Nutri-Score: Welche Bedeutung hat die Lebensmittelampel?

Stand: 10.04.2025 20:50 Uhr

Mit dem Nutri-Score sollen gesunde Lebensmittel ganz leicht erkennbar sein. Was sagt der Nutri-Score aus, welche Schwachpunkte  hat er und warum kann er trotzdem hilfreich sein? Ein Überblick.

Auf immer mehr Lebensmitteln prangt inzwischen die Ernährungs- oder Lebensmittelampel des Nutri-Score. Mit unterschiedlichen Farben und Buchstaben soll dieser zeigen, in welchen Lebensmitteln sich viel Zucker oder Fett verstecken, sodass Verbraucherinnen und Verbraucher Produkte direkt vergleichen und sich so leichter für Lebensmittel mit einer besseren Nährstoff-Bilanz entscheiden können.

Nutri-Score-Tabelle: Die Bedeutung der Stufen A bis E

Der Nutri-Score stammt aus Frankreich, Ende 2020 wurde er in Deutschland eingeführt. Die Teilnahme der Hersteller ist freiwillig. Verarbeitete Lebensmittel lassen sich so auf einen Blick vergleichen. Das gilt aber immer nur innerhalb einer Produktgruppe - beispielsweise "Frühstücksflocken". Lebensmittel mit einem großen "A" auf grünem Grund sind vergleichsweise hochwertig, Produkte mit einem "E" auf rotem Grund eher ungünstig. In die Bewertung fließen verschiedene Faktoren ein:

Positiv bewertete Stoffe können negative ausgleichen

Jeder Bestandteil wird mit gewichteten Punkten bewertet. Ein hoher Gehalt positiv bewerteter Stoffe kann damit negative bewertete Inhaltsstoffe ausgleichen, der exakte Anteil wird nicht genannt. Vitamine, Mineralstoffe, ungesättigte Fettsäuren, Zusatzstoffe und Aromen fließen nicht in die Bewertung ein. Die Einordnung bezieht sich auf 100 Gramm des Nahrungsmittels, unabhängig vom Gewicht in der Packung. So lassen sich ähnliche, aus vielen Zutaten produzierte Lebensmittel von unterschiedlichen Herstellern gut vergleichen - aber immer nur innerhalb einer Kategorie.

Nährwert-Tabelle und Nutri-Score auf Produkten

Verbraucher konnten sich auch vor Einführung des Nutri-Score über die Nährwerte eines Produkts informieren. Doch die Tabellen mit Angaben zu Energie, Fett, Kohlenhydraten, Salz und Eiweiß stehen meist recht klein auf der Rückseite der Verpackung. Sie bieten zwar mehr Informationen als die Kennzeichnung durch den Nutri-Score, sind jedoch unübersichtlicher. Der Nutri-Score hat die Nährwert-Tabellen nicht ersetzt, sondern bietet zusätzliche Orientierung.

Schwachpunkte des Nutri-Score

Die Nutzung der Nutri-Score-Tabelle ist freiwillig, sodass jeder Hersteller entscheiden kann, ob er sie auf seine Verpackungen druckt. Hersteller unausgewogener Produkte würden die Kennzeichnung einfach nicht nutzen, kritisiert der Verein Foodwatch. Zudem müsse es eine europaweit einheitliche Lösung geben.
Außerdem sind mit einem grünen "B" versehene Produkte zum Beispiel nicht generell gesund. Beim Zucker und Salz wurden anfangs recht hohe Werte toleriert. Gesunde Inhaltsstoffe, wie Ballaststoffe, wurden hingegen zu wenig berücksichtigt. Bei Ölen und Fetten wurde nicht zwischen ungünstigen gesättigten und gesunden ungesättigten Fetten unterschieden.

Reform des Nutri-Scores

Diese Kritik wurde gehört und es wurde nachgebessert. Zucker und Salz werden seit 2024 strenger bewertet. Ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe werden nun stärker berücksichtigt. Süßstoffe in Getränken werden negativ bewertet. Kritikpunkt ist jetzt: Die Konzerne haben eine Übergangszeit von zwei Jahren, in der beide Nutri-Scores verwendet werden dürfen - ohne Angabe, ob es sich um den neuen oder alten handelt. Das macht das System in der Übergangsphase für Verbraucher unübersichtlich.

Nutri-Score: Kritik an Freiwilligkeit

Außerdem gibt es Überlegungen etlicher Konzerne, aus dem Nutri-Score auszusteigen. Untersuchungen haben ergeben, dass ein schlechter Nutri-Score zu Umsatzeinbußen führt. Gar keinen Nutri-Score anzugeben, wird jedoch von Verbrauchern neutral bewertet. Danone war bei der Einführung des Systems im Jahr 2020 beispielsweise einer der Vorreiter und hat alle Produkte gelabelt. Mit der Reform verliert das Danone-Produkt Actimel allerdings seinen grünen B-Score. Danones Reaktion: Der Ausstieg. Solange das System freiwillig bleibt, steht jedem Konzern frei, sich für oder gegen den Nutri-Score zu entscheiden.

Ernährungsmedizinerinnen und -mediziner warnen davor, den Nutri-Score mit einem Gesundheitsversprechen gleichzusetzen. Im schlimmsten Fall würden Verbraucherinnen und Verbraucher im guten Glauben, sich mit "A"- und "B"-Produkten gesund zu ernähren, minderwertige Lebensmittel essen.

Gesünder sind unverarbeitete Lebensmittel

Wer sich wirklich gesundheitsbewusst ernähren will, sollte die Zutatenliste eines Produktes genau studieren - und den Einkaufskorb vor allem mit unverarbeiteten Lebensmitteln wie Hülsenfrüchten und Gemüse füllen. Wenn die Entscheidung für eine bestimme Lebensmittel-Kategorie wie zum Beispiel ein Müsli aber schon gefallen ist, kann der Nutri-Score eine wichtige Orientierung beim Einkauf bieten.

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Dieses Thema im Programm:

Markt | 14.04.2025 | 20:15 Uhr

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