Auf einem Smartphone-Bildschirm ist ein 49-Euro-Ticket zu sehen. © IMAGO / aal.photo
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AUDIO: Fahrgastverband Pro Bahn SH sieht Deutschlandticket kritisch (1 Min)

Freude bei den einen, Frust bei anderen: Das 49-Euro-Ticket kommt

Stand: 03.11.2022 20:35 Uhr

Am Mittwoch haben sich Bund und Länder auf der Ministerpräsidentenkonferenz geeinigt: Bahn- und Busreisende können im kommenden Jahr mit einem sogenannten Deutschlandticket bundesweit für 49 Euro im Monat unterwegs sein. In SH wird der Beschluss gemischt aufgenommen.

Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, spricht während eines Pressetermins. © picture alliance/dpa Foto: Markus Scholz
Nach der dreistündigen Konferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte Günther, der Knoten sei nun durchschlagen. Er begrüßt die Ergebnisse der MPK.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nannte es eine "gute Nachricht", dass sich Bund und Länder auf ein Deutschlandticket im Nah- und Regionalverkehr verständigt haben. Für Schleswig-Holstein sei es aber vor allem wichtig, dass sich der Bund mit einer weiteren Milliarde auch am Ausbau des ÖPNV beteilige.

Auch Lasse Petersdotter (Grüne) befürwortete den Bund-Länder-Beschluss: "Die Einführung eines 49-Euro-Tickets wird den öffentlichen Nahverkehr stärker in die Mitte der Gesellschaft tragen", so der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Da man einen kostengünstigen und guten Nahverkehr für eine klimaschonende Mobilität brauche, begrüßte Petersdotter außerdem, dass die Mittel zur Stärkung des Nahverkehrsnetzes erhöht werden.

SPD nimmt Landesregierung in die Pflicht

"Der Bund hält seine Versprechen, nun muss auch das Land liefern", erklärt Thomas Losse-Müller (SPD) zu den Ergebnissen der Ministerpräsidentenkonferenz. Das 49-Euro-Ticket zeige zwar beispielhaft, dass Bund und Länder in dieser Krise zusammenstehen. Doch parallel zum Deutschlandticket müssten auch Bahnen und Busse ausgebaut werden, fordert der Fraktionsvorsitzende.

Nah.SH begrüßt die Einführung des 49-Euro-Tickets

Der Nahverkehrsverbund begrüßt die geplante Einführung des Deutschlandtickets und weist auf das Einsparpotenzial für seine Abo-Kunden hin. Eine Sprecherin nannte einige Beispiele: So sparen demnach Kunden und Kundinnen mit einem Abo etwa für die Strecke Lübeck-Hamburg, die bisher 230 Euro monatlich kostete. Das wären mit dem neuen Ticket 181 Euro weniger. Auf der Strecke Kiel-Hamburg beträgt die Ersparnis 207 Euro. Für Abonnenten innerhalb Kiels, Lübecks, Rendsburgs und Flensburgs ändert sich am Preis zwar wenig, Nah.SH betonte jedoch den Vorteil, dass die Menschen damit in ihrer Freizeit auch landes- und deutschlandweit fahren können.

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Für den Nahverkehrsverbund gibt es aber auch noch offene Fragen. So dürfe die Finanzierung des Tickets nicht zulasten des heutigen Nahverkehrsangebots und des dringend nötigen Ausbaus gehen. Die steigenden Kosten, vor allem für Energie und Personal, müssten ausgeglichen werden. Auch sei ein Ausbau des Nahverkehrsangebots nötig, weil das bisherige Angebot bereits an die Grenze stoße. "Leider fehlt eine entsprechende Festlegung im gestrigen Ergebnis der Bund-Länder-Vereinbarung", teilte die Sprecherin am Donnerstag weiter mit.

Landkreistag mahnt zu mehr Ausbau des Nahverkehrs

Der Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Landkreistags, Reinhard Sager (CDU), sieht das Ticket kritisch. Er meint, dass schon das Neun-Euro-Ticket für viele Menschen auf dem Land kaum etwas gebracht habe, da es seiner Meinung nach zu wenig Angebote im Nahverkehr gibt. "So wird auch ein 49-Euro-Ticket in der Fläche am wenigsten wirken. Wir müssen im ländlichen Raum dafür sorgen, dass wir Angebote bei diesen steigenden Energiepreisen erstmal sichern und dann - wo es möglich ist - sie sukzessive weiter ausbauen, damit die Menschen im ländlichen Raum auch eine gute Verkehrsanbindung haben", sagt Sager. Darauf lege er mehr Wert als auf ein deutschlandweit einheitliches Ticket.

Sozialverband VdK sieht Preis und Distribution kritisch

Der Sozialverband VdK äußerte sich kritisch zu dem Preis von 49 Euro. Ronald Manzke, Geschäftsführer des Sozialverbands VdK Nord e.V., sagte: "Es ist so, dass alle die, die über kleine Einkommen, kleine Renten verfügen, ausgeschlossen sind, weil für die ist dieses Ticket immer noch zu teuer." Außerdem kritisierte er die Entscheidung, das Ticket nur digital anzubieten, da dadurch alle ausgeschlossen seien, die kein Smartphone besitzen.

Unklar ist, wann genau das Ticket startet. Ziel ist laut Bundesregierung der Januar. Der Verband deutscher Verkerhsunternehmen hält laut eigenen Angaben einen Start im Januar für nicht machbar. Das Neun-Euro-Ticket hatte den öffentlichen Nahverkehr in Schleswig-Holstein zuletzt deutlich angekurbelt. Dessen Marktanteil habe sich im Juli diesen Jahres im Vergleich zu 2019 mehr als verdoppelt, teilte die Nahverkehrsgesellschaft Nah.SH Ende Oktober mit.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 03.11.2022 | 09:00 Uhr

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