerthall in Edinburgh und in San Simpliciano in Milano wurden im europäischen Rahmen zu maßstabgebenden Beispielen des zeitgenössischen, historisch orientierten Orgelbaus.
Prinzip der Nachhaltigkeit
Von Anfang an haben Jürgen Ahrend und Gerhard Brunzema die Größe der Werkstatt zunächst auf sechs, später auf zehn Mitarbeiter begrenzt, die alle Bestandteile der Orgel selbst herstellen. Das gilt vor allem für die Pfeifen, was seither ein wesentlicher Faktor für die Klangqualität und eine vorzügliche Stimmhaltung ist. Die durchdachte Werkstattorganisation garantiert eine rechtzeitige Fertigstellung der Instrumente vor der Ablieferung und eine gut bemessene Zeit für die Intonation, die immer von Jürgen Ahrend selbst ausgeführt wurde; Hendrik Ahrend blieb diesem Prinzip bis heute treu.
Die Pfeifen verlassen in einem bereits klingenden Zustand die Pfeifenwerkstatt, was den Vorbildern aus dem alten Orgelbau entspricht. Auch bei Arp Schnitger verließen die Pfeifen die Pfeifenwerkstatt in einem fast fertigen Zustand und benötigten vor Ort offenbar nur eine Angleichung in den Stärkeverhältnissen und eine endgültige Stimmung, wodurch auch die für heutige Verhältnisse sehr kurzen Zeiten zwischen Anlieferung und Abnahme zu erklären sind
