Pflegen in der Sommerhitze: Personal und Heimbewohner ächzen
Die hohen Temperaturen machen den Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein zu schaffen. Für Personal und Bewohner bedeutet die Hitze zusätzlicher Stress.
Es sind dramatische, mahnende Töne, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach angeschlagen hat. "Ihr Leben ist in den nächsten Tagen in Gefahr", schrieb Lauterbach bei Twitter. Gemeint sind Seniorinnen und Senioren, denen die aktuelle Hitzewelle stark zusetzen könne.
Um diese vulnerable Gruppe zu schützen, haben viele Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein Konzepte für die heißen Tage ausgearbeitet. In den Heimen der AWO greift zurzeit ein sogenannter "Hitzemaßnahmeplan". Wie eine Sprecherin auf NDR Anfrage mitteilte, soll das Pflegepersonal darauf achten, dass die älteren Bewohnerinnen und Bewohner mindestens 1,8 Liter Flüssigkeit über Getränke zu sich nehmen.
Bewohner sollen sich in kühlen Räumen aufhalten
"Wir versuchen mit allen Mitteln, hitzeassoziierte Erkrankungen (Hitzschlag, Hitzeerschöpfung, Hitzekollaps, Sonnenstich, Hitzekrampf und Hitzeausschlag) bei unseren Bewohner*innen zu verhindern“, schreibt die AWO-Sprecherin. So werde der Speiseplan mit wasserhaltigen Lebensmitteln ergänzt und die Bewohner würden dazu angehalten, sich in kühlen Räumen aufzuhalten.
Auch andernorts bemühen sich Pflegeheime, ein besonders wachsames Auge auf ihre Bewohnerschaft zu haben. Die Rosenhof-Seniorenwohnanlagen mit Standorten in Travemünde, Ahrensburg und Großhansdorf haben an die Bewohner appelliert, "die Anlage, wenn überhaupt nötig, nur vormittags oder abends zu verlassen", erklärt ein Sprecher.
Maske tragen - eine "Riesenherausforderung"
Für die Mitarbeitenden in den Pflegeeinrichtungen bedeutet die Hitze großen Mehraufwand: Sie müssen penibel darauf achten, dass die Senioren genug trinken, genug Schatten haben, genug frische Luft bekommen - und zugleich selbst die geltenden Hygienemaßnahmen beachten. "Bei diesen Temperaturen eine Maske zu tragen ist eine Riesenherausforderung", schreibt der Sprecher der Rosenhof-Seniorenwohnanlagen.
"Dieses Jahr geht es schon in Richtung Extreme", meint auch Daniel Schöneberg, Geschäftsführer der Pflegeheime Riedel im Kreis Stormarn. Auch er betont: Es sei wichtig, viel zu lüften, ausreichend zu trinken und leichte Kleidung zu tragen. Seiner Erfahrung nach können viele Senioren aber gut mit der Hitze umgehen. "Viele waren früher bei der Hitze oft draußen und haben auf dem Feld gearbeitet." Die Belastung für die Mitarbeiter sei oft größer als für die Bewohner.
Nur wenige Hitze-Einsätze für Rettungskräfte
Die Hitzepläne in den Einrichtungen scheinen offenbar aufzugehen: Die Rettungsleitstellen in Schleswig-Holstein verzeichneten bis zum frühen Dienstagabend nur vereinzelte Einsätze wegen der Hitze. Auch das Universitätsklinikum in Kiel nahm nur wenige Patienten wegen Kreislaufbeschwerden auf. Am Mittwoch könnten die Rettungskräfte allerdings mehr zu tun bekommen: Dann sollen die Temperaturen nochmal deutlich steigen.