Land präsentiert Strategie: Biologische Vielfalt sichern
Die Landesregierung hat im Landtag in Kiel die Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt vorgestellt. Ziel ist es, das Artensterben zu stoppen.
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) sagte, das Problem sei akut: Derzeit sind nach Angaben der Fachbehörden rund 50 Prozent der Tier- und Pflanzenarten in Schleswig-Holstein in den roten Listen der gefährdeten Arten aufgeführt. "Die Situation um die Vielfalt der Arten, das voranschreitende Artensterben, der Verlust an Biodiversität - diese Herausforderung oder gar diese Krise ist mindestens so bedrohlich für uns als Menschen wie der menschengemachte Klimawandel", sagte Albrecht. Es müsse gelingen, eine Trendumkehr einzuleiten und Umweltressourcen effizient zu schützen. "Wir liefern einen Masterplan für die Natur, um den Rückgang der biologischen Vielfalt im Land zu stoppen", so der Minister.
Albrecht: Guter ökologischer Zustand auf 30 Prozent der Landesfläche
Für die typisch schleswig-holsteinischen Landschaften wie Küsten, Moore, Heiden und Gewässer werden in der Strategie Ziele und Maßnahmen beschrieben: beispielsweise die Renaturierung von Mooren und die Entwicklung von Wäldern. Albrecht sagte, Ziel sei es, auf 30 Prozent der Landesfläche einen guten ökologischen Zustand zu etablieren.
SPD: Tempo zum Schutz der biologischen Vielfalt beschleunigen
Sandra Redmann, die umweltpolitische Sprecherin der SPD, nannte es wichtig, dass in Schleswig-Holstein eine Strategie entwickelt wurde und mahnte Tempo an. Das Massensterben weltweit habe begonnen: "Es geht nicht nur um den Regenwald, die Antarktis, den Eisbär oder den afrikanischen Waldelefanten", sagte Redmann. "Das Sterben findet vor unserer Haustür statt, auch hier in Schleswig-Holstein seit Jahren. Zu lange haben wir zugesehen und auf Kosten unserer Natur und auf Kosten der Arten gehandelt."
Heiner Rickers von der CDU nannte es einen moralische und ethische Verpflichtung. Man müsse handeln. Dieses sei auch gesetzlich als staatliche Aufgabe festgeschrieben.
FDP: Wirtschaft und Tourismus mit ins Boot holen
Jeder Einzelne müsse seinen Beitrag leisten, sagte der FPD-Abgeordnete Oliver Kumbartzky. 69 Prozent der Landesfläche in Schleswig-Holstein würden landwirtschaftlich genutzt. Neben der Landwirtschaft habe auch der zunehmende Tourismus Einfluss auf die Biodiversität. Kumbartzky sprach sich dafür aus, dass Vertreter der beiden größten Wirtschaftszweige mit am Tisch sitzen sollten. Verbote und ordnungsrechtliche Maßnahmen empfindet er als die letzten Mittel.
Der AfD-Abgeordnete Volker Schnurrbusch kritisierte, dass vor allem die Landwirtschaft als Verursacher des Artensterbens angeprangert werde. Landwirten drohten weitere Einschränkungen und bürokratische Vorgaben.
Kosten bis 2030: Rund 972 Millionen Euro
Nach Ansicht der SPD-Politikerin Redmann wird die aktuelle Koalition wegen politische Differenzen nicht in der Lage sein, Teile der Strategie umzusetzen. Die Grünen-Abgeordnete Marlies Fritzen entgegnete, die Koalition habe zahlreiche Verabredungen zum Naturschutz getroffen. Die Biodiversitätsstrategie sei auch eine Aufgabe für die kommenden Wahlperioden. Die Kosten bis 2030 bezifferte Umweltminister Albrecht auf rund 972 Millionen Euro, die von der EU und dem Bund mitfinanziert werden sollen.
