Jeremy setzt die Legofiguren in Szene und schaut, dass alle richtig stehen. Vorne ist ein Tablet aufgebaut, mit dem jede einzelne Szene fotografiert wird. © NDR / Linda Ebener Foto: Linda Ebener

Stop-Motion: Eine Filmtechnik, die jeder lernen kann?

Stand: 27.02.2022 06:00 Uhr

Jim Lacy ist 54 Jahre alt, kommt gebürtig aus Texas und lebt schon seit über 30 Jahren in Deutschland. Er hat mit acht Jahren angefangen sich mit der Stop-Motion-Technik zu beschäftigen - genau wie die Kinder in seinem Workshop in Lübeck.

von Linda Ebener

Seine Leidenschaft für die Film-Produktion wird sehr schnell klar. Jim Lacy gerät ins Schwärmen sobald es um Filme geht - vor allem um Stop-Motion-Filme. Deshalb war er auch so begeistert, als er gehört hat, dass im Europäischen Hansemuseum in Lübeck Workshops für Kinder angeboten werden, die sich mit der Stop-Motion-Technik beschäftigen. Sie drehen selbst kleine Filme mit Lego und der Hilfe der Stop-Motion-App Picpac.

Stop-Motion-Workshops in Lübeck

Zwei Jungs bauen Legosteine zusammen, die durcheinander und mit vielen bunten Steinen vor ihnen liegen. © NDR / Linda Ebener Foto: Linda Ebener
Bevor die Geschichte eines Bankraubs zum Film werden kann, müssen erst die richtigen Legosteine gefunden werden.

Zwei Mal im Monat findet der Workshop "Kamera und Action - Lego Stories in Stop-Motion für Kinder und Jugendliche" statt. Jeweils am zweiten und vierten Sonntag im Monat können Acht- bis Zwölfjährige selbst eigene kleine Lego-Filme entwickeln. Sie haben zwei Stunden Zeit sich eine Geschichte zu überlegen, ihr Lego-Filmset aufzubauen und mit einem Tablet die einzelnen Szenen zu fotografieren. Am Ende werden die einzelnen Bilder aneinandergesetzt und die Figuren bewegen sich. Jeremy ist elf Jahre alt und schon zum zweiten Mal bei dem Workshop dabei. Zusammen mit der achtjährigen Zoey und dem neunjährigen Max überlegen sie sich eine Geschichte und bauen fleißig drauf los. "Wir wollen einen Banküberfall machen, aber erst mal ist es ein ganz normaler Stadttag", erklärt Jeremy.

Von Super 8 zu Tablet und Apps

Ein Mann sitzt an einem runden Holztisch, darauf steht ein Latte Macchiato. Der Mann macht ein Selfie von sich und schaut freundlich in die Kamera. © Jim Lacy Foto: Jim Lacy
Jim Lacy ist Spezialist für Stop Motion und arbeitet damit, seitdem er acht Jahre alt ist.

Auch für den heute 54-jährigen Jim Lacy ging es früh los mit der Stop-Motion-Faszination - im Alter von acht Jahren zusammen mit seinem Bruder: "Mit Star-Wars-Figuren haben wir angefangen. Wir haben einfach die Super 8-Kamera und Einzelbilder angeschaltet und wir waren schon bei den ersten Ergebnissen total begeistert. Wir dachten wir sind schon Profi-Filmemacher." Aufgewachsen ist Jim in Texas und nach seinem Philosophie-Bachelorstudium in den USA ist er mit 21 Jahren zum Studieren nach Hamburg gezogen. Zusammen mit seinem besten Freund, den er in den USA beim Studieren kennengelernt hat, hatten sie auch schnell erste Erfolge im Filmbereich und bekamen viele Auszeichnungen, unter anderem auch den 1. Preis beim Hamburger Kurzfilmfestival 1998. "Und dann bekamen wir Anrufe von Firmen, die Werbespots von uns haben wollten. Die haben uns in der Zeitung gesehen und so waren wir plötzlich Filmemacher, obwohl wir eigentlich nur lustige Knetfilme drehen wollten."

Was steckt hinter der Filmtechnik Stop-Motion?

Stop-Motion ist nichts anderes als einzelne Bilder von unbewegten Motiven, die aneinandergereiht werden und am Ende einen Film ergeben. Es ist vielleicht ein bisschen zu vergleichen mit einem Daumenkino. Die Technik kommt bei Trickfilmen, wie "Shaun das Schaf" oder "Wallace & Gromit" aber auch als Spezialeffekt in Realfilmen zum Einsatz. Jim Lacy hat selbst große Vorbilder im Stop-Motion Bereich: "Phil Tippett, der die Star-Wars-Animationen gemacht hat in 'Das Imperium schlägt zurück'. Die Schlacht um den Eisplaneten, mit den Robotern, die aussehen wie große Hunde. Das ist alles Stop-Motion animiert." Auch der erste King-Kong-Film von 1933 wurde mit Hilfe von Stop-Motion gedreht und die allerersten Stop-Motion-Filme stammen sogar aus dem späten 19. Jahrhundert. "Stop-Motion kommt eigentlich immer zu kurz", sagt der Filmexperte Lacy.

Stop-Motion kann jeder lernen

Der elf-jährige Finn rückt die Legofiguren auf blauem Untergrund in das rechte Licht. Dabei schaut er über ein Tablet auf das Geschehen und fotografiert die Szene. © NDR / Linda Ebener Foto: Linda Ebener
Der elfjährige Finn schaut durch das Tablet und platziert die Figuren an der richtigen Stelle, damit er das nächste Foto für den Film machen kann.

Mittlerweile unterrichtet der 54-Jährige an der Hochschule Flensburg und gibt dort Stop-Motion-Kurse, aber unterrichtet auch Kamera und Schnitt. Jim Lacy merkt selbst, dass die Menschen, die mit Stop-Motion arbeiten momentan ziemlich ausgebucht sind, sowohl im Spielfilmbereich als auch im Werbebereich. Deshalb rät er den Kindern, die im Europäischen Hansemuseum an dem Stop-Motion Workshops teilnehmen, diese Technik und die Lust mit Filmen zu arbeiten, nicht aus den Augen zu verlieren. Denn Stop-Motion kann jeder lernen. "Man braucht eigentlich nur ein Mobiltelefon oder eine digitale Fotokamera und ein Stop-Motion-Programm, da gibt es viele kostenlose. Innerhalb einer Woche könnte man mit einer guten Idee etwas drehen, was auf Festivals Preise gewinnen könnte."

Die Stop-Motion-Künstler von morgen?

Ganz so weit denken die Kinder beim Workshop noch nicht, aber die Begeisterung ist auf jeden Fall zu spüren: "Ich fand's cool, das Ganze zu bauen und zu dekorieren", sagt Jeremy. Auch Max ist total begeistert: "Das war sehr cool und aufregend finde ich, einfach ein gutes Erlebnis." Stop-Motion - eine Filmtechnik, die auf der ganzen Welt immer wieder eingesetzt wird und Zukunft hat.

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Schleswig-Holstein Magazin | 23.01.2022 | 19:30 Uhr

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