Pacht-Streit stört das Bootshaus-Idyll am Nebelsee
Das Idyll der Bootshäuser und Bungalows am Nebelsee bei Mirow ist derzeit erheblich gestört. Den Besitzern droht eine drastische Pachterhöhung.
Mit der Ruhe ist es vorerst vorbei am westlichen Ufer des Nebelsees in der Nähe von Mirow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Die Besitzer der idyllisch gelegenen Anwesen sollen deutlich mehr Pacht bezahlen als in den vergangenen Jahrzehnten. Die Eigentümer des Waldes, an dessen Rand ihre Datschen und Schuppen stehen, fordern in einigen Fällen das Zwanzigfache.
Paradiesische Umgebung
Bislang zahlen die Pächter für den Platz in paradiesisch anmutender Umgebung 36, 47 oder auch 89 Euro im Jahr. Künftig sollen einige knapp über 1.000 Euro an den jeweiligen Waldeigentümer überweisen, inklusive 100 Euro für die Anfahrt durch den Wald. "Wir sind gern bereit mehr Pacht zu zahlen. Was wir im Moment zahlen ist viel zu wenig. Wir haben uns nie dagegen gesträubt über eine Pachterhöhung, aber um das Zwanzigfache ist einfach zu viel", sagt Holger Langanke, der Vorsitzende des Vereins der Pächter.
Vor mehr als 50 Jahren gebaut
Gefordert wird die Pachterhöhung unter anderem von Achim Ahrend, dem Vertreter der privaten Eigentümergemeinschaft. Er räumt ein, dass die Bungalows und Schuppen in den 1960er nach geltendem DDR-Recht gebaut wurden, als das Eigentum an Grund und Boden kaum eine Rolle spielte. Aber inzwischen gehört der Wald wieder privaten Eigentümern. In den 30 Jahren nach der Wende hätten die Eigentümer stets zurückgesteckt, sagt Ahrend. "Ich glaube, die Preise, die uns vorschweben, das sind ungefähr 100 Euro im Monat für so eine Datsche am See. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde 100 Euro für eine Datsche am See nicht viel."
Vorkaufsrecht für die Bootshäuser
Diese Argumentation wollen die Pächter nicht gelten lassen. Schließlich hätten sie oder bereits ihre Eltern die Bungalowanlage aufgebaut, für Strom und Abwassergruben gesorgt und in die Instandhaltung und Modernisierung investiert. Ahrend hält dagegen, die Bungalownutzer hätten den Grund und Boden "auch schon seit 50 Jahren genutzt unentgeltlich, sodass irgendwann einfach mal eine andere Zeit anbrechen muss". Für die Stege und die Bootshäuser können die Waldbesitzer keine Pacht fordern. Für die Wasserflächen zahlen die Nutzer Pacht ans Land. Doch die Waldeigentümer wollen die neuen Pachtverträge für die Landflächen an ein Vorkaufsrecht für Stege und Bootshäuser koppeln. Die Pächter fürchten, dass sie so auch ihre Bootshäuser verlieren, wenn die Pachtverträge für die Bungalows auslaufen. "Für mich wäre das ein absolutes Desaster, wenn ich hier nicht mehr herkommen könnte", sagt Magret Langanke.
"Wollen niemanden vertreiben"
Sie würden niemanden hier vertreiben wollen, beteuert Ahrendt. Er könne sich vorstellen, dass es die Bootshäuser und Bungalows am Nebelsee auch noch in 50 Jahren gibt: "Aber die Konditionen müssen sich ändern." Die Pächter haben inzwischen eine Erhöhung der alten Pacht um das Fünf- bis Zehnfache angeboten - zu wenig, sagen die Eigentümer. Sie schlagen 1,50 Euro pro Quadratmeter Waldboden im Jahr vor, 23 Euro sollen es pro Quadratmeter sein, wenn ein Bungalow draufsteht. Ob deren Forderungen angemessen sind, müssten wohl Gutachter oder Gerichte klären. Beide Seiten wollen aber eine Einigung, doch die ist derzeit nicht in Sicht am Nebelsee.
