Ein Becken des Klärwerks Heide im Kreis Dithmarschen © NDR

Kühlwasser-Problem für geplante Batteriefabrik bei Heide gelöst

Stand: 07.07.2022 10:16 Uhr

Die Investoren für die geplante Batteriefabrik bei Heide müssen noch ein paar Hürden aus dem Weg räumen, bis das Werk tatsächlich gebaut werden könnte - zum Beispiel die Wasserversorgung. Northvolt selbst hat jetzt erste Fakten geschaffen.

von Carsten Rauterberg

Das schwedische Unternehmen hat ein Abkommen mit dem Abwasserzweckverband Region Heide (AZV) geschlossen. Durch eine Leitung wird das Abwasser aus der Region auf das Northvolt-Gelände kommen, dort wird es aufbereitet und dann als Kühlwasser eingesetzt. Das Thema Wasser ist eine entscheidende Hürde für den Bau und den Betrieb der riesigen Batteriefabrik von Northvolt. Dort wo jetzt noch Kühe und Schafe grasen, soll auf einem 160 Hektar großen Gelände die Fabrik gebaut werden.

Batterieproduktion braucht sehr viel Kühlwasser

Das Gebiet ist noch nicht erschlossen, alle Leitungen müssen dort gelegt werden und auch die Wasser-Versorgung muss sichergestellt werden. Northvolt-Projektleiter Nicolas Steinbacher erläutert die Hintergründe: "Wir haben hier sehr hohe Energie-Mengen, um eine Batteriezelle zu produzieren. Und das bedeutet: Wir haben an verschiedenen Stellen auch einen sehr hohen Kühlungsbedarf, und Wasser ist ein geeignetes Kühl-Mittel. Daher brauchen wir sehr viel Kühlwasser." Weil Northvolt bei allen Projekten die immer knapper werdenden Wasser-Ressourcen berücksichtigen und mit Partnern vor Ort zusammen arbeiten wolle, sei man mit dem AZV ins Gespräch gekommen, so Steinbacher.

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Ziel: Nachhaltige Kühlwasserzufuhr

Nach einigen Gesprächen war klar: Northvolt und der AZV wollen zusammen arbeiten. Jetzt haben beide Seiten eine Absichtserklärung unterschrieben. Der erste Punkt des Abkommens: Wie kann man eine nachhaltige Wasserzufuhr für die Batteriefabrik aus einer lokalen Versorgung hinbekommen? Karsten Voß, Geschäftsführer des AZV erklärt, dass man Northvolt das biologisch und chemisch gereinigte Abwasser zu Verfügung stellen will: "Normalerweise leiten wir es von unserem Klärwerk am Friesenweg in Heide über einen 1.900 Meter langen Abwasser-Kanal in einen Vorfluter nach Lohe-Rickelshof. Und von dort fließt es in den Speicherkoog und von dort in die Nordsee." Weil Northvolt das Abwasser aber gebrauchen kann, soll eine Leitung von dem Abzweiger am Persenweg in Lohe-Rickelshof zur Betteriefabrik gebaut werden. Die Kosten dafür soll Northvolt übernehmen. Von dort sei es nur noch gut einen Kilometer bis zum geplanten Firmengelände der Batteriefabrik, so Voß. Durch die geplante Leitung können so pro Jahr zwei Millionen Kubikmeter geklärtes Abwasser zu Northvolt fließen.

Wir stellen Northvolt unser biologisch und chemisch gereinigtes Abwasser zu Verfügung. Karsten Voß, Geschäftsführer des AZV

Wasseraufbereitungsanlage auf Fabrikgelände ist in Planung

Northvolt baut auf seinem Firmengelände eine Wasser-Aufbereitungsanlage. Denn für die Kühlung der Batteriefabrik brauche man kein Frischwasser, sondern könne auch Grauwasser einsetzen, sagt Northvolt-Projektleiter Steinbacher. "Im nächsten Prozess-Schritt müssen wir das Wasser weiter veredeln, und dazu sind wir bereits mit einem Industriepartner im Gespräch, die diese Anlage zur Wasser-Veredelung bauen soll. Ein Konzept für die Anlage ist in Arbeit, das ist jetzt alles im Fluss, aber Einzelheiten kann ich an der Stelle noch nicht verraten." Durch die Verwendung von diesem sogenannten Grauwasser kann Northvolt den Frischwasserverbrauch der Batteriefabrik erheblich senken und gleichzeitig eine Ressource, die bereits in Heide hergestellt wird, effektiv nutzen, um den hohen Kühlwasserbedarf zu decken.

Damit können wir den ökologischen Fußabdruck des Werkes erheblich verbessern. Northvolt-Projektleiter Nicolas Steinbacher  

Northvolt-Abwasser hilft, Kläranlage auszulasten

AZV und Northvolt planen zudem ein zweites Projekt und zwar die Einleitung des häuslichen Abwassers der Batteriefabrik in die zentrale Abwasserkläranlage des AZV. Geschäftsführer Karsten Voß zu den Gründen: "Northvolt geht ja von 3.000 Mitarbeitern aus und die müssen alle das WC benutzen und sich öfter mal die Hände waschen. Und dieses Abwasser von Northvolt nehmen wir dann ab, leiten es in unsere Kläranlage ein und haben dann eine deutlich höhere Auslastung der Anlage." Zusätzliches Abwasser führt also zu einer höheren Auslastung. Je höher man an die Kapazitätsgrenze komme, desto besser werde die Reinigung, so Voß. Außerdem führe das zu geringeren Kosten der gesamten Kläranlage. Und letztendlich könne man so die Gebühren für jeden einzelnen Kunden stabil halten. Denn diese Gebühren werden nach dem Modus - Gesamtkosten durch Abwassermenge - ermittelt. Es profitiere also jeder Kunde von dieser erhöhten Abwassermenge des Abwasserzweckverbandes, so Karsten Voß.

Planungsunterlagen noch bis Montag öffentlich

Ein Becken des Klärwerks Heide im Kreis Dithmarschen © NDR
Die Kooperation zwischen Northvolt und dem Abwasserzweckverband Region Heide soll Wasser sparen und den ökologischen Fußabdruck der Batteriefabrik verbessern.

Die konkreten Pläne für die Batteriefabrik, die auf den Flächen der Gemeinden Norderwöhrden und Lohe-Rickelshof gebaut werden soll, liegen seit Mitte Juni im Amt Heider Umland öffentlich aus. Noch bis Montag können alle interessierten Bürgerinnen und Bürger die Pläne dort einsehen und ihre Anregungen, Fragen und Kritik dort zu Protokoll geben. Dann muss Northvolt noch Umwelt - und Verkehrsgutachten einholen, Nachbargemeinden und zahlreiche Behörden müssen noch ihre Stellungnahmen abgeben. Den ersten Schritt der Bauleitplanung könne man dann voraussichtlich im Herbst abschließen, sagte ein Sprecher der Amtsverwaltung. Ende 2025 möchte das schwedische Unternehmen die Produktion von "Northvolt Drei" - so der interne Name der Batteriefabrik bei Heide - aufnehmen.

Endgültige Entscheidung bis Ende des Jahres erwartet

Noch ist viel zu tun für den Investor Northvolt,  aber auch für die zuständigen Behörden, bevor es mit dem Bau der Batteriefabrik bei Heide losgehen könnte. Denn noch gibt es von Northvolt nur eine Absichtserklärung, die im Übrigen auch von Vertretrern der Landesregierung unterzeichnet wurde. Eine endgültige Investitionsentscheidung will Northvolt bis spätestens Ende des Jahres bekannt geben. Beobachter rechnen mit einer Entscheidung noch im Spätsommer.  

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NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 06.07.2022 | 17:00 Uhr

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