Gazprom stoppt Lieferung über Nord Stream 1 wie angekündigt
Von heute an soll für drei Tage kein Gas mehr über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland kommen. Russland hatte den Lieferstopp mit erneuten Wartungsarbeiten begründet.
Die Gaslieferung über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 ist wie angekündigt am frühen Mittwochmorgen gestoppt worden. Laut Website der Nord Stream AG floss in der Stunde von 3 bis 4 Uhr keine nennenswerte Menge zur Anlandestation im vorpommerschen Lubmin. Bereits in der Stunde davor war der Durchfluss demnach gesunken.
Bundesnetzagentur: "Technisch nicht nachvollziehbar"
Der russische Staatskonzern Gazprom hatte den Lieferstopp relativ kurzfristig angekündigt. Demnach muss die einzig noch verbliebene Turbine in der Kompressorstation Portowaja, die der Pipeline vorgelagert ist, gewartet werden. Den Angaben zufolge sollen die Lieferungen am Sonnabendmorgen wieder aufgenommen werden. Die Wartungsarbeiten seien technisch nicht nachvollziehbar, so der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller.
Überholte Turbine noch nicht wieder eingebaut
In der Vergangenheit hatte Russland auf eine in Kanada gewartete Turbine als Grund für die reduzierte Lieferung verwiesen. Deutschland setzte sich für eine Ausnahme von den Sanktionen ein. Inzwischen ist das Aggregat in Mülheim. Gazprom zeigte keine Eile, es einzubauen und sprach von fehlenden Papieren. Die Bundesregierung warf Moskau deshalb vor, die technischen Probleme nur vorzuschieben.
Russland verweist auf westliche Sanktionen
Kremlsprecher Dmitri Peskow hat am Dienstag noch einmal versichert, dass Russland ein zuverlässiger Lieferant und gewillt sei, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Er begründete die derzeitigen Lieferkürzungen mit technischen Problemen, die der Westen durch seine Sanktionen selbst verursacht habe. Einen politischen Hintergrund der anstehenden Lieferpause dementierte er damit.
Ostsee-Pipeline auf 20 Prozent gedrosselt
Zuletzt kamen über die Pipeline nur noch etwa 20 Prozent der maximal möglichen Menge. Nach Aussage von Gazprom gibt es auch dafür technische Gründe, was unter anderem die Bundesregierung anzweifelt. Bereits im Juli war die Gaslieferung durch Nord Stream 1 mehrere Tage lang eingestellt worden - damals allerdings wegen alljährlicher Wartungsarbeiten, die die Nord Stream AG als Betreibergesellschaft langfristig angekündigt hatte.
Nächster Lieferstopp Mitte Oktober?
Zwar hat Gazprom bislang noch keinen neuen Termin für die nächste Lieferpause genannt. Doch laut dem Konzern muss die letzte verbliebene Turbine in der Kompressorstation Portowaja alle 1.000 Arbeitsstunden gewartet werden. Damit dürfte Mitte Oktober der nächste Stopp anstehen.
Speicher werden weiter gefüllt
Die Speicherbetreiber rechnen damit, dass auch ohne russisches Gas weiterhin Erdgas in Deutschland eingespeichert werden kann, gegebenenfalls in leicht reduziertem Umfang. Die Speicher waren zuletzt zu über 83 Prozent gefüllt. In den kommenden Tagen dürfte die 85-Prozent-Marke erreicht werden, rund vier Wochen vor dem Stichtag 1. Oktober. Am 1. November sollen die Speicher dann zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein.