Jugendgewalt in Heide: Videoüberwachung für Südermarkt
Der Heider Südermarkt soll videoüberwacht werden. In den vergangenen Wochen war es dort wiederholt zu Schlägereien, Diebstählen und anderen Straftaten gekommen - bis schließlich ein junger Mann an seinen Verletzungen starb.
Die Stadt Heide will die Videoüberwachung am Südermarkt so schnell wie möglich umsetzen, sagte Bürgermeister Oliver Schmidt-Gutzat (SPD). Der genaue Zeitpunkt, wann die Kameras installiert werden, steht laut Schmidt-Gutzat noch nicht fest, auch nicht die konkreten Standorte. Die Polizei und die Heider CDU-Fraktion hatten die Video-Überwachung gefordert, um die Straftaten besser verfolgen zu können. Außerdem will die Stadt Heide jetzt an die Geschäftsleute vor Ort appellieren, ihr freies W-LAN für mehrere Stunden am Tag abzustellen. Nach Einschätzung der Polizei treffen sich die Jugendlichen unter anderem wegen des freien Internet-Zugangs am Südermarkt. Das Unabhängige Landeszentrum für Datenschutz teilte auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein mit, dass es die Stadt darauf hingewiesen hat, dass die aktuelle Rechtslage eingehalten werden muss und hat Hinweise gegeben, worauf bei einer Videoüberwachung rechtlich zu achten ist.
Freizeitangebot für Jugendliche soll verbessert werden
In einem ersten Schritt hatte die Stadt bereits angekündigt, ihr Freizeitangebot für Jugendliche verbessern zu wollen - unter anderem mit Street-Basketball, Street-Soccer oder einer Skater-Anlage. Das berichten übereinstimmend Teilnehmer eines Runden Tisches, der am Dienstagabend stattgefunden hatte. Außerdem soll das bisherige Sportangebot erweitert werden. Aber zunächst soll dazu der Kontakt zu den Jugendlichen gesucht werden. Der Kreis Dithmarschen hatte den Verein "Kieler Antigewalt- und Sozialtraining" bereits vergangene Woche damit beauftragt. Der Verein betreut seit Jahren straffällig gewordene Jugendliche und ist bereits im Gespräch mit einigen Jugendlichen am Südermarkt.
Sozialraum-Analyse für den Südermarkt
Der Verein soll aber noch etwas mehr leisten. Nach Angaben von Geschäftsführerin Berenike Schwarz werden Mitarbeiter des Vereins eine Sozialraum-Analyse durchführen: "Das heißt - was ist mit den Jugendlichen? Was wünschen die sich? Was führt dazu, dass es da immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt?" In Heide würden diese Aufgabe von Kolleginnen und Kollegen übernommen, die mehrere Sprachen sprechen - etwa syrisch, türkisch, arabisch, dari, pashtu (afghanisch) oder iranisch.
Was wird untersucht?
"Die Schwierigkeit ist, es werden häufig Programme etabliert, Methoden gesucht, die von Pädagogen gemacht sind und ausgeführt werden. Aber manchmal an der Lebenswelt der Jugendlichen vorbeigehen, und das ist uns ein großes Anliegen, da einfach die Jugendlichen in ihrer Lebenswelt zu sehen und zuzuhören: Was eigentlich von denen gewünscht ist wirklich. Also: Was wollen die jetzt eigentlich?"
Was ist das Problem der Jugendlichen am Südermarkt?
Häufig ist es nach den Erfahrungen des Vereins so, dass diese Jugendlichen keine gute Tagesstruktur haben. Manchmal seien sie Schulabbrecher oder Jugendliche, die schon nicht mehr zur Schule gehen müssten. Ihr Problem: Aufgrund fehlender Ausbildung oder weil sie keine Arbeit haben, fehlt auch die Tagesstruktur, so Schwarz: "Und dann muss der Tag mit irgendwas gefüllt werden. Und wir wissen es vielleicht selber: Wenn wir uns langweilen, haben wir vielleicht nicht immer der besten Ideen."
Stadt und Vereine wollen mehr Angebote machen
Vor allem im Sportangebot soll sich für Jugendliche etwas verändern. Sportvereine oder Vereine in der offenen Jugendarbeit wollen nach dem runden Tisch mit dabei sein. Berenike Schwarz sagt: Ein solches Angebot sei grundsätzlich gut - die Jugendlichen müssten aber mitreden können. Nach Ansicht der Polizei sind das wertvolle Ideen. CDU-Fraktionschef Marc Trester fordert, dass Teile dieser Ideen noch in diesem Jahr umgesetzt werden sollten. Denn die Vorschläge des runden Tisches seien eher mittel- und langfristig umsetzbar. Es fehlten kurzfristige, schnelle Maßnahmen.
Bürgermeister in Heide in der Kritik
Kritik kommt von mindestens zwei Fraktionen im Rathaus: CDU und FDP sagten NDR Schleswig-Holstein, Heides Bürgermeister Schmidt-Gutzat wirke überfordert. Er hatte sich nach der Sitzung des runden Tisches am Dienstag nicht zu den Ideen geäußert. Das sei irritierend gewesen, so die Fraktionschefs von CDU und FDP. Das erwecke den Eindruck, der Heider Bürgermeister sei nicht in der Lage, entschlossen zu handeln. Genau das bräuchten die Bürgerinnen und Bürger aber - entschlossenes Handeln und sofortige kluge Entscheidungen, um die Lage am Südermarkt zu lösen, sagten FDP-Fraktionschefin Renate Jensen und CDU-Fraktionschef Marc Trester unisono.