Neue CD: Peacige Klänge mit Ólafur Arnalds
Ólafur Arnalds ist einer der erfolgreichsten Musiker der Neoklassik-Welle. Zwischen Elektronik und Klassik komponiert der Isländer Klaviermusik, die millionenfach bei Streaming-Diensten gehört wird.
Sein Studio am Hafen in Reykjavík war gerade noch vor der Pandemie fertig geworden. Als es zum Lockdown im Frühjahr kam, hatte Ólafur Arnalds bereits die erste Hälfte der Stücke auf seinem neuen Album geschrieben. Der Rest folgte dann ganz selbstverständlich, sagte der Isländer in einem Interview. Die intime Stimmung der neuen Musik passt zu einem Lockdown-Album. Rückzug und Innerlichkeit sind die Assoziationen.
An der Grenze zum Kitsch
Für sein letztes Album hatte Arnalds zusammen mit einem Freund eine eigene Software namens "Stratus" entwickelt. Mit Hilfe dieses Programms konnte er über ein Piano, das er spielte, zwei weitere Klaviere ansteuern. Bei seinem aktuellen Album spielt die Künstliche Intelligenz keine Rolle. Dem Klavier jedoch ist er treu geblieben. Es hält die Stücke zusammen. Arnalds arbeitet mit elektronischer Verfremdung, mit Autotune und mit Samples. So entstehen zehn Soundkulissen im Miniaturformat, in denen auch immer wieder Streicher an der Grenze zum Kitsch auftauchen.
Arnalds hat in den letzten Jahren unterschiedliche Projekte unterhalten: von Clubmusik über elegische Soundtracks bis hin zu Folklore und minimalistischen Pianoklängen. All diese Komponenten vereint der Isländer auf "Some Kind Of Peace" - der Titel bezieht sich auf einen Zustand inneren Friedens. Wenn man das Leben in seiner Unvorhersehbarkeit für sich akzeptiert hat - so beschreibt Arnalds sinngemäß diesen Zustand. Frieden strahlt auch die Musik aus - sie wirkt im wahrsten Sinne des Wortes wenig "aufregend" und ist eher als Hintergrundmusik gedacht.
Scheinbare Spannung
Arnalds arbeitet viel mit Loops: Kurze musikalische Phrasen werden in Dauerschleife wiederholt. Harmonisch passiert wenig. Es gibt kaum mehr als eine Melodiestimme. So entsteht nur eine scheinbare Spannung: Sie wird weder gesteigert, noch entlädt sie sich. Auf Albumlänge wirkt das etwas monoton.
Neben dem Piano und den verträumt-verklärten Streichern sind auch Gastmusiker, wie der britische Produzent Bonobo oder die isländische Sangerin JFDR, zu hören. Der Song "Back To The Sky" mit ihrem Gesang erinnert an Musik zu Beginn der 90er-Jahre, als ob Beth Gibbons zu einem Beat auf einem der ersten Björk-Alben singt.
Konsequente Weiterführung von Arnalds Musik
Neben der ambienthaften Musik ist die menschliche Stimme ein guter Akzent auf dem Album, der etwas Abwechslung in die Musik bringt. In dem Stück "Woven Song" ist ein traditioneller schamanischer Gesang vom Amazonas zu hören.
"Some Kind of Peace" ist eine konsequente Weiterführung der Musik von Arnalds. Das, was ihn als Musiker ausmacht - Club, Konzerthaus, dahinplätschernde Sounds auf Spotify - fließt auf der neuen Platte zusammen. Dabei arbeitet Arnalds mit bewährten Mitteln, die etwas Vorhersehbares haben. Aber genau damit hat der Isländer bei seinen Fans Erfolg.
Some Kind Of Peace
- Label:
- Deutsche Grammophon
