Sport und Kultur stellen neues Konzept für Veranstaltungen vor
Wie könnte eine Öffnung der Veranstaltungsstätten aussehen? Anna Kremer hat die Pressekonferenz verfolgt, die ein neues Konzept dafür vorgestellt hat.
Was ist neu an diesem Konzept?
Anna Kremer: Es kommt nicht von einer einzelnen Institution, sondern von einem Bündnis. Spannenderweise ein Bündnis aus Kultur- und Sportinstitutionen, von ganz klein bis ganz groß, eine ziemlich skurrile Mischung: Der DFB ist als Unterstützer dabei, die Deutsche Handballliga, aber eben auch die Berliner Philharmoniker, das Konzerthaus Dortmund oder die kleine Komödie Winterhuder Fährhaus in Hamburg.
Die Kulturschaffenden haben mit einer Gruppe aus etwa 20 Experten zusammengearbeitet - die sind auch offiziell die Autoren dieses Konzepts: Ärztinnen und Ärzte aus den verschiedensten Disziplinen, Hygieniker und Infektiologen, Wissenschaftler auch aus dem Bereich der Raumlufttechnik, der Gesundheitsökonomie und aus der Rechtswissenschaft. Was auch neu an diesem Konzept und bemerkenswert ist: Die Initiative fordert, Öffnungen nicht nur davon abhängig zu machen, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner infiziert sind - also vom sogenannten Inzidenzwert - sondern eben auch andere Kriterien zur Risikobewertung hinzuzuziehen. Zum Beispiel zu gucken, wie viele Menschen geimpft sind und welche Altersgruppen sich aktuell am häufigsten infizieren.
Wie soll die Öffnung von Veranstaltungsstätten denn funktionieren?
Kremer: Es gibt ein Basiskonzept, was nach Innen- und Außenräumen geteilt ist: Da werden dann ganz konkrete Vorgaben gemacht, mit Abstandsregeln, mit Maskenpflicht bis zum Platz, mit Kontaktnachverfolgung von Veranstaltungsbesuchern, sogar konkrete Sitzpläne nach dem Schachbrettmuster werden vorgeschlagen. Dieses Basiskonzept soll nutzbar sein für alle - also auch für kleine Veranstalter, die es sich nicht leisten können ein separates, umfassenderes Hygienekonzept erarbeiten zu lassen. Es soll eine Auslastung von 25 bis 30 Prozent ermöglichen. Wer mehr Auslastung möglich machen möchte, der kann dann mit einem "fachärztlichen Hygienekonzept" aufsatteln - das war ein bisschen das Zauberwort - was aber eben individuell ganz unterschiedlich aussehen kann, je nach Raumgröße, Belüftung usw. Aber damit könnten laut des Konzepts dann so 35 bis 40 Prozent der Plätze belegt werden. Und zum Schluss sieht das Bündnis das Maximalmodell vor, was tatsächlich bis zu einer möglichen Vollauslastung von Konzerthäusern und Sporthallen führen könnte. Dann aber mit einer Teststrategie, also zum Beispiel mit der Pflicht, vor dem Besuch der Veranstaltung einen Antigentest zu machen, entweder an einer Teststation oder auch direkt am Veranstaltungsort.
Wenn man sich die Infektionszahlen der letzten Tage anschaut, kann man sich das ja kaum vorstellen, dass tatsächlich in absehbarer Zeit wirklich wieder Leute dicht an dicht im Konzertsaal sitzen. Warum kommt das Bündnis jetzt mit diesem Vorschlag heraus?
Kremer: Das Konzept soll vor allem das Signal an die Politik senden: Wenn es wieder losgehen kann, dann ist die Veranstaltungsbranche bereit. Dann hat sie einen konkreten Vorschlag in der Tasche und muss keine Zeit mehr vergeuden noch etwas auszuarbeiten. Es geht also mehr um ein WIE als ein WANN, weil das natürlich noch nicht richtig abzusehen ist. Andrea Zietzschmann, Intendantin der Berliner Philharmoniker, sagt dazu: "Das Papier versteht sich ausdrücklich als konstruktive Empfehlung an die Politik, wie es gehen kann. Und wir begrüßen dabei den branchenübergreifenden Ansatz und dass wir ein Konzept für möglichst viele Veranstalter bereitstellen, egal ob klein oder groß, um möglichst allen Kulturschaffenden und Veranstaltern eine gute Grundlage für unterschiedliche Umsetzungskonzepte geben zu können." Es geht den Kultur- und Sportvertreterinnen und -vertretern aktuell vor allem darum, die Diskussion weiter voranzutreiben, den Dialog möglich zu machen, auch zwischen den Veranstaltern.
