MV Werften: Mutterkonzern in Turbulenzen
von Stefan Ludmann, NDR 1 Radio MV
Der Mutterkonzern der MV Werften, Genting-Hongkong, gerät offenbar immer stärker in finanzielle Schwierigkeiten. Das Unternehmen hat jetzt angekündigt, vorübergehend alle Zahlungen an Gläubiger und Banken einzustellen. Genting leidet zunehmend unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Eines der Kerngeschäfte - Kreuzfahrten - ist kaum möglich. Auch die Gewinne aus Glücksspiel und Vergnügungsparks sinken massiv. Der Aktienhandel wurde für zwei Tage ausgesetzt.
Offenbar Bankgebühren für Kreuzfahrtschiffe nicht bezahlt
Genting hat mehrmals Einnahmeausfälle - sogenannte Gewinnwarnungen - angekündigt, zuletzt am 7. August. Das Unternehmen will weiter gegensteuern - mit Kosteneinsparungen und Kürzungen. Versuche, neues Kapital zu gewinnen, würden sich verzögern - insgesamt sei der Erfolg dieser Vorhaben "ungewiss". Deshalb dreht Genting den Gläubigern und Banken den Hahn zu. Vorerst würden auch keine Zinsen bezahlt, heißt es in der Mitteilung. Die Lage scheint dramatisch: Genting räumt ein, gewisse Zahlungsverpflichtungen nicht erfüllt zu haben: So seien 3,4 Millionen Euro Bankgebühren im Zusammenhang mit dem Bau "bestimmter Schiffe" nicht gezahlt worden. Bei den Schiffen geht es offenbar um die beiden Kreuzfahrtriesen der Global-Klasse, die auf den MV-Werften gefertigt werden.
Weitere Staatshilfen für MV Werften fraglich
Laut Mitteilung steht Genting zur Zeit mit 3,4 Milliarden Dollar in der Kreide. Wie sich die offenbar prekäre Lage im Mutterkonzern auf das Tochterunternehmen, die MV-Werften, und ihre 3.100 Beschäftigten in Wismar, Rostock und Stralsund, auswirkt, ist unklar. Die MV Werften hoffen bis Ende September auf Bundeshilfen aus dem Corona-Rettungsschirm - die staatlichen Hilfen von bis 570 Millionen Euro scheinen angesichts der Unsicherheiten im Mutterkonzern immer fraglicher. Ein Werftensprecher wollte die neuen Entwicklungen nicht kommentieren. Auch die IG Metall verzichtete auf eine Stellungnahme.
Ministerien versuchen zu beruhigen
Bei der Landesregierung läuten die Alarmglocken, allerdings nur hinter den Kulissen. Das Finanz- und das Wirtschaftsministerium versuchten in einer gemeinsamen Mitteilung die Wogen zu glätten. Darin heißt es, Ziel der Landesregierung sei unverändert, dass die Werften unter den Rettungsschirm des Bundes kommen. Im Wirtschafts- und im Finanzausschuss des Landtags spielte die neueste Entwicklung bei Genting am Donnerstag auch eine Rolle: Die Linksfraktion erklärte, sie sehe die Lage mit großer Sorge. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) müsse den Landtag über die Situation informieren. "Wenn alle Informationen auf dem Tisch liegen, gilt es, die Lage neu zu bewerten", so Fraktionschefin Simone Oldenburg.
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