Unfall mit drei Toten: Angeklagter schweigt vor Gericht
Vor dem Landgericht Kiel ist im zweiten Anlauf der Prozess gegen einen 26-Jährigen wegen fahrlässiger Tötung gestartet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, im Januar 2021 ohne Führerschein und unter Drogeneinfluss drei Passanten überfahren zu haben.
Am Abend des 20. Januar 2021 soll der damals 24-Jährige am Einfelder See in Neumünster die Kontrolle über den Wagen verloren haben, von der Straße abgekommen sein und drei Menschen getötet haben. In einer langgezogenen Rechtskurve sei er wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Straße abgekommen und soll nach Kollision mit mehreren Pollern, einem Verkehrsschild und einem Baum die Gruppe Fußgänger auf dem Gehweg erfasst haben. Ein 34-jähriger Polizist und seine 30-jährige Lebensgefährtin, ebenfalls Polizistin, starben noch am Unfallort. Die 27 Jahre alte Schwester der Frau erlag wenige Tage später ihren Verletzungen im Krankenhaus. Laut Staatsanwaltschaft war der Angeklagte mit dem Auto unterwegs, obwohl ihm die Fahrerlaubnis entzogen worden war - dazu soll er unter Drogeneinfluss gestanden haben.
Schriftliche Entschuldigung bei den Angehörigen wirft Zweifel auf
Geäußert hat sich der Angeklagte beim Prozessauftakt zunächst nicht. Der Richter verlas lediglich drei identische Entschuldigungsschreiben an die Angehörigen, welche vom Angeklagten sein sollen. "Niemand sollte so aus der Welt gerissen werden", heißt es darin unter anderem. Doch die Anwälte der Hinterbliebenen, die den Prozess verfolgen, bezweifeln, dass die Mails vom Angeklagten stammen - sie sollen vom Account seines Vaters verschickt worden sein. Der 26-jährige bestätigte dem Gericht, die Schreiben selbst verfasst zu haben.
Als Zeugen wurden heute zuerst eine Polizistin sowie ein Anwohner befragt, die früh am Unglücksort waren. Beide beschrieben teils emotional ihre Erlebnisse. Vor Gericht muss sich der mutmaßliche Unfallfahrer wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens verantworten - nach Ansicht der Kammer kommt aber auch eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung in Betracht.
Erster Prozessauftakt war geplatzt
Am Montag musste der Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Unfallfahrer verschoben werden. Anstatt vor Gericht zu erscheinen, ließ sich der Angeklagte offenbar in die Rendsburger Imland-Klinik einweisen. Der Verteidiger hatte nach eigenen Angaben versucht, Kontakt mit seinem Mandanten aufzunehmen. Kurze Zeit später habe sich herausgestellt, dass der junge Mann nicht in der Lage ist, an der Verhandlung teilzunehmen. Der Vater des Angeklagten hatte laut Anwalt am Montag am Telefon gesagt, sein Sohn werde in eine Klinik gefahren. Demnach hatte der 26-Jährige in großem Ausmaß Kokain konsumiert, war zittrig und kaum fähig zu reden. Laut Gerichtssprecher ist er dieses Mal erschienen, weil zuvor ein Haftbefehl erlassen wurde.
