Ein toter Baßtölpel auf Helgoland. © NDR Foto: Paul Wessels

Helgoland: Vogelgrippe bei totem Basstölpel nachgewiesen

Stand: 13.07.2022 19:43 Uhr

Auf Helgoland leben fünf Seevogelarten seit der vergangenen Ölpest ohne größere Gefahren. Das hat sich nun offenbar geändert. Fachleute der Vogelwarte vermuten einen größeren Ausbruch der Vogelgrippe.

von Jonas Salto

In Europa ist in diesem Jahr erstmals im großen Stil das Virus H5N1 in Seevogelkolonien ausgebrochen. Besonders schlimm hat das laut der Fachleute Frankreich, Niederlande, Schottland und Island getroffen. Helgoland blieb die vergangen Jahrzehnte verschont - bisher gab es dort noch keinen Ausbruch in größerem Ausmaß. Doch seit ein paar Tagen sterben zahlreiche Basstölpel auf der Nordseeinsel.

38 tote Jung- und 19 tote Altvögel auf Lummenfelsen

Dr. Jochen Dierschke von der Vogelwarte auf Helgoland hat in den vergangenen Wochen vereinzelt mal einen toten Basstölpel entdeckt. Das sei aber nichts Ungewöhnliches gewesen. Doch bei den letzten Totfunden auf dem Plateau des Lummenfelsens ist bei dem Vogelforscher der Verdacht aufgekommen, dass die Vögel an der Vogelgrippe gestorben sind: "Bisher hatten wir das auf Helgoland noch nie, dass wir eine hohe Sterblichkeit unter den Basstölpeln - vor allem im Sommer - hatten."

Mitarbeitende des Veterinäramts Pinneberg konnten nun bei einem toten Vogel das Vogelgrippevirus H5N1 nachweisen. Eine weitere Probe soll nun von Experten für Tiergesundheit im Friedrich-Löffler-Institut untersucht werden.

Konsequenzen auf Population noch nicht absehbar

Auf Helgoland wächst die Population der Basstölpel grundsätzlich. Wenn zu den tot aufgefundenen 57 Vögeln nicht mehr viele dazukommen, kann die Population das verkraften. Jochen Dierschke warnt aber auch: "Wenn es eben so richtig Fahrt aufnimmt, wie das in Schottland zum Beispiel war bei den Basstölpeln, dann kann das schon auch die Population deutlich beeinträchtigen." Den Mitarbeitenden der Vogelwarte sind im Falle der Vogelgrippe die Hände gebunden. Man könne den Tieren nicht helfen und man könne sie nur sterben lassen, sagt der Vogelexperte.

Vogelgrippe auf Trischen nachgewiesen

Vor einem Monat war das Virus H5N1 auf Trischen ausgebrochen. Die Insel befindet sich in etwa zwischen dem Festland und Helgoland. Dort sind nach Angaben des Naturschutzbundes (NABU) sieben tote Basstölpel gefunden worden. Nach Einschätzung von NABU-Sprecher Till Holsten von vor einer Woche ist die Vogelgrippe auf Trischen aber auf dem Rückzug.

Wer sich im Moment als Tourist auf Helgoland aufhält und schwache Vögel entdeckt, soll sie liegen lassen und auf keinen Fall anfassen. In seltenen Fällen könne sich der Mensch bei engem Kontakt mit dem Vogel infizieren, warnt Dierschke.

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