Ausstellung 60 Jahre Hansa Rostock: Von Rauchbomben bis zu Pokalen
Die Ausstellung in der Rostocker Kunsthalle wirft einen Blick auf 60 Jahre Vereinsgeschichte beim FC Hansa Rostock: DDR-Meisterschaft und Abstiegskampf - Ausschreitungen und familiärer Zusammenhalt.
"Ich finde das fantastisch, was alles zu sehen ist. Wirklich großartig!", schwärmt Hansa-Rostock-Legende Gerd Kische, während er vor einer Glasvitrine in der Rostocker Kunsthalle steht. In der Vitrine sind unter anderem die Trophäen aus dem Jahr 1991 zu sehen. Hansa holte damals die Meisterschaft und wurde Pokalsieger. Kische konnte zusammen mit NDR Sportreporter Jan Didjurgeit schon vorab einen Blick auf die neue Ausstellung mit dem Titel "Rund & Eckig – Manchmal dreckig – 60 Jahre F. C. Hansa Rostock" werfen.
60 Jahre Hochs und Tiefs
Ein Zeitstrahl entlang der Wände zeichnet die Vereinsgeschichte nach. Bilder und Texte dokumentieren die wichtigsten Ereignisse, zum Beispiel den 29. Mai 1999. "Es geht emotional nichts über diesen Tag", schwelgt Jan Didjurgeit in Erinnerungen. Beim Auswärtsspiel in Bochum schafft Hansa Rostock damals, gegen alle Erwartungen, in den letzten Minuten den Klassenerhalt. Der gebürtige Teterower Gerd Kische stimmt zu: "Das ist Fußball, wunderschön."
"Kein Museum und kein Traditionskabinett"
Der Fußballschuh von Timo Lange, das Trikot von Rainer Jahros, der Reisekoffer von Jürgen Heinsch: Die ausgestellten Gegenstände der ehemaligen Hansa-Spieler und Trainer machen die Geschichten nahbar. Die Ausstellung sei aber kein Museum oder Traditionskabinett betont Remo Kolz. Beim FC Hansa Rostock ist Kolz für die Traditionspflege zuständig. Wenn man auf die Kunsthalle zugehe, müsse man Fußball im gesellschaftlichen Kontext sehen. "Das fanden wir spannend, weil es diesen Ansatz bei Hansa Rostock bisher auch nicht gab", erklärt Kolz.
Polizei und Fans als Teil der Ausstellung
14 von 17 Heimspielen waren in der Saison 2023/24 Problem- oder Risikospiele. Fast 10.000 Polizistinnen und Polizisten waren bei den Spielen im Einsatz. Diese Zahlen der Polizeiinspektion Rostock - in weiß auf schwarz an der Wand - sind ebenfalls Teil der Ausstellung. Auch die Fans konnten einen Raum gestalten. Das Foto einer Choreografie der Südtribüne bedeckt eine komplette Wand. Außerdem sind Zeichnungen und Trommeln ausgestellt - ebenfalls Sturmmasken und Rauchbomben. "Das ist ja das Gesamtbild von Hansa", erklärt der Geschäftsführer der Kunsthalle Uwe Neumann. Es sei aber auch das Gesamtbild von Gesellschaft. Weil Gesellschaft auch all diese Facetten in sich habe, so Neumann weiter. "Und insofern wäre das nicht rund, wenn wir nicht all das zeigen würden."
Weitere Kunstwerke: Stadionsitze machen La Ola
Neben Sportfotografien und einer Hansa-Rostock-Trikotsammlung sind auch Kunstwerke ausgestellt. Zum Beispiel eine Installation aus mehreren Stadionsitzen. Anfangs heben und senken sich die Sitze der Reihe nach, machen eine La Ola. Später wirkt das Auf und Ab chaotisch. "Und so ist es im Stadion ja auch", erklärt Kunsthallen-Geschäftsführer Neumann, "es läuft nicht immer so glatt, wie wir uns das vorstellen.“ Neben den Sitzen hängt ein Gemälde, das "Bodo Ballermann" im Hansa-Rostock-Trikot zeigt. Die Sonnenbrille und der markante Hut des Spielers machen die Unterschrift rechts unten auf dem Bild fast überflüssig. Der Maler lässt sich auch so erkennen: Udo Lindenberg.
Ausstellung läuft bis September
Über rund 2.000 Quadratmeter erstreckt sich die Ausstellung. Sie sei sehr erzählerisch und gebe wirklich jedem Hansa-Fan neue Aspekte mit, findet Uwe Neumann. "Wenn man das alles sieht und nicht auch mal emotional wird, dann hat man nie Fußball gespielt", fasst Hansa-Legende Gerd Kische seinen Eindruck zusammen. Der Rückblick auf 60 Jahre Vereinsgeschichte ist noch bis zum 7. September in der Rostocker Kunsthalle zu sehen.
