Mecklenburgische Staatskapelle spielt Kompositionen von Emilie Mayer
Die Mecklenburgische Staatskapelle hat eine lange Tradition, der Klangkörper ist das drittälteste Orchester Deutschlands. Allerdings kommt es nicht so häufig vor, dass die Staatskapelle mit CD-Aufnahmen aufhorchen lässt.
2010 erschien "Amilcare Ponchielli: Konzerte". Das war die bislang letzte CD mit der Mecklenburgischen Staatskapelle. Zwölf Jahre später melden sich die Schweriner unter ihrem neuen Chefdirigenten Mark Rohde auf dem CD-Markt zurück. Nicht irgendwie, sondern gleich mit einer Welt-Ersteinspielung. Die CD "Emilie Mayer" mit der Mecklenburgischen Staatskapelle unter Mark Rohde ist bei MDG erschienen und kostet rund 20 Euro.
"Die Männer waren ganz unsägliche Chauvinisten"
"Einer unserer Schwerpunkte mit der Mecklenburgischen Staatskapelle ist die Pflege der mecklenburgischen Komponistinnen und Komponisten", erzählt Mark Rohde, seit Beginn der Spielzeit 2020/21 Chefdirigent der Mecklenburgischen Staatskapelle. "Bei Emilie Mayer hatten wir das Gefühl, dass es etwas ist, was den Zeitgeist heutzutage gut treffen würde, weil sie als Komponistin im 19. Jahrhundert wirklich einen schweren Stand hatte. Die Männer waren für unser heutiges Gefühl ganz unsägliche Chauvinisten und haben dann von 'Komponistinnen zweiten Grades' gesprochen. Dafür, dass sie eine Frau sei, sei das ja ganz nett, was sie schreibe. Das kann man so überhaupt nicht stehen lassen." Gleich in seiner ersten Saison ergab sich für ihn und das Orchester die Möglichkeit, diese CD einzuspielen.
Mecklenburgische Staatskapelle musste CD mit Abstand aufnehmen
Im vergangenen April wurden die Werke von Emilie Mayer in Schwerin aufgenommen - nach einem halben Jahr Abstinenz für das gesamte Orchester. "Wir konnten ein halbes Jahr überhaupt nicht spielen und nicht proben", erinnert sich Rohde. "Und dann hatten wir die Auflagen, dass wir große Abstände zu wahren haben." Das heißt, zwischen den Streichern gab es zwei Meter Abstand und zwischen den einzelnen Musikern bei den Bläsern sogar drei Meter. Der Dirigent: "Ich bin unheimlich stolz darauf, dass man das auf dieser Aufnahme nicht hört. Man hört weder, dass das Orchester ein halbes Jahr nicht gespielt hat, noch, dass die Kolleginnen und Kollegen so weit auseinander sitzen. Das ist eine ganz tolle Leistung meiner Kapelle."
Wer ist die Komponistin Emilie Mayer?
Mayer kam am 14. Mai 1812 in Friedland bei Neubrandenburg zur Welt. Als fünfjähriges Mädchen erhielt sie Klavierunterricht, zwischen 1841 und 1847 studierte sie in Stettin. Hier entstanden auch ihre ersten Kompositionen. Für ihre Kammermusik war die junge Frau damals bekannt, aber: "Dass eine Frau Symphonik schreibt, das war völlig unvorstellbar", sagt Rohde. "Aus heutigem Blickwinkel kann man sagen, dass sie im Grunde genommen der Avantgarde ihrer Zeit um 40 Jahre hinterher war, wenn man ihre Zeitgenossen direkt danebenhält. Man muss, was die musikalische Qualität angeht, einiges relativieren, weil man natürlich ganz stark berücksichtigen dass sie keine professionelle Ausbildung hatte. Sie hat sich sehr viel autodidaktisch beigebracht." Trotzdem habe sie einen unheimlichen Willen gehabt, Dinge zu erschaffen, betont Rohde. "Wir haben vier Ouvertüren, die von einer sehr frühen Schaffensperiode bis zu ihrem Lebensende reichen. Da kann man ihre kompositorische Entwicklung wunderbar verfolgen."
Mayers 3. Symphonie: Erstmalig auf einer CD zu hören
Neben den vier Ouvertüren haben die Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgischen Staatskapelle auch die "Sinfonie militair Nummer drei" eingespielt. "Wir haben herausgefunden, dass es eine Symphonie gibt, die noch überhaupt nicht auf CD erschienen ist", so Rohde. "Das ist die dritte, die Militär-Sinfonie. Und von den Ouvertüren sind bis jetzt auch drei noch nicht erschienen." Genau dieses Material passte laut Rohde auf eine CD. Damit könne sich die Mecklenburgische Staatskapelle auch gut präsentieren.
Im Königlichen Schauspielhaus in Berlin erlebte Mayers 3. Sinfonie im April 1850 ihre Uraufführung, 172 Jahre später ist dieses Werk der 1883 verstorbenen Komponistin nun erstmals auf einer CD zu hören - mit der Mecklenburgischen Staatskapelle unter ihrem Chefdirigenten Mark Rohde.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Klassik
