Das Gespräch
Sonntag, 12. Dezember 2021, 13:00 bis
13:30 Uhr
Angeekelt von Dummheit und Bürgerlichkeit: Gustave Flaubert gilt vielen als Autor des kritisch-kühlen Blicks. Seine Übersetzerin Elisabeth Edl gibt uns zum 200. Geburtstag des "Madame Bovary"-Erfinders ganz andere Einblicke. Er war ein zarter Mann, ein Familienmensch.
Aufgewachsen im Krankenhaus
Es gibt etliche Anekdoten aus dem Leben Flauberts - eine davon hat er selbst gern erzählt: wie er mit seiner kleinen Schwester im Garten auf die Bäume kletterte, um einen Blick ins väterliche Sezierzimmer zu werfen. Der Vater war Arzt, die Familie lebte im Krankenhaus, und so merkten die Kinder schnell, was der Mensch eigentlich ist. "Ich glaube schon", sagt Elisabeth Edl, "dass das seine Vorstellung vom Menschen, seine Beziehung zu Menschen und auch zu seinen Figuren stark geprägt hat."
Gustave Flauberts Perfektionismus
Elisabeth Edl hat für den Hanser Verlag die großen Erzähltexte Flauberts neu übersetzt: vom Frühwerk, das Flaubert zu Lebzeiten nicht veröffentlichte, bis zu den "Drei Geschichten", geschrieben am Ende des Lebens. In ihrer jahrelangen Arbeit ist ihr klar geworden, dass mit der vielbeschworenen Objektivität, mit Klarheit und Nüchternheit im Stil nicht der ganze Reiz des Autors erklärt ist.
Im Gespräch mit Marie Schoeß erzählt Edl von dem nüchternen und dem zarten Schreibenden, von Flauberts obsessiver Arbeit an jedem einzelnen Wort, von ihrer eigenen Antwort auf diesen Perfektionismus und auch von Flaubert, dem Schuh-Fetischisten.
