Stand: 16.03.2020 16:44 Uhr

So klappt Lernen von zu Hause am besten

von Marc-Oliver Rehrmann, NDR.de

Für viele Eltern ist die einschneidendste Folge der Coronavirus-Krise, dass sie ihre Kinder fürs Erste nicht mehr in die Schule schicken können. Je nach Alter und Klassenstufe ihrer Kinder fragen viele, wie der Nachwuchs trotz des Unterrichtsausfalls nichts Wichtiges versäumt, wie sie ihre Kinder unterstützen können und wie sie ihren Familienalltag nun organisieren sollen. NDR.de hat deshalb Maresi Lassek nach ihren Tipps und Anregungen gefragt. Sie ist die Vorsitzende des Grundschulverbands. Hier finden Sie Antworten.

Ist es richtig, den Kindern gegenüber von verlängerten Ferien zu sprechen?

Man sollte den Kindern deutlich machen, dass es eine besondere Situation ist: Dass in ganz Deutschland die Schulen geschlossen sind, damit sich die Kinder untereinander und auch die Lehrer und Lehrerinnen in der Schule nicht mit dem Coronavirus anstecken können. Und man sollte klarstellen, dass es eben keine gewöhnlichen Ferien sind und deshalb alle daheim etwas lernen sollen. Zumal es ja für die allermeisten Eltern auch keine Urlaubszeit ist, sondern viele im Home-Office arbeiten.

Mit welchem Ehrgeiz sollten Eltern das Lernen zu Hause angehen?

Eltern sollten sich nicht zu viel vornehmen. Es geht nicht darum eine bestimmte Menge an Lernstoff abzuarbeiten. Keine Schule, kein Kultusminister oder Kultusministerin wird am Ende der schulfreien Zeit wegen des Coronavirus verlangen, dass die Kinder etwas Bestimmtes gelernt haben. Wichtig ist vielmehr, dass die gemeinsame Zeit zu Hause möglichst stressfrei gehalten wird. Denn spätestens in der zweiten Woche wird vielen die Zeit sehr lang vorkommen.

Sollen Mütter und Väter nun Lehrkräfte spielen?

Nein, grundsätzlich gilt, dass Eltern zu Hause nicht den Schulunterricht ersetzen oder simulieren können. Eltern haben eine andere Beziehung zu den Kindern als die Lehrerinnen und Lehrer. Man sollte es auch tunlichst vermeiden, die Schule mit ihrem Rhythmus eins zu eins zu imitieren und in den Familienalltag zu übertragen. Dieser Rhythmus aus Unterrichtszeiten, Pausen sowie Übungs- und Bewegungszeiten passt zu den schulischen Abläufen mit vielen Kindern, aber nicht in den Familien-Rahmen. Zu Hause ist das Lernen viel intensiver als in einer Klasse mit 25 Kindern. Deshalb sollten die Lerneinheiten zu Hause kürzer ausfallen.

Solle man sich einen Plan für den Tag machen?

Ja, das ist sicherlich hilfreich. Schreiben Sie ruhig einen Plan auf, was am Vormittag und am Mittag ansteht - am besten gemeinsam mit den Kindern. Mathe, Deutsch, Basteln, Hörspiele etc. Das gibt einen gewissen Rahmen vor und hilft, den Tag zu strukturieren. Ideal wäre es, wenn sich das heimische Lernen auf das konzentrieren könnte, was in der Schule in der Regel zu kurz kommt. Ganz vorne steht da das Lesen: Je nach Alter des Kindes kann das dann Vorlesen, Partnerlesen oder eigenständiges Lesen sein. Am besten wählt man einen Lesestoff, der die Interessen des Kindes trifft: Bilderbuch, Dino-Buch oder Abenteuer-Geschichten.

Sind Gesellschaftsspiele eine gute Idee?

Ja, auf jeden Fall. Gesellschaftsspiele wie "Mensch ärgere Dich nicht" oder eine Runde mit Lego bauen sind ideal für diese Zeit. So können die Kinder wichtige Eigenschaften wie Regelverhalten, Wahrnehmung, Ausdauer und Geschicklichkeit trainieren - und ihnen macht es auch noch Spaß.

Sollten Eltern auch Ungeliebtes wie Vokabeln-Lernen durchziehen?

Ja, das können Eltern durchaus machen - aber dann wohldosiert und am besten nach Absprache mit dem Kind. Also dass man sich darauf verständigt, eine gewisse Zeit am Tag Vokabeln zu lernen. Aber bitte nicht mit Zwang! Dann lernen Kinder ohnehin nicht gescheit. Vielleicht findet man ja gemeinsam einen Weg, das Vokabeln-Lernen etwas attraktiver zu gestalten.

Wie sinnvoll ist eine Fernsehzeit?

Es wird sich sicher kaum vermeiden lassen, dass die Kinder in der schulfreien Zeit auch Fernsehen gucken wollen. Aber auch das lässt sich ja sinnvoll gestalten: Vielleicht gibt es im Fernsehen oder in einer Mediathek einen tollen Tierfilm zu sehen. Und hinterher greift man das Thema auf und recherchiert beispielsweise im Internet gemeinsam, was sonst noch zu den Tieren herauszufinden ist. Eltern sollten diese Zeit nutzen, um auf ihre eigene Art mit den Kindern zu lernen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 15.03.2020 | 18:05 Uhr

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