Mecklenburgische Staatskapelle probt in alter Druckerei
Die Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgischen Staatskapelle haben einen ungewöhnlichen neuen Probenraum - in der ehemaligen Druckerei der Schweriner Volkszeitung.
Eine Verbindung zwischen denen, die hier mal vor Jahren gearbeitet haben, und denen, die jetzt hier ihren Job machen, gibt es in jedem Fall: Auch Noten müssen gedruckt werden. 1975 wurden hier erstmals Zeitungen gedruckt, 2014 lief die letzte Schweriner Volkszeitung von der Druckermaschine. Inzwischen ist die Halle so gut wie leer. Seit einigen Tagen hängen in der Mitte jedoch große schwarze Vorhänge von der Decke bis zum Boden und bilden eine Art Kasten. In ihm proben die Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgischen Staatskapelle. "Wir profitieren von der Größe der Halle, weil wir durch das Luftvolumen eine gewisse Akustik bekommen", sagt Generalmusikdirektor Mark Rohde. "Womit wir im Moment noch ein bisschen zu kämpfen haben, sind die akustischen Feinjustierungen." Momentan sei der Raum noch relativ basslastig.
Umzug durch Corona notwendig geworden

Der Dirigent freut sich vor allem darüber, dass sein Orchester einen im Vergleich zum alten komfortableren Probenraum nutzen kann. "Das ist ein Verließ gewesen: Viel zu klein, wenn man mit großer Besetzung geprobt hat, haben einen die Klänge erschlagen", schildert Rohde. "Wenn ich mit dem Orchester am Klang arbeite und der Raum klingt knallig und laut und grell, ist es wirklich sehr schwer, da feinste klangliche Nuancen herauszuarbeiten."
Einen derart großen Raum in Schwerin zu finden, sei keine leichte Aufgabe. Corona habe das Orchester gezwungen, einen neuen Probenraum zu suchen, da die Räumgrößen und Abstände sehr strikt vorgeschrieben sind.
Kontakt beim Spielen ist schwierig
Der neue Probenraum ist besser als der vorherige, aber noch immer nicht gut genug. "Das Problem ist, dass man sich im Moment noch schlecht hört", beklagt der Solo-Hornist Christoph Moinian die Akustik in der ehemaligen Druckerei. "Man muss sowohl visuell als auch akustisch einen Kontakt zu den Kollegen haben. Von meiner Position aus ist es schwer, die Streicher und die entfernt sitzenden Holzbläser wahrzunehmen."
Die Sorgen der Musiker kennt Orchesterdirektorin Gesa Johanns. "Es klingt von außen gar nicht schlecht, es mischt sich gut, aber einzelne Instrumentengruppen haben sehr zu kämpfen, dass sie durchkommen", schildert sie. "Wir werden mit Reflexionsflächen noch ein bisschen nachrüsten."
Alte Druckerei: Vom Probenraum zur Theaterspielstätte
Die ehemalige Schweriner Druckerei ist nur ein weiteres Provisorium. Im kommenden Frühjahr sollen die Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgischen Staatskapelle in einen neuen Probenraum umziehen - in die Reithalle des Schweriner Marstalls.
Da das E-Werk am Nordufer des Pfaffenteichs, eine Spielstätte des Mecklenburgischen Staatstheaters umfassend saniert werden muss, gibt es für die ehemalige Druckerei bereits eine Anschlussverwendung. Mit Beginn der Spielzeit 2022/2023 wird er für voraussichtlich drei Jahre Theaterspielstätte. "Sie können gespannt sein, wie dann nächste Spielzeit eine Theatersituation hergestellt wird", sagt Gesa Johanns.
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