Die MS Norderaue ist auf hoher sehe bei strahlender Sonne unterwegs. © Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH

Reederei alarmiert: Fahrrinne nach Föhr und Amrum versandet

Stand: 03.05.2022 15:18 Uhr

Eine "Handbreit unterm Kiel" reicht nicht aus. Die Fähre "Norderaue" hat bereits Schaden genommen. Laut Reederei besitzt die Fahrrinne im nordfriesischen Wattenmeer nicht die erforderliche Tiefe.

von Peer-Axel Kroeske

Fast täglich weist in diesen Tagen ein roter Kasten auf der Homepage der Wyker Dampfschiffsreederei (WDR) auf "wichtige Meldungen" hin: Bei Niedrigwasser verspäten sich meist mehrere Abfahrten. Nicht selten kommen Passagiere erst eine Stunde später los. Selbst bei Westwindlagen kann das inzwischen passieren.

50 Zentimeter zu viel Schlick

Das Schiff die "Akke" auf dem Meer. © Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum-GmbH
Mit Schiffen wie der "Akke" wird das sogenannte Wasserinjektionsverfahren durchgeführt, das die Reederei kritisiert.

Der Grund: Die Fahrrinne ist laut WDR an einigen Stellen nur 1,60 statt der angestrebten 2,10 Meter tief. An der Fähre "Norderaue" musste deshalb bereits nach einem Schaden der Antrieb für 50.000 Euro repariert werden. Die Reederei schlägt deshalb Alarm: Wenn sich der Zustand der Fahrrinne nicht bessere, könne kein tidenunabhängiger Fahrplan mehr aufgestellt werden. Ältere Inselbewohner kennen das noch aus der Zeit vor 1971: Damals wechselten die Abfahrtszeiten täglich. Sie richteten sich nach Ebbe und Flut.

Reederei fordert: Mehr baggern, weniger spülen

Kritik übt die WDR auch am sogenannten Injektionsverfahren, das vermehrt zum Einsatz kommt. Hierbei wirbeln Düsen unter Wasser den Sand auf. Dies gilt als umweltverträglicher als der Einsatz von Baggern. Allerdings lagert sich der Schlick an anderen Stellen wieder ab. Auch bei Baggerarbeiten der Hafenbetreiber könne das passieren. "Ich befürchte, dass sich die hier gelösten Sedimente draußen im Dagebüller Fahrwasser ablagern und die Wassertiefe dort noch weiter verringern könnten," warnt WDR-Inspektionsleiter Chris Tholund. Deshalb sollten die Arbeiten zeitlich zwischen den Akteuren besser koordiniert werden.

Ab zwölf Grad Wassertemperatur sind keine Arbeiten mehr möglich

Fazit der Reederei: Die Arbeiten der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt im vergangenen Winter hätten nicht ausgereicht. Gleichzeitig schließt sich das Zeitfenster, um noch vor dem Sommer nachzubessern: Arbeiten an der Fahrrinne sind nur bei Temperaturen bis zwölf Grad erlaubt. Aktuell hat die Nordsee bei Föhr etwa zehn Grad.

Stürme haben das Ausbessern der Fahrrinne erschwert

Das Wasser- und Schifffahrtsamt in Tönning kann den Unmut der Reederei nachvollziehen. "Die Fahrrinne ist nicht tief genug", bestätigt Fachgebietsleiter Gerd Hartwig. Allerdings habe das Winterwetter die Pläne durchkreuzt. Zunächst kam ein Spülschiff im Februar an seine Grenzen. Ein Bagger musste dann infolge mehrerer Stürme den Einsatz abbrechen. Die Stürme hätten zudem die Fahrrinne wieder zugeschüttet.

Bagger für den 11. Mai bestellt

Hartwig kündigt an, dass ein Bagger noch einmal bis Ende Mai im Einsatz sein werde. Die zwölf Grad-Grenze gilt dabei nach seiner Ansicht nicht. Sie sei nur beim Aufwirbeln von feinem, organischen Material zu beachten. Wenn die Teilchen dabei verrotten, sinkt bei höheren Temperaturen der Sauerstoffgehalt. Das betreffe aber vor allem das Injektionsverfahren und weniger die Baggerarbeiten, so der Fachgebietsleiter. Generell hat sich dieses Verfahren laut Hartwig bewährt. Übrig bleibt dabei allerdings gröberer Sand, der etwa alle fünf Jahre entfernt werden muss. Und genau das sei jetzt geplant.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.05.2022 | 12:00 Uhr

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