Stand: 14.10.2012 12:34 Uhr

"Schwedenschlacht" stellt Forscher vor Rätsel

Es war die größte Feldschlacht auf mecklenburgischem Boden - und eines der blutigsten Gefechte im Nordischen Krieg, der vor rund 300 Jahren im Ostseeraum tobte. Rund 4.000 Soldaten kamen seinerzeit in der sogenannten Schwedenschlacht ums Leben, als die königlichen Armeen Schwedens und Dänemarks im Kampf um die Vorherrschaft im Ostseeraum bei Wakenstädt (Landkreis Nordwestmecklenburg) aufeinandertrafen. Erst vor zehn Jahren wurde das Schlachtfeld exakt lokalisiert, jetzt stand der Waffengang, dessen genauer Ablauf noch immer unerforscht ist, erstmals im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz.

Zu DDR-Zeiten totgeschwiegen

Rund 120 Wissenschaftler aus Dänemark, Schweden und Deutschland kamen am Wochenende in Gadebusch zusammen, um sich über Themen wie das Alltagsleben der Soldaten und Familien oder die Pest während des Nordischen Krieges (1700-1721) in der Region auszutauschen. Wissenschaftlich begleitet wurde die Veranstaltung vom Institut für Nordische Geschichte der Universität Greifswald. "Die Schlacht, in der Schweden zum letzten Mal gewinnt, war nicht kriegsentscheidend und äußerst grausam", sagt Frank Rohmann vom Kulturhistorischen Verein 1712 e.V. Seit 15 Jahren erforsche der Verein das Gemetzel von Wakenstädt. Zu DDR-Zeiten sei es aus unbekannten Gründen totgeschwiegen worden.

Bleikugeln zählen zu den wenigen Zeugnissen

Bleikugeln, die auf dem Schlachtfeld der Schwedenschlacht (1712) bei Wakenstädt gefunden wurden © dpa Foto: Jens Büttner
Bleikugeln sind einige der wenigen erhalten gebliebenen Zeugnisse der Schwedenschlacht.

Das damalige Kampfgeschehen stellt die Forscher bis zum heutigen Tag vor Rätsel. Trotz erheblicher Munitionsmengen, die seinerzeit verschossen worden sein müssen, konnten Archäologen bislang nur sehr wenige Fundstücke vom rund zehn Hektar großen Schlachtfeld bergen. Dazu zählen daumendicke Bleikugeln, die vor 300 Jahren verschossen wurden und nun im archäologischen Archiv im Schloss Wiligrad aufbewahrt werden. Für Landesarchäologe Detlef Jantzen könnte dies auch daran liegen, dass die Kampfzone von der armen Bevölkerung der Region geplündert wurde, gleich nachdem der Schlachtenlärm verklungen war.

Befinden sich Massengräber im Boden bei Wakenstädt?

Bis heute sei die Kriegskasse verschollen, auch sei noch keines der vermuteten Massengräber entdeckt worden. "Dieser Ort, der möglicherweise noch einen riesigen Friedhof birgt, ringt den Historikern und Archäologen einen gehörigen Respekt ab", sagt Jantzen. Die Bergung und wissenschaftliche Dokumentation der Funde sei die einzige Chance, sich der historischen Wahrheit um die "Schwedenschlacht" zu nähern.

Weitere Informationen
Spielszene: Drei kostümierte Männer, schwedische Befehlshaber, besprechen die Lage © ARD Foto

Als Schweden die Ostsee beherrschte

"Südschweden" werden heute noch einige Norddeutsche scherzhaft genannt. Mehr als 200 Jahre lang war ein Teil von Mecklenburg-Vorpommern schwedisch. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 07.07.2012 | 19:30 Uhr

Mehr Geschichte

Aus Hamburg kommende Demonstranten auf ihrem Marsch am 18. April 1960: Demonstranten in Regenkleidung halten Plakate wie 'Atomare Aufrüstung bedeutet Krieg und Elend'. © picture-alliance / dpa Foto: Marek

Wie sich der Ostermarsch zur Friedensbewegung entwickelte

Der erste Protestmarsch führt 1960 ab Karfreitag in die Lüneburger Heide. In diesem Jahr finden die Märsche bis zum 1. April statt. mehr

Norddeutsche Geschichte