Welcome Music Session: Musik, die Menschen zusammenbringt
Einmal im Monat kommen in der Hamburger "Zinnschmelze" Leute aus aller Welt zusammen, um gemeinsam Musik zu machen: zu jammen, zu singen, zu tanzen. Die "Welcome Music Session" entstand aus der Idee, geflüchteten Menschen einen Ort zu geben.
Schon beim Aufwärmen springt der Funke über. Solomiia aus der Ukraine bringt viele schnell zum Mitmachen: Geflüchtete, die neu hier sind oder schon länger in Hamburg leben und einfach Neugierige. Vor drei Jahren floh Solomiia allein aus der Ukraine. Zuerst nach Österreich. Eine Freundin holte sie nach Hamburg. Hier moderiert sie jetzt die "Welcome Jam Session", veranstaltet vom Kulturhaus "Zinnschmelze". Ein Stadtteilprojekt, das verbinden will - über alle Sprachgrenzen hinweg.
"Am Anfang war die Jam Session ein Ort, wo die Menschen eine Heimat und dieses Gefühl hatten, dass die Musik für sie ein sicherer Platz ist", erzählt sie. "Zuerst kamen viele Geflüchtete aus Afghanistan und Syrien. Jetzt haben wir viel mehr ukrainische Menschen, deswegen konnten wir schon viele verschiedene Musik hören." Heute macht die Hamburger Band Shunya mit indischer Musik den Anfang. Die Mitglieder kommen aus Afghanistan, Deutschland, Indien, Pakistan und dem Iran.
Jam-Sessions ganz ohne Planung
Jeden zweiten Donnerstag im Monat gibt es diese "Welcome Music Session" - für alle, die Lust auf Musikmachen haben. Ansteckende Lebensfreude: Für Solomiia fühlt sich das oft seltsam an, denn zu Hause in der Ukraine ist immer noch Krieg. "Manchmal frage ich mich: Kann ich mir erlauben, froh zu sein? Aber dann verstehe ich: Okay, ich bin in Sicherheit, aber was kann ich für die Ukrainer dort machen - für die Menschen, die da leben, für die Menschen, die da kämpfen?" Solomiia hat zwei Bands, mit denen sie auch ukrainische Musik und Benefizkonzerte veranstaltet, um die Ukraine zu unterstützen.
So steht sie auf der Bühne und fragt ins Publikum: "Wer hat ein Instrument dabei und möchte auf die Bühne kommen?" "Ich", ruft Inna Makzub und steuert das Klavier an. "Sehr gut", sagt Solomiia, "Komm." Und so finden sich ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein Saxophonist auf der Bühne ein - und schon geht der erste Jam-Act los.
Alle sind willkommen: Zum Jammen, zum Mitklatschen oder Tanzen
Inna Makzub singt einen frühen Song der deutschen Popgruppe Pur. Die Musiklehrerin kam mit ihrer jüdischen Familie 2005 nach Deutschland. "Wenn ich auf die Bühne gehe, ist es immer wie das erste Mal - und das ist Adrenalin pur. Ich bin am nächsten Tag nach dem Auftritt immer wie auf Wolke 7. Manche sagen: Musik ist eine Droge. Ich denke, Musik ist einfach eine Liebe." Auf der Bühne geht es anschließend nach Brasilien - ganz spontan.
"Für mich ist das immer überraschend, was für Musik kommt", meint Solomiia, "weil wir nie wissen, wer kommt." Wilbert Zumba ist zum ersten Mal dabei. "In Brasilien machen wir oft Musik zusammen, einfach so, ohne dass es 'Jam Session' heißt", erzählt er. "Aber die Idee, Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen zu bringen, ist wirklich klasse. Musik verbindet, daran glaube ich wirklich."
Und Solomiia ergänzt: "Ich glaube, Musik ist der schnellste Weg zum Herzen. Manchmal verstehen wir die Worte nicht, aber wir haben dieses Gefühl." Im Kulturhaus "Zinnschmelze" sind alle willkommen. Auch wenn sie nur mitklatschen oder tanzen möchten.
