Stand: 30.12.2017 08:00 Uhr

Elke Twesten und das Ende der Landesregierung

Elke Twesten © Bündnes 90 / Die Grünen Foto: Sven Brauers
Die langjährige Grünen-Abgeordnete Elke Twesten wechselt im August zur CDU.

Eine einzige Frau löst in Niedersachsen ein politisches Beben aus: Elke Twesten, Landtagsabgeordnete der Grünen aus Rotenburg (Wümme), verkündet Anfang August ihren Wechsel zur CDU. Eine folgenschwere Entscheidung, denn SPD und Grüne stützen ihre Regierung auf eine Ein-Stimmen-Mehrheit im Landtag. Ohne Twesten ist die auf einen Schlag futsch. Sofort werden Vorwürfe laut - von allen Seiten.

Das Gerücht vom "unmoralischen Angebot"

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) wittert eine Intrige der CDU. Und Grünen-Parteikollege Helge Limburg zitiert die Überläuferin Twesten mit dem Satz: "Du weißt, dass ich ein unmoralisches Angebot der CDU habe?". Die Christdemokraten weisen dies empört zurück. Man habe Elke Twesten nicht gelockt und ihr nichts angeboten. Twesten selbst bezeichnet die Behauptung, sie habe sich kaufen lassen, als "falsch und unwahr". Sie habe sich vielmehr seit Langem inhaltlich von den Grünen entfremdet. Aus Kreisen der Grünen heißt es dagegen, Twesten sei sauer gewesen und habe deshalb hingeworfen: Der 54-Jährigen war Anfang Juni von den Mitgliedern des Kreisverbands Rotenburg (Wümme) die Kandidatur für die im Januar 2018 geplante Landtagswahl verwehrt worden.

Schnell steht fest: Neuwahlen im Oktober

Während Rot und Grün ihrem Ärger Luft machen, Twesten sich verteidigt und Angriffe auf ihre Person kritisiert, die CDU ihre Unschuld beteuert und allgemein großer Unfrieden herrscht, muss parallel ein Plan her für die Zukunft der niedersächsischen Landesregierung. Und der steht trotz des Aufruhrs schon nach wenigen Tagen: Die Landtagswahlen werden auf den 15. Oktober vorgezogen. Plötzlich muss also alles ganz schnell gehen mit der Organisation, mit Wahlhelfern und Briefwahlunterlagen - und natürlich mit dem Wahlkampf. Nebenbei haben die Parteien ja auch noch eine Bundestagswahl am 24. September vor sich.

Aus Widersachern werden Bündnispartner

Gut zwei Monate wird also hart gearbeitet und heftig gestritten. Der Wahlabend am 15. Oktober gestaltet sich dann hochspannend. Die SPD ist überraschend deutlicher Wahlsieger, Rot-Grün macht sich kurzzeitig Hoffnung auf eine Fortsetzung - doch die zerschlägt sich. Es reicht nicht mehr für SPD und Grüne. Und so raufen sich zwei zusammen, die sich im Wahlkampf hart angegriffen und sich auch in den vorangegangenen Jahren nichts geschenkt haben: SPD und CDU, die Niedersachsen nun in Großer Koalition regieren.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 30.12.2017 | 08:00 Uhr

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