Weißkohl wächst auf einem Feld bei Brunsbüttel. © dpa-Bildfunk Foto: Markus Scholz

Dithmarschen: Gewinnen die Kohlbauern die Wetter-Wette?

Stand: 15.10.2022 06:00 Uhr

Auf den Weißkohlflächen in Dithmarschen herrscht Hochbetrieb. Die Kohlernte hat zehn bis vierzehn Tage später begonnen als üblich. Grund: Der trockene Sommer.

von Oliver Kring

Es gab zu wenig Regen im Juni und Juli - und so gut wie keinen im August. Die Folgen spüren nun die Landwirte. Mitte September seien die Kohlköpfe ein Kilogramm leichter gewesen als normalerweise, sagt Karl-Albert Brand vom Gemüseanbauerverband. "Uns wird Ertrag fehlen - da kommt man nicht drumherum", befürchtet er, "fünf bis zehn Prozent unter Durchschnitt im Vergleich zu einer normalen Ernte - bei denen, die später angefangen haben zu ernten. Bei denen, die schon am 1. Oktober geschnitten haben, können es auch zehn bis 15 Prozent werden."

VIDEO: Bauern in Dithmarschen fürchten schlechte Kohlernte | 20.09.22 (2 Min)

Frost und Matsch - die Zeit drängt für die Ernte

Deshalb haben Kohlbauern - wie Björn Göser aus Kronprinzenkoog (Kreis Dithmarschen) - alles nach hinten geschoben. Die Ernte länger hinauszuzögern sei riskant, sagt er - und erklärt: "Wir haben 14 Tage früher angefangen, also Mitte Oktober." Im November herrsche Frostgefahr und das Wachstum ließe nach, so Göser. "Wenn mehr Niederschläge kommen, wird auch die Befahrbarkeit mit den Schleppern schwieriger." Und 60 Hektar müssen erstmal vom Feld ins Lager gelangen - parallel zu weiteren Kohlsorten, die in diesen Tagen geerntet werden müssen. "Die Mitarbeiter sind natürlich auch begrenzt. Wenn wir mit sechs Messern schneiden und die anderen sechs Helfer packen - dann schaffen wir so ungefähr einen Hektar pro Tag", sorgt sich Göser.

Pro Hektar 40.000 Kohlköpfe

Pro Hektar werden rund 40.000 Kohlköpfe geschnitten. Knapp 60 Hektar liegen noch vor ihnen - das alles bis Ende November zu schaffen, wird schwierig. Deshalb hat Björn Göser seine Mannschaft um ein weiteres Team aufgestockt. Er hofft, so vor dem ersten Frost fertig zu sein. Eine Nacht bei Minusgraden mache dem Kohl laut Björn Göser nichts aus. Aber mehrere Frostnächte nacheinander? Dann wäre der Kohl hin, sagt er.

Kleine Köpfe - höhere Kosten

Doch die kleineren Köpfe führen auch noch zu einem anderen Problem: Die Kunden der Kohlbetriebe nehmen das Gemüse nur in 12- oder 15-Kilo-Kisten ab. Dadurch, dass der Kohl weniger wiegt, müssen mehr Köpfe in eine Kiste gepackt werden. Sprich: Die sogenannten Hantierungskosten steigen. Bei einer oder zehn Kisten natürlich kein Problem. Aber bei fast 300.000 Kisten auf dem Hof von Björn Göser dauert das deutlich länger. Dabei sind die Mehrkosten ein Problem und die Arbeitskräfte fehlen dann bei der Ernte anderer Kohlsorten.

Lichtblick für die Höfe: Preise gestiegen

Einen Lichtblick gibt es aus Sicht der Bauern: Die Preise sind beim Kohl gestiegen - sie helfen, die höheren Kosten vor allem für Energie und Transport aufzufangen. Daher richten sich die Blicke der Kohlbauern nun ganz zuversichtlich auf die kommende Kohlsaison, sagt Karl-Albert Brandt vom Gemüseanbauerverband.

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Schleswig-Holstein Magazin | 14.10.2022 | 19:30 Uhr

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