Moritz Götze - Multitalent mit Liebe zu Mecklenburg
Tetrapacks und verbeulte Coladosen - für Moritz Götze sind das alte Schätze. Als Kind hat er sie im Sommerurlaub in Ahrenshoop am Strand gefunden - heute findet man sie auf seinen Strandbildern.
Eigentlich wollte der Künstler mal Museumsdirektor werden, aber es sollte kein Kunstmuseum und auch kein Heimatmuseum sein. Sondern ein kleines, unaufgeräumtes mit ganz vielen Reliquien vergangener Zeiten. Der 57-Jährige liebt Geschichte und Geschichten.

Statt Tetrapacks und Coladosen sammelt er heute Autographen - Handschriften von Personen der Zeitgeschichte, zum Beispiel vom Baumeister Schadow. Über ihn hat er für das Bundesfinanzministerium ein Triptychon gestaltet. Drei Emaille-Tafeln mit Szenen aus dem Leben Schadows. Zum Mittelpunkt eines Metallkastens hat er einen Brief von Herzog Friedrich-Wilhelm zu Mecklenburg gemacht - wie ein Setzkatzen drapieren sich seine Figuren um das Schriftstück. "Einen solchen Brief in den Händen zu halten", sagt der Hallenser, "ist, wie zehn Minuten mit diesem Menschen zu verbringen."
Die Liebe zur Kunst hat Götze von seinen Eltern
Moritz Götze wächst in einem Künstlerhaushalt auf. Sein Vater Wasja Götze, war Popart-Vertreter der DDR und seine Mutter Inge, Malerin und Textilgestalterin mit Lehrauftrag an der Burg Giebichenstein. Sein Elternhaus ist für jeden offen. Ein ständiges Kommen und Gehen, Tee trinken und reden. Es entgeht ihm nicht, dass sein Vater mit der Unterzeichnung des Protestbriefes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 Repressalien ausgesetzt ist. Dass die Eltern sich immer am Rande dessen bewegen, was in der DDR erlaubt ist. Und es ist die Emaille-Schilder-Sammlung seines Vaters, die ihn zu seinen eigenen Kunstwerken inspiriert hat.
Moritz Götze verbrachte Sommerurlaube in Ahrenshoop
Unvergessen sind vor allem die Sommerurlaube in Ahrenshoop, im Haus der Künstlerfamilie Klünder. Eine Bauernkate am Bodden - früher der Rückzugsort von Fritz Koch-Gotha und seiner Frau Dora Koch-Stetter. Noch heute besucht Moritz Götze hier gern den Enkel des Paares, den Keramiker Johann Klünder. Über der Anrichte hängt immer noch ein Bild von Dora Koch-Stetter, das Moritz Götze zu vielen Werken inspiriert hat: Vase mit Mohnblumen. Seine Vasen sind mal leuchtend grün, mal gelb und mal rot und dabei immer umgeben von einer gewissen Unordnung, machmal auch von Tetrapacks und Cola-Dosen.
Über Umwege kommt Götze zur Kunst
Götze macht eine Ausbildung zum Möbeltischler. Da man nicht von jetzt auf gleich Museumsdirektor werden kann, will er es als Restaurator ins Museum schaffen. Merkt aber schnell: Für langwierige Puzzle-Arbeit fehlt ihm die Geduld. Er beginnt zu zeichnen. Seine Skizzen gefallen Freunden seiner Eltern. Einer kauft eine, die entdeckt wiederum ein Galerist. Damit ist der Künstler Moritz Götze geboren.
Er übt sich in Siebdruck, weil er die Auftrittsplakate seiner Punkband selbst gestalten und drucken will. Und er entdeckt, dass er Emaille-Arbeiten selbst machen kann. So entstehen seine bunten Bilderwelten auf Stahlplatten. Eine Farbe nach der anderen wird bei 770 Grad im Ofen gebrannt. In seiner Heimat arbeitet er in einer riesigen Ofenrohrfabrik bei Chemnitz. Im Sommerhaus der Familie in Mecklenburg brennt er seine Arbeiten im Keramikofen seiner Frau Grita.
Götzes Rückzugsort ist Mecklenburg
Mecklenburg ist immer der Rückzugsort der Familie geblieben. Mal sind seine Eltern im alten Bauernhaus, mal er und seine Frau, mal seine Kinder - und manchmal die ganze Familie zusammen. In Mecklenburg nimmt er sich Zeit zum Nachdenken, über seine nächsten Projekte, die nächsten Ausstellungen in aller Welt, sein Lebensprojekt: Die Gestaltung der Bernburger Kirche.
Der Lockdown war eine kreative Zeit für den Künstler
In einem knallroten Katalog mit dem Titel "Lebenszeichen" sind fast alle Werke, die in den vergangenen eineinhalb Jahren im Lockdown entstanden sind. Für Moritz Götze eine unglaublich kreative Zeit. Zeit zum Malen, Zeit zum Lesen, Zeit, um endlich mal zur Ruhe und zu neuer Kreativität zu kommen. Werke auf Leinwand, Radierungen und ganz viele Emaille-Arbeiten. Übergroße Briefmarken mit Conterfei von Paul Müller-Kaempff, dem Begründer der Künstlerkolonie Ahrenshoop oder mit Suppendosen - Warhol lässt grüßen.
