Gänse-Schäden: Entschädigungen verärgern Landwirte in SH
Die Zahl der Gänse hat sich laut Bauernverband trotz verlängerter Jagdzeiten erhöht. Die neuen Richtlinien für Entschädigungszahlungen sind für Landwirte in Nordfriesland nicht ausreichend.
Es ist das ewige Thema für die Landwirte an Schleswig-Holsteins Westküste: Tausende Gänse sitzen auf den Feldern und fressen sie kahl. Das Landwirtschaftsministerium will Landwirte nun gezielt für Schäden durch Gänsefraß entschädigen.
Neue Entschädigungszahlungen sollen Landwirte entlasten
Ab dem 2. Mai können Betriebe laut Ministerium Anträge für Entschädigungen stellen. Die Regeln dafür hat das Ministerium in einer Richtlinie festgehalten:
- Der Schaden muss in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. Mai entstanden sein.
- Der Schaden muss durch einen anerkannten, unabhängigen Sachverständigen oder einem Versicherungsunternehmen ermittelt werden.
- Leistungen gibt es erst ab einem Schaden von 500 Euro pro Betrieb.
- Der maximale Jahreshöchstsatz liegt bei 25.000 Euro.
- Bei Schäden durch Kanada- oder Nilgänse gibt es keine Zahlungen.
- Reichen die Haushaltsmittel nicht für alle Anträge aus, gibt es prozentuale Kürzungen in den einzelnen Zahlungen.
Landwirte auf Eiderstedt sind unzufrieden
Laut Olaf Dircks, Bürgermeister von Westerhever, herrscht unter den umliegenden Landwirten große Unzufriedenheit über die Entschädigungsrichtlinien. Sie seien nicht ausreichend, um die durch Gänse entstandenen Schäden zu decken. Er bezieht sich dabei auf eine Übersicht für Pauschalzahlungen. Demnach würden für sehr beschädigte Grünflächen 56 Euro je Hektar gebilligt. Da laut Richtlinie erst Entschädigungen ab einer Höhe von mindestens 500 Euro ausgezahlt werden, müssten mindestens neun Hektar Land von starken Gänsefraß beschädigt sein, um überhaupt Zahlungen zu erhalten. Der Kreisbauernverband Nordfriesland kritisiert, dass die vom Ministerium vorgesehenen insgesamt 150.000 Euro nicht für das gesamte Land ausreichen.
Landwirte hören auf
Karsten Alberts ist Landwirt in Westerhever, einem Gebiet mit einer besonders hohen Gänsepopulation. Auf ausreichende Entschädigungen wartet er schon lange. Nun verkauft er erste Teile seines Landes.
"Hier sind noch sechs aktive Landwirte und in den nächsten Jahren werden davon fünf aufhören. Nicht nur, aber ausschlaggebend aufgrund des Gänsefraßes." Karsten Alberts, Landwirt in Westerhever
Längere Jagdzeiten haben Problem nicht gelöst
Das Land hatte im vergangenen Jahr die Jagdzeiten in der Hoffnung verlängert, dass sich weniger Gänse auf die Felder der Landwirte setzen würden. Ende Juli 2024 hatte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) per Ministerverordnung die generelle Jagdzeit für Grau-, Kanada- und Nilgänse bis Ende Januar und die für die streng geschützten Nonnengänse bis Ende Februar verlängert. Doch der Bestand der Gänse hat sich laut Bauernverband in diesem Jahr sogar erhöht.
Die verlängerte Jagdzeit auf die Gänse nennt der Naturschutzbund Schleswig-Holstein (NABU) problematisch und appelliert an das Ministerium die Verlängerung zurückzunehmen, die Entschädigungszahlungen begrüßte der NABU dagegen außerordentlich. "Entschädigungen sind zur Lösung der Gänsefrage allemal besser als Schüsse", hieß es in dem Statement.
