Kindeswohlgefährdung nimmt zu: Mehr als 1000 Fälle in SH registriert
Die Zahl der gemeldeten akuten Kindeswohlgefährdung nimmt in Schleswig-Holstein laut aktuellen Zahlen um 10,5 Prozent zu. Die Kieler Kinderpsychologin Lidija Baumann wünscht sich, dass Eltern vorhandene Hilfsangebote annehmen.
Nahrung, ein Dach über dem Kopf, Liebe, eine stabile Beziehung zu den Eltern: Das brauchen Kinder nach Meinung von Experten, das sind ihre Bedürfnisse. Wenn die Eltern diese Bedürfnisse erfüllen, ermöglichen sie ihren Kindern demnach eine altersgerechte, seelische und körperliche Entwicklung und eine gute Kindheit. Aber nicht alle Kinder haben so eine sorgenfreie Kindheit, weiß Lidija Baumann. Sie leitet das Kinderschutzzentrum Kiel. Wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, dann spricht man von einer Kindeswohlgefährdung.
Zahlen steigen auch bundesweit
In Schleswig-Holstein gab es im Jahr 2023 laut des Statistisches Bundesamtes 1.062 Fälle akuter Kindeswohlgefährdung. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 10,5 Prozent. Die Kindeswohlgefährdung liegt vor, "wenn eine erhebliche Schädigung des körperlichen, geistigen oder seelischen Wohls des Kindes/Jugendlichen bereits eingetreten ist oder mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten ist",schreibt das Statistische Bundesamt. In Deutschland stieg die Zahl der Kindeswohlgefährdungen 2023 um zwei Prozent auf 63.700 Fälle.
Kindeswohlgefährdung kann auch anonym gemeldet werden
Wer sich nicht sicher ist, ob das Wohl eines Kindes gefährdet ist, kann das Jugendamt einschalten. "Es gibt die Möglichkeit, das anonym zu melden. In diesem Fall muss ich wirklich ganz dringend das Kindeswohl im Blick haben, kann dann beim Jugendamt eine anonyme Meldung machen und die müssen dem dann auch nachgehen", sagt Sophia Schiebe, die Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes.
Beispiele von Kindeswohlgefährdung
- Körperliche, psychische, sexuelle Misshandlung
- emotionale, erzieherische und körperliche Vernachlässigung
Wann sollten Eltern streng sein? Das rät eine Kinderpsychologin
Auf der anderen Seite verfolgen viele Eltern das Ziel einer gewaltfreien Erziehung. Doch wann sollten sie auch Strenge zeigen? Die Kinderpsychologin Lidija Baumann hat ein Beispiel: Wenn Kinder anfangen, sich von ihren Eltern abzulösen, dann überschreiten sie bewusst Grenzen. Für die Entwicklung ist das wichtig, für die Eltern kann das nervig sein.
Die Kinderpsycholgin rät Eltern, dass sie in der Erziehung auch Grenzen setzen müssen und dem Kind erklären, "was ist eine Grenzüberschreitung, die nicht geht, sondern die andere schädigt oder sich selbst schädigt," sagt Lidija Baumann. Sie wünscht sich auch, dass Eltern sich Hilfe suchen, wenn sie mal in der Erziehung nicht weiter wissen. Auch dafür gebe es beim Kinderschutzbund Angebote.
