Weltumsegler: Die "Eye of the Wind"
Seit mehr als einem Jahrhundert ist die "Eye of the Wind" auf den Weltmeeren zu Hause. Die lange Geschichte des Segelschiffs beginnt 1911 in Brake an der Unterweser. Dort läuft der Zweimaster als Toppsegelschoner "Friedrich" vom Stapel.
Bis 1923 ist die "Friedrich" als Frachtsegler in Ost- und Nordsee unterwegs. Dann wird das Schiff nach Schweden verkauft und ist jahrzehntelang als Fracht- und Postschiff unter dem Namen "Merry" im Einsatz. Schrittweise wird es in den Folgejahren zum Motorschiff umgebaut, 1926 werden die Masten entfernt.
Vom Motorfrachtschiff zurück zum Großsegler
Ein verheerender Schiffsbrand, der vom Maschinenraum ausgeht und das Holzdeck und die Deckshäuser zerstört, beendet 1969 die Karriere des Frachtschiffes - die "Merry" ist nicht mehr fahrtüchtig. Das ist die entscheidende Wende: Britische und australische Segelschiff-Liebhaber kaufen das schwer beschädigte Schiff 1973 und bauen es zur Brigantine mit zwei Masten um. Aus dem Teakholz eines ehemaligen Tanzbodens entstehen die Deckshäuser, unter Deck werden im Salon alte englische Kirchenbänke eingebaut. Nach der Komplettsanierung erhält das Segelschiff mit "Eye of the Wind" auch einen neuen Namen.
Weltumseglung auf Francis Drakes Spuren
Gleich ihre erste Fahrt führt die "Eye of the Wind" auf Weltreise: Es geht nach Australien, in die Südsee und rund um das wegen seiner tückischen Winde berüchtigte Kap Hoorn. Nach der ersten Weltumseglung folgt 1978 schon die nächste Herausforderung: Der Großsegler wird zum Flaggschiff der "Operation Drake" ernannt. Die zweijährige Expeditionsreise unter der Schirmherrschaft des britischen Thronfolgers Prinz Charles führt das Schiff auf den Spuren des berühmten Seefahrern rund um den gesamten Globus. Während der verschiedenen Etappen nehmen mehr als 400 unterschiedliche Crew-Mitglieder teil.
"Eye of the Wind" nimmt Kurs auf Hollywood
In den 80er-Jahren beginnt für den Segler eine weitere Karriere - als Hollywood-Star. Er ist in mehreren Kinofilmen zu sehen, so etwa 1980 in "Die blaue Lagune", 1983 in "Insel der Piraten", 1986 in "Tai-Pan" und zuletzt 1996 in "White Squall - Reißende Strömung". In den 90ern nimmt das Schiff Jugendliche zur Segelausbildung an Bord.
Im Jahr 2000 erwirbt ein dänischer Unternehmer das Schiff und lässt es modernisieren. Bis zu seinem Tod 2009 ist die "Eye of the Wind" nicht mehr öffentlich zugänglich. 2009 kauft eine deutsche Firma den Segler und organisiert seither das ganze Jahr über Führungskräftetrainings und Gruppenreisen an Bord. Regelmäßig ist die Brigantine mit den charakteristischen rotbraunen Segeln und dem schwarz-weiß-roten Rumpf auch auf deutschen Großseglertreffen und Hafenfesten wie dem Hamburger Hafengeburtstag, der Kieler Woche und der Hanse Sail in Rostock zu Gast.
