Die Band Konzertbrigade © Petra Volquardsen/ NDR.de Foto: Petra Volquardsen

Konzertbrigade: Ukrainer*innen geben Benefizkonzerte in Hamburg

Stand: 25.05.2022 15:48 Uhr

Die Konzertbrigade isteine Band, die aus ukrainischen Musikerinnen und Musikern besteht. Alle mussten ihre Heimat wegen des Krieges verlassen und sind erst vor kurzem hier angekommen. Zurzeit gibt die Band in Hamburg ein Benefizkonzert nach dem anderen.

von Petra Volquardsen

In einer Erdgeschosswohnung in Winterhude steht Sängerin Olga Greschnaya am Klavier. Der Musiker Jean Yanochkin aus Kiew, der außer Piano auch Geige, Gitarre, Bass und Schlagzeug spielt, begleitet sie. Beide sind erst vor kurzem aus der Ukraine gekommen. Dass sie sich jetzt hier in Hamburg zur Probe treffen und schon jede Menge Benefizauftritte zusammen hatten, liegt an der Pianistin Maryna Vasylyeva. Sie lebt schon länger in Hamburg - ihre Wohnung ist jetzt zum Treffpunkt und Proberaum geworden. Manche der Musikerinnen und Musiker aus der Ukraine kannte sie schon vorher. Andere hat sie über die sozialen Medien kennengelernt. "Olga hat etwas gepostet. Gerade zu diesem Zeitpunkt habe ich eine ukrainische Sängerin für meine Benefizkonzerte gesucht und seitdem machen wir zusammen Musik", erzählt Maryna Vasylyeva. Konzertbrigade nennt Vasylyeva die Gruppe spontan. Mittlerweile treten sie unter diesem Namen offiziell auf.

Musik als Schmerzmittel und Ablenkung

Tatjana Beljuga kommt aus Irpin. Die Kleinstadt in der Nähe von Kiew kennen mittlerweile viele aus den Nachrichten. Musik, sagt Tatjana, sei in diesen Tagen ihre Rettung: "Diese Arbeit ist wie Schmerzmittel." Bei Auftritten wie neulich im Goldbekhaus trägt sie einen ukrainischen Blumenkranz im Haar. Auch Schlagzeugerin Svetlana Tabuntchik aus Kiew ist bei Benefizkonzerten dabei, genau wie die Zwillinge Victoria und Anna aus Butcha - dem Ort, der durch den russischen Angriffskrieg besonders grausam zerstört wurde und in dem furchtbare Kriegsverbrechen passiert sein sollen.

Dass ihre Töchter hier in Hamburg zusammen mit anderen auftreten können, sei ungeheuer wichtig, sagt Ljudmilla, die Mutter der Zwillinge: "Es ist eine sehr große Ablenkung für die beiden, auf der Bühne zu stehen und ukrainische Lieder zu singen." Aufgeregt, sagen die Mädchen, seien sie nicht, wenn sie auf der Bühne stehen: "Es ist schön, die Lieder vor Publikum zu singen. Ich bin glücklich, dass ich gerade hierher, in diese Stadt, nach Hamburg gekommen bin und diese Gruppe gefunden habe."

Über den Krieg möchten sie bei der Probe am liebsten gar nicht sprechen, Sängerin Olga Greschnaya beschreibt dann aber doch ihre Erinnerungen an den ersten Kriegstag im Februar, an dem sie eigentlich einen Konzertauftritt gehabt hätte: "Ich war in Kiew und meine Familie in Charkiw. Dann hat mein Cellist angerufen: Olga, es ist Krieg, wir müssen nach Charkiw und unsere Familie raus bringen!"

Konzertbrigade: Benezifkonzerte für Verein "Feine Ukraine"

Für die kommenden Wochen, sagt Maryna Vasylyeva, seien eine ganze Reihe von Benefizauftritten geplant: "Es gibt schon eine ganze Liste mit Terminen im Juni, Juli, August und September." Bei den Konzerten sammeln sie Spenden für die Ukraine-Hilfe des Hamburger Vereins "Feine Ukraine". Was die Zukunft ihnen bringt, kann zurzeit niemand sagen. Bei aller Sorge um ihre Heimat und um ihre Männer und Väter zu Hause in der Ukraine: Wenn sie proben oder auftreten, zählt für Schlagzeugerin Svetlana Tabuntchik und die anderen nur der Moment: "Wir sind zusammen. Wir haben unsere Musik. Wir sind dem deutschen Staat sehr dankbar, dass er sich um uns kümmert. Wir sind sehr froh, dass wir hier sind und Musik machen."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 25.05.2022 | 06:00 Uhr

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