Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler

Neustart am Mecklenburgischen Staatstheater mit acht Premieren

Stand: 22.02.2022 06:00 Uhr

Im E-Werk des Mecklenburgischen Staatstheaters steht mit Homers "Odyssee" nach fast zweimonatiger Pause erstmals wieder ein Theaterstück auf dem Spielplan. Ab März folgen acht Premieren.

von Axel Seitz

Noch üben die Tänzerinnen und Tänzer ihre Choreographien im Ballettsaal, die Musik kommt vom Band. Die neue Schweriner Ballettdirektorin Xenia Wiest wollte für ihre zweite Inszenierung unbedingt ein symphonisches Werk. Chopin oder Brahms standen zur Auswahl. Xenia Wiest entschied sich für den gebürtigen Hamburger und sein 1. Klavierkonzert.

"Wie tanzt man generell zu einer klassischen Musik?", fragt Wiest. "Ich finde, Brahms hat sehr starke rhythmische Impulse in der Musik und der Rhythmus ist auch so ein Grundstein des Tanzes. Ich versuche, in dieser klassischen Musik diesen Groove zu finden, was uns antreibt, die Bewegung auszustrahlen."

"Through my Eyes": Brahms' Musik im Zentrum des Ballettabends

"Through my Eyes" heißt der Ballettabend von Xenia Wiest - bis zur Premiere am 4. März haben alle Beteiligten noch gut zehn Tage Zeit - sowohl die Tänzerinnen und Tänzer als auch die Musikerinnen und Musiker der Mecklenburgische Staatskapelle. Wie schon bei Mozarts "Zauberflöte" wird das Orchester wieder in die Inszenierung mit eingebunden. Mark Rohde dirigiert im hinteren Teil der Bühne.

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Das Gebäude des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin bei Sonnenschein mit wehenden Fahnen, Bäumen und parkenden Autos © NDR Foto: Axel Seitz

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"Das war ein glücklicher Zufall, weil Xenia Wiest diese Idee hatte, dass die Musik wirklich im Zentrum dieses Ballettabends stehen sollte", erzählt der Dirigent. "Ich fand das wunderbar, weil wir durch Corona und durch die Arbeitsschutzmaßnahmen nicht wissen, ob wir zum jetzigen Zeitpunkt im Graben sitzen können und mit einer vernünftigen Stärke Brahms' Klavierkonzert spielen können. Insofern ist auch für mich die Hinterbühne die erste Wahl."

Und auf den Pianisten Florian Uhlig, der das 1. Klavierkonzert von Brahms spielen wird, kommt eine besondere Herausforderung zu: "Er wird im ersten Akt vier Meter über der Bühne schweben", sagt Rohde. "Dann müssen wir erst mal schauen, ob Florian Uhlig schwindelfrei ist."

Acht Premieren ab März

Mit dem Ballettabend am 4. März beginnt, so sagt es Generalintendant Hans-Georg Wegner, ein wahres Feuerwerk von insgesamt acht Premieren am Mecklenburgischen Staatstheater: "Wir gehen in Crivitz im Clubhaus mit der Produktion "Solo Sunny" an den Start: In einer besonderen Umgebung, in einem mit historischer Patina behafteten Klubhaus spielen wir diesen Kultfilm. "Fisch för Vier" kommt mit der Fritz-Reuter-Bühne - da werden wir die Premiere hier im Großen Haus haben. Und im Musiktheater kommt das Musical "Pfeifen kann doch jeder" von Stephen Sondheim. Das ist eine deutsche Erstaufführung."

Die ursprüngliche geplante Oper "Der Schuhu und die fliegende Prinzessin" des erst im vergangenen Oktober verstorbenen Komponisten Udo Zimmermann kommt allerdings nicht mehr in dieser Spielzeit zur Aufführung, die Premiere wird um zwei Jahre verschoben.

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Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin © Mecklenburgisches Staatstheater Foto: Silke Winkler

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Corona-Ausfälle führen zu komplizierten Probensituationen

Dass - wie alle anderen Mehrspartenhäuser des Landes - auch das Mecklenburgische Staatstheater den Spielbetrieb zum Jahreswechsel einstellte, bezeichnet Hans-Georg Wegner rückblickend als richtig: "Als wir beschlossen haben, bis 22. Februar zuzumachen, gab es Prognosen, wie viele Leute in Quarantäne gehen und auch wie viele Leute sich infizieren, sodass wir ohnehin Schwierigkeiten hätten, einen zuverlässigen Spielplan anzubieten. Das muss man im Rückblick leider bestätigen. Wir haben tatsächlich einige Quarantäne-Fälle gehabt, die die Probenstrecken bis jetzt belasten und zu sehr komplizierten Probensituationen geführt haben."

Wirtschaftliche Einbußen: "Wir werden damit klarkommen"

Auch wirtschaftlich waren die vergangenen Wochen für das Haus nicht einfach, sagt Wegner: "Ganz generell kommen wir klar. Es macht sich allerdings bemerkbar, dass wir Einnahmeausfälle haben. Das ist keine Frage. Wir werden damit klarkommen. Wir mussten auch Kollektive in Kurzarbeit schicken. Aber es macht schon was aus, ob man immer nur 30 Prozent verkaufen kann oder gar nicht. Es wäre gelogen, wenn wir sagen würden, dass das völlig spurlos an uns vorüber geht. So ist es nicht."

Umso mehr freut sich Schwerins Generalintendant auf die kommenden Wochen und Monate: "Für uns als Theaterleute ist es ganz entscheidend, dass wieder Menschen im Saal sitzen und das Feedback geben, dass wir das Gefühl haben, wir spielen für unsere Stadt, wir spielen für unsere Leute hier. Da gibt es eine ganz große Sehnsucht."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 22.02.2022 | 11:20 Uhr

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