Drei Personen sitzen im Wartebereich der Bundesagentur für Arbeit hinter einem Aufsteller mit dem Logo der Agentur. © dpa bildfunk Foto: Larissa Schwedes

Arbeitsmarkt fast wieder wie auf Niveau vor Corona-Krise

Stand: 01.02.2022 10:21 Uhr

Langsam scheint sich die Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt - trotz anhaltender Einschränkungen durch die Pandemie - wieder zu erholen. Im Vergleich zum Januar 2021 sind auch im Norden deutlich weniger Menschen ohne Job. Saisonal bedingt hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat allerdings überall erhöht.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Januar auf 2,462 Millionen gestiegen. Das sind 439.000 weniger als im Januar 2021 und 133.000 mehr als im Vormonat, wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg von 5,1 Prozent auf 5,4 Prozent.  

Niedersachsen: 13,4 Prozent weniger Arbeitslose als vor einem Jahr

In Niedersachsen sank die Zahl der Arbeitslosen im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13,4 Prozent, als die Maßnahmen der zweiten Corona-Welle den Arbeitsmarkt stark belastet hatten. 231.323 Menschen waren zuletzt arbeitslos gemeldet. Im Vergleich zum Dezember ist das allerdings ein Anstieg um 5,5 Prozent. Der im Winter übliche Anstieg ist ein saisonaler Effekt, da in Außenberufen nicht oder nur eingeschränkt gearbeitet werden kann. Die wirtschaftliche Erholung zeigt sich - trotz eines aktuellen Dämpfers - auch im Vergleich der gemeldeten offenen Arbeitsstellen. Diese liegen um fast 30 Prozent über denen der Vorjahresmonats - trotz des jahreszeitlich bedingten, deutlichen Rückgangs neu gemeldeter Stellen im Januar. Die größte Herausforderung für Arbeitsagenturen und Jobcenter bleibt die Langzeitarbeitslosigkeit. Im Januar waren 96.000 Menschen in Niedersachsen davon betroffen. "Zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen haben keine Ausbildung und deshalb schlechte Jobchancen. Junge Menschen müssen wissen, wie wichtig eine Ausbildung ist. Sie ist der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit," sagte Johannes Pfeiffer, Chef der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen der Bundesagentur für Arbeit.

Die Pandemie wird aktuell in wieder zunehmenden Anzeigen zu Kurzarbeit sichtbar insbesondere in Gastronomie und Einzelhandel. Hinzu kommen Betriebe aus unterschiedlichen Branchen, die von Lieferengpässen ausgebremst werden und teilweise erstmals Kurzarbeit anzeigen.

Schleswig-Holstein: Deutlich weniger Arbeitslose im Vergleich zum Vorjahresmonat

Die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein nahm im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut deutlich ab. Im Januar waren 83.700 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, wie die Agentur für Arbeit berichtete. Das waren 15.200 weniger als im Januar 2021, aber 4.500 mehr als im Vormonat Dezember. Der jahreszeitlich übliche Anstieg im Vergleich zum Dezember sei mit einem Plus von 5,7 Prozent geringer ausgefallen als in den Vorjahren, sagte die Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Margit Haupt-Koopmann. Die Arbeitslosenquote lag im Januar bei 5,3 Prozent. Im Dezember hatte sie noch 5,0 Prozent betragen, aber im Januar vergangenen Jahres bei 6,3 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern: Arbeitslosenzahl unter Vorkrisenniveau

In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Zahl der Arbeitslosen - im Vergleich zum Januar 2021 - 12,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Arbeitslosenquote beträgt nun 7,6 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Dezember ist die Zahl der Arbeitslosen allerdings um 5.100 oder 8,9 Prozent gestiegen. "Der Fachkräftemangel ist und bleibt die Herausforderung am Arbeitsmarkt", sagte der Chef der Neubrandenburger Arbeitsagentur, Thomas Besse. Haupt-Koopmann nannte es dennoch einen gelungenen Start ins neue Jahr: "Mit 62.200 liegt die aktuelle Zahl der Arbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern unter dem Vorkrisenniveau. Im Januar 2020 lag der Wert bei 63.500. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass die aktuelle Arbeitsmarktsituation weiterhin durch Kurzarbeit abgefedert wird." Besonders erfreulich sei, dass alle Alters- und Personengruppen - darunter auch die Langzeitarbeitslosen - von der positiven Arbeitsmarktentwicklung profitiert hätten und ihre jeweilige Arbeitslosenzahl im Vorjahresvergleich zurückgegangen sei. Doch die aktuelle Zahl der Langzeitarbeitslosen liege noch deutlich über dem Niveau der Vor-Corona-Zeit.

Hamburg: Arbeitslosenzahl sinkt im Vergleich zum Januar 2021

Im Vergleich zum Vorjahresmonat sinkt die Zahl der Arbeitslosen in Hamburg um 13.000 auf rund 73.600. Den Anstieg um 2.700 von Dezember zu Januar bezeichnet Arbeitsagenturchef Sönke Fock dennoch als "positiv". Denn saisonal bedingt gehe die Zahl in dieser Zeit eigentlich immer nach oben. In den vergangenen Jahren fiel der Anstieg aber jeweils kräftiger aus. Dabei spiele aber natürlich eine Rolle, dass man Corona-bedingt immer noch auf einem insgesamt höheren Niveau in Sachen Arbeitslosigkeit sei als vor der Pandemie. Gut für einen derzeit stabilen Arbeitsmarkt: Die sozialversicherungspflichtigen Stellen haben ein Allzeithoch in Hamburg erreicht. Im November waren es 1.032.100. Firmen halten zudem ihr Personal eher, als es zu entlassen - trotz der Unsicherheit, wie lange Corona noch Auswirkungen hat. Denn angesichts des viel zitierten Fachkräftemangels ist es schwerer, Ersatz zu bekommen.

 

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NDR Info | Aktuell | 01.02.2022 | 10:00 Uhr

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