Ende der Isolationspflicht? Zustimmung kommt aus SH
Wer sich mit Corona infiziert, soll sich ab Mai in der Regel nicht mehr isolieren müssen - das sind zumindest die Pläne nach einer Sitzung der Gesundheitsminister von Bund und Länder. Die Reaktionen in Schleswig-Holstein darauf sind durchwachsen.
Ab dem 1. Mai soll die Isolations- und Quarantänepflicht für fast alle Corona-Infizierte wegfallen - ausgenommen sind Kranken- und Pflegeberufe. Die Entscheidung der Gesundheitsminister von Bund und Ländern stößt sowohl auf Widerspruch, als auch auf Zustimmung in Schleswig-Holstein. Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) findet, es sei ein richtiger Schritt auch in diesem Bereich den Übergang von der pandemischen in die endemische Phase anzupassen. Es sei immer darum gegangen, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern und die Überlastung der Krankenhäuser zu vermeiden.
Handelsverband begrüßt Entscheidung
Auch der Handelsverband Nord begrüßt die Lockerungen, denn laut Geschäftsführerin Mareike Petersen sitzen aktuell viele Beschäftigte ohne Symptome Zuhause, das wiederum macht den Unternehmen das Leben schwer: "Ob es wirklich der richtige Zeitpunkt ist, das müssen natürlich die Virologen und die Politiker entscheiden. Aber grundsätzlich begrüßen wir, dass da etwas passiert."
Virologe Fickenscher: "Vorsicht mit Blick auf Ältere und Vorerkrankte"
Der Kieler Virologe Helmut Fickenscher findet, dass viele Regeln in Anbetracht der hohen Impfquote in Schleswig-Holstein nicht mehr zu vertreten sind: "Dazu kommt auch die Rate der Personen, die die Infektion schon durchgemacht haben - aktuell 17,8 Prozent der Bevölkerung in Schleswig-Holstein. Je mehr Leute geimpft sind und die Infektion durchgemacht haben, desto schwerer wird sich das Virus tun." Die Grundlage, das Grundgesetz außer Kraft zu setzen und Persönlichkeitsrechte einzuschränken, sei einfach nicht mehr vorhanden. Fickenscher mahnte dennoch zur Vorsicht, vor allem mit Blick auf Ältere und Vorerkrankte.
UV-Nord: "Verantwortung wird abgewälzt"
Auch einige Unternehmen sind skeptisch und wollen Infizierte aber weiterhin nicht an den Arbeitsplatz lassen, sagt Jens-Arne Meier vom UV-Nord: "Durch diesen Schritt wird die Verantwortung auf die Unternehmen abgewälzt." Für die sei es erforderlich, verlässliche Regeln zu haben, an denen sich alle orientieren könnten. "Wenn die Gefährdungsbeurteilung und die Hygienkonzepte einzig und allein bei den Unternehmen liegen, bietet das eine Rechtsunsicherheit", sagt Meier.
Deutschlandweit haben die Pläne zur Aussetzung der Isolationspflicht für durchwachsene Reaktionen gesorgt. Der Sozialverband VdK und die Deutsche Stiftung Patientenschutz sehen große Gefahren für gefährdete Personen. Der Schutz der Risikogruppen spiele für die Politik offenbar überhaupt keine Rolle mehr, so der Sozialverband.
Hinweis: Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat inzwischen angekündigt, die geplante Änderung der Isolationsregeln nicht umzusetzen. Dieser Kurswechsel sorgt für Kritik.
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