Ein Intensivbett mit einem Beatmungsgerät.  Foto: Roland Weyrauch

Sorge vor Corona in Flensburg - Krankenhaus zieht Konsequenzen

Stand: 04.11.2021 13:06 Uhr

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen in Flensburg wächst dort die Sorge vor einer Überlastung des St. Franziskus-Hospitals. Soweit ist es noch nicht, doch das Krankenhaus schränkt nun bereits die Regelversorgung ein.

In Flensburg ist eigentlich das Malteser Krankenhaus St. Franziskus-Hospital (SFH) für Corona-Fälle zuständig. Derzeit ist die Zahl der stationär behandelten Corona-Patienten in Flensburg insgesamt noch überschaubar. Sieben bestätigte Fälle seien es insgesamt, zwei Corona-Patienten würden derzeit auf der Intensivstation des SFH behandelt und auch beatmet, außerdem gebe es vier Verdachtsfälle. Die Zahl der Verdachtsfälle nehme derzeit sprunghaft zu, sagte SFH-Geschäftsführer Klaus Deitmaring am Rande einer gemeinsamen Online-Pressekonferenz mit Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD).

Hohe Belegungsrate

Doch die Versorgung der Covid-Patienten ist aufwendig. Die Kapazitätsgrenze im St. Franziskus-Hospital liege bei 42 Corona-Fällen. Und insgesamt beträgt nach Angaben des SFH-Geschäftsführers Klaus Deitmaring die Belegungsrate 98 Prozent, man sei "also faktisch voll". Auch im anderen Flensburger Krankenhaus, der Diako, herrscht eine ähnliche Lage. Grund ist aber auch die Grippewelle, mit schweren Verläufen insbesondere bei Kindern. Im vergangenen Winter wurden dafür keine Antikörper gebildet, sagten die Klinikvertreter. Es mache auch viel Mühe, neue Patienten, die wegen ganz anderer Krankheiten kommen, aber Covid-Symptome haben, zu isolieren, hieß es.

Malteser Krankenhaus muss in der Geriatrie limitieren

"Wir müssen aufpassen. Das hat sofort Auswirkung auf die Gesamtversorgung des Hauses", erklärt Deitmaring. Für eine sich wieder deutlich erhöhende Corona-Versorgung müssten mehr Personal und Kapazität bereitgestellt werden, deshalb habe man nun im St. Franziskus-Hospital beschlossen: Verlegungen von der Diako in die Malteser-Klinik werden eingeschränkt, ebenso die geriatrische Versorgung, also Therapien für altersbedingte nicht akute Krankheiten, normale Versorgungsbetten in der Geriatrie werden nun gesperrt. Das laufe nicht hektisch ab, es gebe aber Kapazitätsengpässe, "also wir limitieren schon." Im Diako Krankenhaus seien derzeit fast zwei Drittel der neu aufgenommenen Patienten mit Covid-Symptomen nicht geimpft, sagte Geschäftsführerin Friederike Hohmann. Pläne, die reguläre Versorgung einzuschränken, gebe es dort aber nicht.

Weitere Krankenhäuser melden hohe Auslastung

Auch das DRK Krankenhaus Ratzeburg-Mölln ist so gut wie voll belegt, meldet auf NDR-Nachfrage aktuelle eine Auslastung von 98 Prozent. Dabei werden dort momentan nur drei Covid-Patienten behandelt. Die Auslastung komme vor allem dadurch, dass viele Menschen während der Lockdowns und der Hochinzidenz-Zeiten nicht zum Arzt gegangen seien, heißt es aus dem DRK-Krankenhaus. Dadurch habe sich sozusagen eine Art Stau gebildet. Viele Patienten müssen laut Krankenhaus jetzt mit Herzproblemen, Magen-Darm- oder Krebserkrankungen behandelt werden.

Das St. Adolfstift in Reinbek gibt eine Zahl durch von 92 Prozent, da waren es Anfang der Woche zwei Covid-Patienten auf der Intensivstation, dazu fünf weitere Verdachtsfälle. Beim UKSH in Lübeck und Kiel sei die Lage aktuell noch ruhig, erklärte Sprecher Oliver Grieve gegenüber NDR Schleswig-Holstein. "Von 240 Intensivbetten, die wir an den Standorten Kiel und Lübeck im Augenblick geöffnet haben, haben wir 35 Intensivbetten frei und versorgen dort sechs Covid-Patienten auf den Intensiv-Stationen", so Grieve.

OB Lange fordert Impfteams auch für Anfang 2022

Die Sieben-Tage--Inzidenz liegt in Flensburg bei 100,1 (Stand 3.11.), am Vortag lag sie noch bei 82,3. Am Donnerstag wurden nach Angaben der Stadt bislang elf neue Fälle gemeldet, darunter ein Kind aus einer Kita und vier Schulkinder. Neben Flensburg liegt die Inzidenz in zwei weiteren Kreisen im Land bei über 100 (Stand 3.11.). Betroffen sind laut Land die Kreise Herzogtum-Lauenburg und Nordfriesland. Landesweit liegt der Wert bei etwa 71. Flensburgs Oberbürgermeisterin Lange zeigte sich angesichts des diffusen Infektionsgeschehens "wieder etwas besorgter" und appellierte an die Politik, die Impfteams, die bislang bis zu 31.12. dieses Jahres eingeplant sind, darüber hinaus einzusetzen.

Sollten Kommunen die 2G-Regel anordnen können?

Und Lange forderte auch, wieder kostenlose Testmöglichkeiten anzubieten - zu Spitzenzeiten wurde zwölf Mal mehr getestet als jetzt. Die Oberbürgermeisterin sagte mit Blick auf die Landesregierung außerdem, sie wünsche sich, dass die Stadt 2G anordnen könne. Bislang sei die 2G-Regel, bei der nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu Veranstaltungen oder ins Restaurant erhalten, im Norden nur über das Hausrecht möglich. Lange sagt, "wir können es nicht flächendeckend für die gesamte Stadt einfach durch Kommunalverfügung anordnen. Dafür fehlen uns in Schleswig-Holstein die Rechtsgrundlagen." Ob eine solche Möglichkeit dann gleich genutzt werde, müsse der Krisenstab besprechen. Von Seiten der Klinikvertreter wurde auf der Pressekonferenz Kritik an dem für Ende November beschlossenen Ende der nationalen Notlage laut. Das sei nicht hilfreich, hieß es.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 04.11.2021 | 11:00 Uhr

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