Julian Reichelt © picture alliance Foto: Norbert Schmidt
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AUDIO: "Noch wach?": Ist es das erwartete Skandalbuch? (8 Min)

"Noch wach?" von Benjamin von Stuckrad-Barre: Worum geht's?

Stand: 29.08.2023 11:38 Uhr

Benjamin von Stuckrad-Barres Roman "Noch Wach?" erzählt von Machtstrukturen und Machtmissbrauch. Eine Anspielung auf den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt?

Der ehemalige "Bild"-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre ist als Gegner Julian Reichelts bekannt. Immer wieder wurde über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Bekanntwerden des mutmaßlichen Machtmissbrauch Reichelts und Stuckrad-Barre spekuliert. Laut dem Magazin "Medieninsider" beschwerte sich Stuckrad-Barre bei der Konzernleitung des Axel-Springer-Verlags über Fehlverhalten des damaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt gegenüber Mitarbeiterinnen.

Später zitierte die "New York Times" in einer großen Reportage über Springer eine Textnachricht von Döpfner an Stuckrad-Barre, in der Döpfner geschrieben haben soll, Reichelt sei "der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der sich noch mutig dem neuen DDR-Obrigkeitsstaat" entgegenstelle.

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Cover: Benjamin von Stuckrad-Barre - Noch wach? © KiWi Verlag

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"Noch wach": Roman über Machtstrukturen und Machtmissbrauch

Im April 2023 ist der neue Roman von Benjamin Stuckrad-Barre erschienen. In dem Roman kommt es im Laufe eines guten Jahres allmählich zum Showdown dreier Männer. Der Ich-Erzähler, der Besitzer eines Fernsehsenders und dessen Chefredakteur. Wer sich unter ihnen Benjamin von Stuckrad-Barre selbst, den Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, und den zum Erzählzeitpunkt sehr mächtigen "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt vorstellt, macht wohl, aller Literatur- und Figurentheorie zum Trotz, keinen groben Fehler. 

Reichelts Anwalt prüfte juristisches Vorgehen

Laut dem "Tagesspiegel" prüfte Julian Reichelts Anwalt Ben Irle ein juristisches Vorgehen gegen das Buch. Stuckrad-Barre hat das wohl geahnt. Vor der eigentlichen Romanhandlung steht im Buch:

"Dieser Roman ist in Teilen inspiriert von verschiedenen realen Ereignissen, er ist jedoch eine hiervon losgelöste und unabhängige fiktionale Geschichte. Daher erhebt der Roman keinen Anspruch, Geschehnisse und Personen und ihre beruflichen und privaten Handlungen authentisch wiederzugeben." Auszug aus "Noch wach?"

Stuckrad-Barre: Buch über "bestimmten Typus Mensch"

Porträtfoto von Benjamin von Stuckrad-Barre. © picture alliance/dpa | Georg Wendt
Benjamin von Stuckrad-Barre veröffentlichte jahrelang als Autor in den Zeitungen des Springer-Verlags.

Im Interview mit dem "Spiegel" betont Stuckrad-Barre, dass sein Werk kein Schlüsselroman über den Springer-Verlag sei. "Ich würde niemals ein Buch über diesen Mann schreiben", betont Stuckrad-Barre. Er interessiere sich "nicht für diesen Typen, sondern für einen bestimmten Typus Mensch". Macht und Geld seien beides Herausforderungen für den Charakter. "Sich so etwas genau anzuschauen, ist Grundaufgabe eines Schriftstellers oder des Künstlers überhaupt."

"Noch wach?": Große Promo-Kampagne auf Instagram

Geld wird Benjamin von Stuckrad-Barre mit dem Buch sicherlich ebenfalls ganz gut verdienen. Die Gefahr eines möglicherweise für ihn kostspieligen Rechtsstreit wird für Stuckrad-Barre durch die literarische Form der Äußerung zudem deutlich geringer.

Für sein Buch haute Stuckrad-Barre auf Instagram ordentlich auf die Werbetrommel. Seit dem 1. April wurden die Titel der einzelnen Kapitel mit prominenter Unterstützung von 70 Schauspieler*innen, Schriftsteller*innen und Musiker*innen veröffentlicht.

Unter anderem beteiligten sich Klaas Heufer-Umlauf, Lena Meyer-Landrut, Linda Zervakis, Clueso, Thees Uhlmann, Bill Kaulitz, Jan Delay und viele weitere. Eine Bühnenversion seines Buches ist ebenfalls in Planung. Am 8. September bringt Christopher Rüping das Stück im Thalia Theater in Hamburg auf die Bühne.

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Noch wach?

Seitenzahl:
384 Seiten
Verlag:
Kiepenheuer & Witsch
Veröffentlichungsdatum:
19. April 2023
Bestellnummer:
978-3-462-00467-0
Preis:
25 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 20.04.2023 | 12:40 Uhr

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