Eine Collage mit Euro-Scheinen, Stromzähler und Gasflamme © colourbox
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AUDIO: Strom- und Gasanbieter wechseln (34 Min)

Strom- und Gasanbieter wechseln: Preise vergleichen und sparen

Stand: 09.02.2024 15:19 Uhr

Die Handelspreise für Strom und Gas sinken seit Monaten. Ein Wechsel des Strom- und Gasversorgers kann sich daher lohnen. Wie funktioniert er? Tipps zu Anbieterwechsel, Preisvergleich und Stromsparen.

Strom und Gas werden an den Großmärkten günstiger gehandelt und die Energiepreisbremsen sind Ende des Jahres ausgelaufen. Doch die Preise für die Grundversorgung liegen laut Verbraucherzentrale Niedersachsen mancherorts deutlich über dem Durchschnitt. Sie rät deshalb, sich den eigenen Strom- und Gastarif anzuschauen und einen Anbieterwechsel zu prüfen. Einen guten Anlass dafür bietet die Jahresabrechnung, die viele gerade erhalten haben. Sie enthält alle wichtigen Informationen, darunter den nächstmöglichen Kündigungszeitpunkt.

Was bedeutet Grundversorgung?

Verbraucher werden automatisch von ihrem örtlichen Grundversorger mit Gas oder Strom beliefert, wenn sie keinen Vertrag mit einem alternativen Anbieter abgeschlossen haben. Das ist die Grundversorgung.

Mehr als 2.000 Euro pro Jahr durch Wechsel sparen

Das Einsparpotenzial ist vor allem mit Blick auf die Preise der Grundversorgung groß. "Für Gas zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher in Niedersachsen aktuell je nach Gebiet rund 10 bis 18 Cent je Kilowattstunde, bei Strom variiert der Preis von etwa 30 bis 72 Cent je Kilowattstunde. Das heißt, manche Kundinnen und Kunden zahlen mehr als doppelt so viel wie andere", so René Zietlow-Zahl von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Bei Sonderverträgen kostet Gas dagegen aktuell etwa 8,5 Cent je Kilowattstunde (kWh) und Strom rund 26 Cent. "Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas können Kundinnen und Kunden somit mehr als 2.000 Euro im Jahr sparen, wenn sie eine teure Grundversorgung verlassen. Bei Strom sind es bei einem angenommenen Verbrauch von 2.500 Kilowattstunden pro Jahr rund 1.300 Euro", erklärt der Energierechtsexperte.

Doch auch für Verbraucherinnen und Verbraucher, deren Grundversorger bei den Preisen im Mittelfeld liegt, kann sich ein Wechsel durchaus lohnen. Gemessen an den durchschnittlichen Preisen in Niedersachsen können auch hier rund 900 Euro bei Gas sowie 300 Euro bei Strom pro Jahr eingespart werden.

Gestiegene Netzentgelte: Strompreise steigen ab März

Bundesweit haben mehr als 100 Energieversorger angekündigt, die Strompreise für März und April anzuheben, im Schnitt um zehn Prozent, so das Vergleichsportal Verivox. In der Regel seien dies Grundversorger, die höhere Netzentgelte, Beschaffungskosten und Umlagen als Gründe nennen.

Stromkunden sollten zunächst abwarten, ob sie Post von ihrem Anbieter bekommen, raten Verbraucherschützer. Bei einer Preiserhöhung besteht ein Sonderkündigungsrecht. Das können Verbraucher nutzen und sich am Markt nach anderen Tarifen umschauen.

Anbieterwechsel - so geht's

Wer in der Grundversorgung ist, kann den Vertrag jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Damit der Wechsel nicht leichtfertig erfolgt, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher sich einen Überblick über möglichst viele Angebote verschaffen und diese miteinander vergleichen sowie die Anbieter prüfen. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale Niedersachsen erklärt, worauf man achten sollte:

  • Seinen Vertrag kennen: Wer aktuelle Stromtarife ermitteln will, sollte sich zunächst über den eigenen Verbrauch und die bestehenden Konditionen klar sein: Wichtige Informationen finden sich in den Vertragsunterlagen und auf der letzten Rechnung.
  • Tarif wechseln: Viele Stromversorger und Stadtwerke bieten mehr als nur einen Tarif an. Wer mit seinem aktuellen Anbieter zufrieden ist, kann sich bei diesem nach günstigeren Alternativen umschauen.
  • Anbieter-Suche: Bei der Suche nach einem günstigen Stromtarif bieten Vergleichsportale eine Orientierung. Allerdings sollte man auf die Filtereinstellung achten, da Voreinstellungen mitunter nachteilig sind. Zudem sind nicht alle Anbieter in Vergleichsportalen zu finden. Oft ist es hilfreich, Freunde und Bekannte nach ihren Erfahrungen zu fragen.
  • Vertragslaufzeit: Verbraucher sollten sich an ihren neuen Stromvertrag nur etwa ein Jahr binden. Um nicht bereits nach wenigen Monaten die erste Preiserhöhung zu erhalten, sollte ein Tarif mit einer Preisgarantie gewählt werden.
  • Regionaler Anbieter: Ein Kriterium für die Wahl des Energieversorgers kann die regionale Verbundenheit mit einem Stromanbieter vor Ort sein sowie die direkte Erreichbarkeit des Anbieters über das eigene Kundencenter.

Versorger und Vertrag genau prüfen

Vorsicht gilt bei Discount-Anbietern, die wieder vermehrt in Vergleichsportalen zu finden sind. "Kundinnen und Kunden sollten die Vertragsbedingungen hier vorab gut prüfen - etwa die Laufzeit, enthaltene Preisgarantien sowie gegebenenfalls die Verrechnung von Boni", so Julia Schröder, Energierechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Auch Online-Bewertungen und -Kommentare zum Anbieter und das Insolvenzrisiko sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

Vergleichsportale: Suchfilter anpassen

Wer Vergleichsportale nutzt, sollte sich zudem nicht auf die Voreinstellungen verlassen. Denn Suchfilter seien meist nicht im Sinne der Verbraucher eingestellt. Sie sollten daher immer individuell angepasst werden, so Schröder. Tarife mit Vorkasse und Paketpreise sollten grundsätzlich ausgeschlossen werden. Auch Boni sind kritisch zu betrachten, da sie meist nur für kurze Zeit gewährt werden. Wer sich dennoch dafür entscheidet, sollte auf einen Sofortbonus achten, der in den ersten Monaten ausgezahlt wird. Andernfalls bestehe das Risiko, die versprochene Vergünstigung am Ende gar nicht oder nicht in voller Höhe zu erhalten.

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Vertrag: Was gilt bei Laufzeit und Kündigungsfrist?

Grundsätzlich gilt: Wer den Anbieter wechseln möchte, muss die Vertragslaufzeit und die Kündigungsfrist beachten. Bei Preiserhöhungen des Versorgers haben Verbraucher die Möglichkeit, von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch zu machen und vorzeitig aus dem Vertrag zu kommen. Der Versorger muss fristgerecht vorab schriftlich über die Preiserhöhung informieren und auf das Sonderkündigungsrecht hinweisen. Ist das nicht der Fall, sollten Betroffene widersprechen.

Energieverbrauch senken spart am meisten

Wer sparen möchte, sollte nicht nur auf den Preis schauen, sondern auch auf den eigenen Energieverbrauch. Einsparpotenzial gibt es auch beim Heizen durch eine optimale Einstellung der Anlage und die richtige Raumtemperatur. So lässt sich Strom sparen:

  • Auszeit für Geräte: Laut Umweltbundesamt liegt in einem Haushalt der Stromverbrauch, der ausschließlich durch den Standby-Betrieb verursacht wird, bei 360 Kilowattstunden im Jahr. Bei einem Strompreis von 30 Cent pro Kilowattstunde sind das 108 Euro im Jahr, die nutzlos ausgegeben werden.
  • Optimale Nutzung: Auch die Handhabung der Geräte beeinflusst deren Stromverbrauch. So sollten Gefriergeräte regelmäßig abgetaut sowie Waschmaschine und Geschirrspüler nur voll beladen genutzt werden. Wer keinen Trockner benutzt und die Wäsche auf die Leine hängt, spart jährlich 200 bis über 500 Kilowattstunden Strom.
  • Computer: Kleiner ist besser: Smartphones verbrauchen weniger Strom als Tablets, Tablets weniger als Notebooks und Notebooks weniger als Desktop-PC.
  • WLAN: Viele Router sind wahre Stromfresser und verbrauchen mitunter mehr Strom als ein Kühlschrank. Deshalb einen sparsamen Router wählen und nur die Funktionen aktivieren, die tatsächlich gebraucht werden. WLAN nur einschalten, wenn es genutzt wird.
  • Stromfresser aufspüren: Auch an versteckte Energieräuber etwa im Garten oder Hobbykeller denken, wie Wasserpumpen in Teich und Pool, Saunen, Außenbeleuchtungen, Aquarien oder Terrarien.
  • Veraltete Geräte: In die Jahre gekommene Geräte können den Stromverbrauch unnötig in die Höhe treiben. So sollten zum Beispiel alte Heizungspumpen, die auch im Sommer dauerhaft laufen, außerhalb der Heizsaison ausgeschaltet werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 09.02.2024 | 08:40 Uhr

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