Udo Lindenberg - Ein Mann, zwei Karrieren
Panikrocker und nuschelnder Hutträger mit Sonnenbrille - Udo Lindenberg in klischeehaften Bildern zu beschreiben, liegt auf der Hand. Und tatsächlich sind genau diese Attribute zu seinen Markenzeichen geworden, die er durchaus pflegt. Über sein Nuscheln sagte er einmal: "Ist ja auch ein Sound, der berühmte Nuschel als 'Trademark', also mache ich das ganz bewusst." Doch welche Persönlichkeit verbirgt sich dahinter? Manche beschreiben ihn als authentisch, andere als zu schräg, um wahr zu sein. In jedem Fall ist es ein Mann mit genug Durchhaltevermögen für zwei Karrieren. Als er 1992 mit dem Echo für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird, vermutet wohl niemand, dass er noch einmal richtig durchstarten würde - aber 2008 schafft er ein sensationelles Comeback. Zuletzt veröffentlichte er im Dezember 2018 sein Album "Live vom Atlantik". Am 17. Mai 2019 feierte er seinen 73. Geburtstag.
Lindenbergs Karriere beginnt als Schlagzeuger
Die Karriere des am 17. Mai 1946 im nordrhein-westfälischen Gronau geborenen Udo Lindenberg beginnt als Schlagzeuger. Er probiert sich in verschiedenen Bands aus, studiert ein paar Semester an der Musikhochschule Münster und spielt mit bekannten Jazzmusikern wie Klaus Doldinger und Gunter Hampel. Der Durchbruch gelingt ihm 1973 mit seinem dritten Album "Alles klar auf der Andrea Doria" - die erste Zusammenarbeit mit seiner Band, dem Panik-Orchester. Seine sechste Tournee, die spektakuläre "Rock Revue '79", inszeniert Theaterregisseur Peter Zadek. Musiklegende Eric Burdon begleitet Lindenberg, der zu diesem Zeitpunkt bereits das Schlagzeug gegen das Mikrofon getauscht hat. Der für ihn charakteristische "Sprechgesang" bleibt nicht unumstritten und beschäftigt die Kritiker. "Der frühere Jazzrock-Schlagzeuger ist eigentlich kein Sänger, und so versucht er auch gar nicht erst, den Gestus des Profi-Sängers anzunehmen und die Melodien in das übliche feste Metrum zu zwängen", schreibt damals beispielsweise Wolfgang Sandner in der "FAZ".
Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow"
Seit den 80ern macht Udo Lindenberg neben der Musik vor allem durch sein politisches Engagement auf sich aufmerksam. Er setzt sich für den Umweltschutz und die Friedensbewegung ein. Seine jahrelangen Bemühungen um eine Auftrittsgenehmigung in Ost-Berlin sind legendär: Nachdem die DDR-Behörden ihm einen Auftritt verwehren, schreibt Lindenberg 1983 den an Erich Honecker gerichteten Song "Sonderzug nach Pankow" - und bekommt endlich die lang ersehnte Erlaubnis. Im Oktober tritt er im Ost-Berliner Palast der Republik auf, darf aber noch immer nicht in der DDR auf Tour gehen.
Gitarren statt Knarren
Vier Jahre später macht Lindenberg von sich reden, als er Erich Honecker einen offenen Brief und eine Lederjacke schickt. Im Gegenzug erhält er eine Schalmei und einen Brief, in dem sich Honecker laut Lindenbergs Website folgendermaßen bedankt: "Mit der Übersendung der Lederjacke haben Sie mir eine Überraschung bereitet, für die ich Ihnen danke. Wenn ich es recht verstehe, ist sie ein Symbol rockiger Musik für ein sinnvolles Leben der Jugend ohne Krieg und Kriegsgefahr, ohne Ausbildungsmisere und Arbeitslosigkeit, ohne Antikommunismus, Neofaschismus und Ausländerfeindlichkeit."
Kurz darauf, im September 1987, überreicht Lindenberg Erich Honecker bei dessen Besuch in Wuppertal eine "nicht ganz billige" Gitarre mit der Aufschrift "Gitarren statt Knarren". Trotz dieses intensiven Austausches muss der "Panikrocker" bis zum Mauerfall warten, um auf die lang ersehnte Tournee gehen zu können. 1990 starten Udo und Band endlich ihre Tournee durch den Osten Deutschlands, auf der sie das Album "Bunte Republik Deutschland" vorstellen.
- Teil 1: Lindenbergs Karriere beginnt als Schlagzeuger
- Teil 2: Engagement für Kunst und Kultur
