Impfstart: Mit einem Pieks gegen das Coronavirus
Sie sind gestartet - die ersten Impfteams in Schleswig-Holstein, die die Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen gegen das Coronavirus immunisieren wollen. Alle anderen sind etwas später dran.
Zehn Teams sind am Sonntagmorgen landesweit losgefahren, im Gepäck: Die ersten Dosen Impfstoff. Ein Arzt und zwei Sanitäter bildeten eine Einheit. Besonders im Fokus dieses ersten Impftages standen Menschen mit Demenz mit ihren Pflegern und besonders gefährdete Mitarbeiter in Kliniken. In Lübeck wurde das Serum vom Technischen Hilfswerk an die Johanniter Unfallhilfe übergeben. Die Lagerung ist aber nicht ohne: Der Impfstoff muss laut Gesundheitsministerium bei großer Kälte von etwa -77 Grad gelagert werden. Doch Matthias Rehberg, Koordinator Lübecker Impfteams, sieht darin kein Problem - eine andere Sache sei die wirklich anspruchsvolle Aufgabe für die medizinischen Einsatzkräfte. "Die größte Herausforderung ist, glaube ich, dass bei den Bewohnern aber auch beim Personal der Alten- und Pflegeheime einfach noch Unsicherheiten bestehen, wie der Impfstoff wirkt", weiß Rehberg. "Die Impfstoffaufbereitung und das Verimpfen an sich ist letztlich doch ein Stück weit Routine."
Am Sonntagmorgen hatten Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) in Lübeck den Start der Impfmission verkündet. "Es ist wirklich ein bedeutender Tag heute in Schleswig-Holstein, ein echter Meilenstein zur Bekämpfung der Corona-Pandemie", sagte Günther. "Jetzt geht es darum, dass möglichst viele Leute bereit sind, sich impfen zu lassen - dann wird diese Aktion wirklich zu einem Erfolg". Eine repräsentative bundesweite Studie der Universität Hamburg hatte zuletzt ergeben, dass 63 Prozent der Norddeutschen bereit sind, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. "Diese Impfung ist freiwillig, es ist ein Angebot", sagte Gesundheitsminister Garg und appellierte an die Schleswig-Holsteiner: "Meine herzliche Bitte: Wenn wir dran sind, dann auch von diesem Angebot Gebrauch machen."
Weitere Impfdosen kommen
Etwa 300-400 Dosen haben die drei Lübecker Teams übernommen und setzten sie in der Hansestadt und dem südlichen Schleswig-Holstein ein. Sieben weitere Teams waren in den anderen Teilen des Landes unterwegs. Die ersten 10.000 Dosen, die seit Sonntag verimpft werden, hat Gesundheitsminister Garg am Sonnabend in Empfang genommen. Damit genug Impfdosen für diese erste Phase der Impfung da sind, sollen am Montag weitere 14.000 Dosen Schleswig-Holstein erreichen. Laut Gesundheitsministerium in Kiel wird bis Jahresende mit insgesamt rund 48.000 Impfdosen gerechnet. Ab Jahresende stehen Schleswig-Holstein laut dem Mainzer Unternehmen Biontech gemäß Bevölkerungsanteil wöchentlich 24.375 Impfdosen zu.
Impfzentren gehen Anfang Januar an den Start
Ab 4. Januar nehmen die 29 Impfzentren im Land planmäßig ihre Arbeit auf. Zunächst soll ein Impfzentrum pro Kreis und kreisfreier Stadt in Betrieb gehen: Laut Landesregierung sind die ersten 15 Einrichtungen startklar. Den Angaben nach werden die Öffnungszeiten grundsätzlich in Abhängigkeit vom zur Verfügung stehenden Impfstoff festgelegt, im Idealfall soll ein Betrieb von zehn Stunden an sieben Tagen in der Woche - mit Ausnahme von Feiertagen - möglich sein.
Die Impfung wird der Bevölkerung in einem abgestuften Verfahren zugänglich gemacht: Um die besonders vulnerablen Gruppen zu schützen, hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Priorisierung empfohlen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verkündete daraufhin, dass die Priorisierung in der Praxis in nur drei Gruppen erfolgt - nicht in fünf, wie die STIKO in ihrer Empfehlung vorsieht. Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat angekündigt, die Bevölkerung durch Presseinformationen und in den Sozialen Medien zu informieren, welche Gruppe wann an der Reihe ist.
Ab Dienstag, 29. Dezember, können die ersten Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner einen Termin für eine Impfung beantragen. Dafür hat die Landesregierung die zentrale Impfhotline des Bundesgesundheitsministeriums 116 117 und die Webseite www.impfen-sh.de bereitgestellt. Menschen über 80 Jahre, die zu Hause betreut werden und die Impfzentren nicht aufsuchen können, werden zu einem späteren Zeitpunkt geimpft - anders sei es in der Praxis nicht möglich, so das Gesundheitsministerium. Die Impfung ist für die Menschen kostenlos, unabhängig von der Krankenversicherung - die Kosten übernimmt der Bund. Der Besuch im Impfzentrum soll nach Angaben des Gesundheitsministeriums etwa 45 Minuten dauern, inklusive der Zeit für ärztliche Beratung und Nachbeobachtung. Der eigentliche Impfvorgang soll nur wenige Minuten dauern.
Wer allgemeine Fragen klären will, kann sich an das Bürgertelefon unter (0431) 797 000 01 wenden - oder per E-Mail an corona@lr.landsh.de.
Die folgende Karte zeigt die geplanten Standorte. Weitere Informationen dazu gibt es auf der entsprechenden Internetseite des Landes. Wenn Sie die Standorte antippen oder anklicken, erfahren Sie die genaue Adresse.
In einer vorherigen Version des Artikels haben wir geschrieben, dass nach der Empfehlung der Ständigen Impfkommission geimpft wird. Tatsächlich hat Bundesminister Spahn die Priorisierung angepasst. Wir haben es korrigiert.
