"Leben im Lockdown": Das Kino "Burgtheater" in Ratzeburg
Trotz Kino-Schließung legen die Macher des Burgtheater in Ratzeburg nicht die Hände in den Schoß. Sie nutzen die Zeit für umfangreiche Umbauarbeiten.
"Flatsch" - noch eine Kelle gelber Teppichkleber landet auf dem Fußboden des "Großen Hauses", dem größten Saal des Ratzeburger Burgtheaters. Handwerker in weißen Latzhosen schneiden den neuen roten Teppich für den Kinosaal zu und pressen ihn mit einer Teppichwalze fest. Sämtliche Sitze sind bereits aus dem Saal rausgeflogen, die neuen werden bald eingebaut. Und das mitten in der "Corona-Zeit", in der die Filmtheater in Deutschland kaum Geld einnehmen.
"Viele Kinos wissen überhaupt nicht, wie es weitergeht", sagt Martin Turowski, der Chef des Ratzeburger Burgtheaters, und ergänzt: "Und ich sage es auch ganz offen: Für uns gab es eine Grundsatzentscheidung vor einem halben Jahr. Soll man aufhören? Oder richtig weitermachen? Und die Entscheidung ist sehr schnell gefallen für 'richtig weitermachen', logischerweise." Und mit "richtig weitermachen" meint der Kinobetreiber, das gesamte Kino - Baujahr 1950 - auf Vordermann zu bringen.
Kinobetreiber Turowski packt selbst mit an
Rund eine halbe Million Euro fließen in den Umbau und die Renovierung, insbesondere des großen Saals: "Da müssen wir alles anfassen. Der ganze Fußboden muss weg, es muss gestrichen werden. Der Samt an den Wänden muss gereinigt werden. Und bei einem alten Gebäude ist es so, wenn man etwas anfängt, dann merkt man erst, was man noch zusätzlich machen muss, was man vorher noch überhaupt nicht bedacht hat."
Immer wieder packt Turowski auch selbst mit an, unterstützt die Handwerker im Kino. Aber nicht nur der Kinobetreiber hilft, wo er kann. Auch die Kinogänger selbst unterstützen ihr Filmhaus. Denn die Einnahmeausfälle der vergangenen Monate haben Löcher in die Kinokasse gerissen, erklärt Turowski: "Die Hilfsprogramme funktionieren nur bedingt. Aber ich möchte auch schon sagen, dass ich froh bin in Deutschland zu sein und sehr stolz bin, dass es schon Hilfen gab. Und natürlich können sie nicht so auskömmlich sein, als wenn man einen normalen Spielbetrieb hätte."
Stuhlpatenschaften für die Zukunft
Deshalb hat Turowski angefangen, Stuhlpatenschaften anzubieten. 120 Euro kostet so eine Patenschaft für einen Kinosessel. Dafür gibt es eine Namens-Plakette im Foyer und eine Popcorn-Flatrate für ein Jahr. Innerhalb von vier Wochen haben bereits 120 Kinofans so eine Stuhlpatenschaft übernommen. So auch Gisela Zarp aus Ratzeburg: "Um diese Sache zu unterstützen. Um zu zeigen, wie unsere Wertschätzung ist und wie wir eigentlich begeistert sind, dass das Kino hier so gut läuft. Und dass man den Mut hat, hier diese Aufgabe anzugehen."
Und deshalb haben Gisela Zarp und ihr Mann sogar gleich zwei Stuhlpatenschaften übernommen. Beide sind begeisterte Filmclub-Mitglieder und das Burgtheater praktisch ihr zweites Wohnzimmer: "Mein Mann und ich sind sowieso Kinofans. Und wir freuen uns, dass es hier besondere Kinofilme gibt. Die sind im Filmclub fast jede Woche Thema. Wir sind einfach begeistert über die Qualität dieses Kinos."
Kampf für das Kino
Kinobetreiber Martin Turowski ist stolz darauf, wie gut seine Stuhlpatenschaften angenommen werden. Für ihn ist klar: Trotz der schwierigen Lage will er nicht rumjammern: "Sondern ich kämpfe fürs Kino. Ich lebe fürs Kino. Und das möchte ich auch weiter zum Ausdruck bringen."
