Deutschland stößt zu viel CO2 aus

Der Mensch trägt durch den Ausstoß von Treibhausgasen zur globalen Erwärmung bei. Dabei steht Deutschland als eine der größten Volkswirtschaften weltweit an siebter Stelle. Das Land hat nach Angaben des Bundesumweltministeriums seit Beginn der Industrialisierung fast fünf Prozent der Erderwärmung verursacht - und das, obwohl der deutsche Anteil an der Weltbevölkerung heute nur etwa ein Prozent ausmacht.
Den mit Abstand größten Anteil an den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland hat Kohlendioxid (88 Prozent), das beim Verbrennen fossiler Stoffe wie Kohle und Erdöl entsteht. Für die Gesamtemissionen hierzulande spielen außerdem vor allem Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas) eine Rolle, die in der Landwirtschaft entstehen.
Deutschlands CO2-Emissionen sind pro Kopf höher als in China
Vor allem bei den Pro-Kopf-CO2-Emissionen schneidet Deutschland schlecht ab: Sie sind im Jahr 2016 mit rund 9,6 Tonnen pro Jahr etwa doppelt so hoch wie der internationale Durchschnitt, der bei 4,8 Tonnen liegt. Zum Vergleich: In China, wo die meisten Treibhausgase ausgestoßen werden (mehr als 11 Milliarden Tonnen), liegt der CO2-Ausstoß pro Kopf bei 7,6 Tonnen. Experten fordern, den Pro-Kopf-Ausstoß auf maximal zwei Tonnen pro Jahr zu begrenzen, um die zunehmende Erwärmung der Erde aufzuhalten. 2018 lag der Ausstoß der Treibhausgase in Deutschland Schätzungen des Umweltbundesamtes zufolge bei etwa 865,6 Millionen Tonnen.
Energiewirtschaft stößt die meisten Treibhausgasemissionen
Aufgeschlüsselt nach Sektoren hat die Energiewirtschaft den mit Abstand größten Anteil an den Treibhausgasemissionen in Deutschland. Trotz des Ausbaus erneuerbarer Energien kommt derzeit noch immer ein Großteil des Stroms aus Kohlekraftwerken, die Stein- und Braunkohle verfeuern. So ging zum Beispiel 2015 in Hamburg trotz großer Proteste von Umweltschützern das Steinkohlekraftwerk Moorburg in Betrieb. Der Ausstieg aus der Atomkraft führt dazu, dass länger als eigentlich vorgesehen an Kohlekraftwerken festgehalten wird.
Industrie für ein Fünftel der deutschen CO2-Emissionen verantwortlich
Zweitgrößter Verursacher von CO2-Emissionen ist die deutsche Industrie, die den Ausstoß von Treibhausgasen seit der Jahrtausendwende nur leicht reduzieren konnte. Die Emissionen entstehen vor allem bei der Herstellung von Metallen wie Eisen und Stahl, in der Chemieindustrie und bei der Produktion mineralischer Produkte wie Zement. Dazu kommen indirekte Emissionen durch Fremdstrom- und Wärmebezug.
Der Verkehrssektor hat viel Einsparpotenzial
Der Sektor Verkehr ist der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland - und ein Bereich mit hohem Einsparpotenzial. Im Jahr 2016 überstiegen die Gesamtemissionen des Verkehrssektors die Werte von 1990. Rund 96 Prozent der Emissionen werden im Straßenverkehr verursacht. So stößt ein Auto mit einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von fünf Litern auf 100 Kilometern rund 13 Kilogramm CO2 aus. Dazu kommen Emissionen aus der Kraftstoffverbrennung auf Schienen, Wasserwegen sowie im nationalen Luftverkehr. Nicht eingerechnet sind hier der internationale Luft- und Seeverkehr sowie der im Schienen- und Straßenverkehr genutzte Strom.
Die Bundesregierung will künftig mehr Elektroautos über Deutschlands Straßen rollen lassen, um die Emissionen im Verkehrssektor zu senken. Der Schienengüterverkehr und der öffentliche Nahverkehr sollen ausgebaut werden.
Haushalte: Heizen schlägt zu Buche
Private Haushalte sind für immerhin rund zehn Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Sie entstehen vor allem durchs Heizen für Raumwärme und heißes Wasser - die Emissionen, die zur Herstellung von Strom für private Haushalte entstehen, gehören nicht zu diesem Posten. Experten sehen beim Wohnen erhebliches CO2-Einsparpotenzial, denn noch immer sind viele Häuser und Wohnungen in Deutschland schlecht gedämmt.
Landwirtschaft: Methan und Lachgas klimaschädlich
Rund acht Prozent der Gesamtemissionen stammen aus der Landwirtschaft. Allerdings sind in diesem Bereich weniger die CO2-Emissionen relevant, sondern vor allem die extrem klimawirksamen Treibhausgase Methan und Lachgas. Wiederkäuer wie Rinder stoßen Methan bei der Verdauung aus. Lachgas-Emissionen werden durch stickstoffhaltige Düngemittel und die Tierhaltung verursacht. Beide Faktoren hängen eng zusammen: Je mehr Masttiere für die Fleischproduktion aufgezogen werden, desto mehr Methan-Emissionen fallen an und desto mehr Felder müssen für die Futterproduktion gedüngt werden. Dazu kommen Emissionen beim Transport, der Schlachtung und der Kühlung des Fleisches.
So viel Treibhausgas verursacht jeder Einzelne
Jeder Einzelne trägt zu den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland und der Welt bei - etwa durch sein Konsum- und Reiseverhalten und die Wahl des Verkehrsmittels auf dem Weg zum Job oder zum Einkaufen. Während vor allem Mieter kaum Einfluss auf die Heizemissionen haben, kann beim Stromverbrauch jeder Einzelne auf Nachhaltigkeit bei der Wahl des Stromanbieters sowie effiziente Haushaltsgeräte achten.
Bis 2050 treibhausgasneutral?
Die Bundesregierung hat mit dem "Klimaschutzplan 2050" Ziele festgeschrieben, um die Emissionen einzudämmen. Bis 2030 sollen die Treibhausgas-Emissionen um 55 Prozent gegenüber 1990 reduziert werden. 2050 schließlich soll Deutschland weitgehend treibhausgasneutral werden.
Wie diese Ziele erreicht werden können, darüber wird allerdings weiter gestritten. Nach Ansicht von Umweltschützern reichen die bisherigen Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele bei Weitem nicht aus. Diskutiert wird derzeit zudem über die Einführung einer CO2-Steuer.
Wälder sind wichtige CO2-Speicher
Wälder leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn sie nehmen CO2 auf und speichern den darin enthaltenen Kohlenstoff. Je mehr Wald in Deutschland vorhanden ist, desto mehr Treibhausgase werden gebunden. 2017 waren das fast 62 Millionen Tonnen Treibhausgase. Diese sogenannte CO2-Einbindung soll ab 2021 auch in die Klimabilanz der EU-Länder einfließen. Dann treten EU-weit neue Anrechnungsregeln für die CO2-Einbindung und den Treibhausgasausstoß durch die Landnutzung in Kraft.
