CD der Woche: "Rivales" - Eine musikalische Entdeckungsreise
Die Sopranistinnen Véronique Gens und Sandrine Piau singen auf ihrem neuen Album "Rivales" Arien und Duette aus französischen Opern. Begleitet werden sie vom Ensemble Le Concert de la Loge und Julien Chauvin.
Man nehme: Zwei Sängerinnen, die Geschichte geschrieben haben: Madame Dugazon, Jahrgang 1755, und Madame Saint-Huberty, Jahrgang 1756. Man schaue sich an, welch interessantes Repertoire die beiden gesungen haben: Gluck, Cherubini, aber auch heute ganz unbekannte Komponisten, und man wähle charakteristische Szenen aus, die fast eine eigene kleine Oper entstehen lassen. Fertig ist das Album "Rivales" - "Rivalinnen". Ach ja, die passenden Interpretinnen braucht man dafür natürlich vor allem: die Sopranistinnen Véronique Gens und Sandrine Piau.
Wilde Emotionen, intensive Szenen
Es blitzt und stürmt und donnert gleich zu Beginn - und auch wenn man kein Wort Französisch versteht, merkt man doch sofort: Hier ist jemand erschüttert, von wilden Emotionen geplagt. Sandrine Piau fragt in "La Belle Arsène": "Wo bin ich?". Komponist: Pierre-Alexandre Monsigny. Nie gehört! Warum nicht? Diese Musik ist unmittelbar in ihrer Wirkung, eine kurze intensive Szene macht neugierig, doch nein, es folgt eine neue Geschichte, "Ariadne auf Naxos", Komponist: Jean-Frédéric Edelmann. Das gleiche Spiel: nie gehört, warum nicht? Diesmal tritt Véronique Gens auf, und auch sie wirkt geschüttelt von widerstreitenden Gefühlen.
Nächste Szene - diesmal ist zumindest der Komponist bekannt: Johann Christian Bach! Und es ist ein Duett. Sandrine Piau und Véronique Gens verhalten sich nicht als Rivalinnen, im Gegenteil, sie leuchten uns, wie auch auf dem Cover der CD zu sehen, einträchtig und harmonisch entgegen.
"Rivalinnen": Ein imaginärer Krieg zwischen zwei Diven
Das Ensemble Le Concert de la Loge mit Julien Chauvin, der von der Geige aus das Schiff über die glatte See und durch Stürme steuert, scheint seine Freude zu haben. Quicklebendig und farbenreich begleitet es die beiden Stimmvirtuosinnen, und die beiden Figuren in Johann Christian Bachs "La Clemenza di Scipione" nehmen stellenweise die Schwestern Dorabella und Fiordiligi in Mozarts "Così fan tutte" voraus.
Das Motto der CD, "Rivalinnen", scheint eher ein PR-Gag zu sein - Sandrine Piau und Véronique Gens sagen entsprechend im Beiheft: "Rivalinnen" sei nur eine Farce, ein imaginärer Krieg zwischen zwei Diven. Der Konzertmeister Julien Chauvin nennt die beiden "zwei geschwisterliche Stimmen", und das ist treffend beschrieben!
Beglückende Entdeckungsreise
Diese musikalische Entdeckungsreise ist beglückend. Die Geschichte hinter dem Programm führt uns ins Zeitalter der Aufklärung, und im Begleittext erfahren wir etwas über die Sängerinnen, die die ersten Aufführungen der Opern mit Leben erfüllten: Madame Dugazon und Madame Saint-Huberty - zwei, die in Paris Triumphe feierten, die ein wildes Leben führten, abenteuerlich und frei. Die eine in immer neuen Beziehungen mit Männern, die andere offen bisexuell. Wie sie zueinanderstanden, weiß man leider nicht, aber warum sich nicht eine eigene Geschichte erfinden, begleitet von dieser Musik?
Rivales
- Zusatzinfo:
- Véronique Gens und Sandrine Piau, Sopran Le Concert de la Loge Ltg.: Julien Chauvin
- Label:
- Alpha
Schlagwörter zu diesem Artikel
Klassik
